Hygiene

Wasserhygiene: Prävention gefragt

19.03.2013 -

Wasserhygiene: Prävention gefragt. Die Prävention von Wasserkeiminfektionen in der medizinischen Versorgung gewinnt an Bedeutung. Zentral dabei: regelmäßiges Monitoring der Wasserqualität.
Dies wurde beim Symposium „Water Hygiene in Health Care – Updates, Trends and Recommendations“ deutlich.
Es fand im Rahmen des 8. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) in Berlin statt, unter der Leitung von Prof. Martin Exner, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Umweltmedizin und Vorsitzender der Trinkwasserkommission, sowie Prof. Philippe Hartemann, Präsident der Französischen Gesellschaft für Krankenhaushygiene.

Die Dokumentation von Legionellosen wird von der Europäischen Arbeitsgruppe für Legionelleninfektionen (EWGLI) durchgeführt. Laut Koordinatorin Dr. Carol Joseph, London, hat sich die Zahl der gemeldeten Legionellosen von 1995 bis 2004 durch bessere Überwachung verfünffacht.
In Deutschland sei dieser hohe Erfassungsstandard noch nicht erreicht: Statt der geschätzten 30.000 Legionellosen werden nur ca. 600 gemeldet.
Anders sieht es in Frankreich aus, wo die konsequente Erfassung auch die Infektionen reduziert hat.

Aktives Vorgehen gegen Legionellen
In den europäischen Ländern gilt Prävention als oberstes Gebot, in den USA wird hingegen erst nach Auftreten einer Legionellose reagiert.
Prof. Dr. Janet E. Stout, VA Medical Center, Pittsburgh, kritisiert dieses reaktive Vorgehen: Denn eine amerikanische Studie aus den Jahren 1991 bis 2001 zeige eindeutig, dass durch regelmäßige Kontrolle der Wasserqualität die Anzahl der Legionellosen zurückgehe.
Gleichzeitig machen Stout zufolge neue Untersuchungen deutlich, dass die in den USA übliche Wasserdesinfektion Legionellen nicht zuverlässig aus dem Trinkwasser verbannt.
Die in Deutschland erlaubte Konzentration von Desinfektionsmitteln erscheint der Expertin aber auf jeden Fall zu gering.
Ihr Fazit: zusätzliche Maßnahmen sind erforderlich, auf Intensivstationen beispielsweise eine endständige Filtration. Sie selbst hat in einer aktuellen Studie nachgewiesen, dass diese Filter Legionellen zuverlässig zurückhalten.

Risikofaktor Pseudomonas aeruginosa
Wirksame Wasserhygiene muss auch das Risiko von Infektionen durch Pseudomonas aeruginosa im Blick haben.
Darauf wies Prof. Matthias Trautmann vom Institut für Krankenhaushygiene Stuttgart hin. Studien belegen, dass ein Großteil der nosokomialen Pseudomonas-Infektionen über den Kontakt mit kontaminiertem Wasser erfolgt.
Diese Infektionen lassen sich nicht mit den üblichen Hygienemaßnahmen bekämpfen. Auf einer süddeutschen Intensivstation waren beispielsweise 82 % der Wasserproben kontaminiert. Deshalb wurden alle Zapfstellen mit endständigen Einmal-Filtern ausgerüstet.
Das Ergebnis: Die Infektionsrate sank in einem Jahr von 34 auf 10. Und: Das Risiko, sich mit Pseudomonaden zu infizieren, ist mit endständigen Einmal-Filtern deutlich niedriger.
„Dies ist die erste Studie, die in einer multivariaten Analyse statistisch signifikant gezeigt hat, dass die endständige Filtration zur Vermeidung von Pseudomonas- Infektionen hoch wirksam ist“, sagt Trautmann.
Für die Prävention von Pseudomas- Infektionen ist auch der Siphon bedeutsam. Darauf verweist Dr. Alexander Dyck vom Institut für Hygiene und Umweltmedizin Greifswald.
Untersuchungen haben das Ansteckungsrisiko durch Händewaschen jetzt bestätigt. „Die Emissionsrate der Pseudomonaden aus Waschbecken und Duschen wird durch die Höhe der Bakterienbelastung im Siphon bestimmt“, sagt Dr. Dyck.
Die Konsequenz: In Hochrisikobereichen müssen – neben der Installation endständiger Einmal-Filter – zusätzlich die Siphons desinfiziert werden.

Aspergillen: Gefahr für Immungeschwächte
Auch invasive Aspergillosen sind für immungeschwächte Patienten gefährlich. Nach einer Lungentransplantation liegt die Infektionsrate zwischen 19 und 26 %.
Häufig verlaufen diese Infektionen tödlich: Nach Knochenmarktransplantationen sterben 10 bis 15 % der Patienten an Aspergillose. Neu ist die Erkenntnis, dass die Sporen nicht nur in der Raumluft, sondern auch in Wasserhähnen, Duschen und Leitungen vorkommen. Wie genau die Infektion erfolgt, ist allerdings noch nicht geklärt.
Dr. Adilia Warris aus Nijmwegen (Niederlande) rät, bei Auftreten einer Aspergillose zuerst die Raumluftfilter zu untersuchen, dann Getränke und Nahrungsmittel und schließlich das Wasser – mit anschließenden Maßnahmen.
Für Stationen mit stark immunsupprimierten Patienten empfiehlt sie die Verwendung von endständigen Einmal- Filtern. Eine in-vitro-Studie hat gezeigt, dass diese auch Aspergillen zuverlässig zurückhalten.

Symposium „Water Hygiene in Health Care – Updates, Trends and Recommendations“ im Rahmen des 8. Internationalen Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene am 4. April 2006 in Berlin.
Chairmen: Prof. Martin Exner, Bonn, Prof. Philipe Hartemann, Nancy.

Daniel Neubacher, Oberursel

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