IT & Kommunikation

Effektiv und vernetzt – Wettbewerbsvorteil Telemedizin

Ein Ausblick auf die TeleHealth 2010

26.03.2010 -

Um im Wettbewerb bestehen zu können, müssen Krankenhäuser nicht nur effektiv arbeiten, sondern auch eine optimale Versorgungsqualität gewährleisten. Bei der TeleHealth 2010 in Hannover zeigen Unternehmen ein breites Spektrum an telemedizinischen Diensten und Vernetzungslösungen, mit denen Kliniken ihre strategische Ausgangsposition verbessern können.

Wer Patienten schnell und qualitativ hochwertig versorgen möchte, braucht als Allererstes eine adäquate Diagnose. Das ist mitunter nicht so einfach, wie es klingt. Patienten mit Herzrhythmusstörungen beispielsweise haben oft nicht ständig Probleme mit dem Herzrhythmus, sondern nur ab und an. Die Dokumentation der Rhythmusstörung im EKG wird da nicht selten zur Glückssache. Gerade kardiologische Klinikambulanzen können davon ein Lied singen. Telemedizinische EKG-Diagnostik kann hier Abhilfe schaffen, wenn sie zuverlässig und für die Patienten leicht zu bedienen ist. Bei der TeleHealth 2010 präsentiert das Unternehmen Vitaphone im Rahmen der CEBIT eine Lösung zur EKG-Überwachung, die genau diese Anforderungen erfüllt: Patienten mit unklaren Herzrhythmusstörungen hängen sich das remosEKG 100/300 BT einfach um den Hals. Sobald das Herz stolpert, drücken sie auf einen Knopf. Das Gerät fertigt dann wahlweise ein 1- oder 3-Kanal-EKG an und übermittelt es per Mobilfunk an die betreuende Klinik oder Ambulanz.

Diese Art der innovativen „Patientenvernetzung" beschleunigt die Diagnosestellung ganz erheblich und kann damit die Versorgung von Herzpatienten in Krankenhäusern und an der Schnittstelle zwischen Ambulanz und Krankenhaus deutlich effizienter gestalten. Das bestätigt auch Professor Hans-Joachim Trappe, Direktor der Medizinischen Klinik am Marienhospital Herne: „Aus meiner Sicht ist das Tele-EKG das Mittel der Wahl, um symptomatische Herzrhythmusstörungen zuverlässig zu diagnostizieren." Trotzdem werden Tele-EKG-Lösungen bisher nur von einigen wenigen Krankenhäusern regelmäßig eingesetzt. Für Trappe ist das unverständlich: „Unsere Erfahrungen sind durchweg positiv. Ich wundere mich immer wieder darüber, dass die Möglichkeit der telekardiologischen Funktionsdiagnostik in Kliniken und Praxen so wenig genutzt und angeboten wird."

Umfassendes Konzept Telemedizin

Neben der telemedizinischen EKG-Diagnostik bietet sich auch in der telemedizinischen Betreuung chronisch kranker Patienten ein interessantes neues Betätigungsfeld für Krankenhäuser. Patienten mit Herzinsuffizienz oder Diabetes beispielsweise können sich in Ergänzung zu ihrer ambulanten Betreuung telemedizinisch überwachen lassen. Wenn dieser Part von einem Krankenhaus übernommen wird, erhöht das zum einen die Patientenbindung. Andererseits wird das Krankenhaus bei den in der Region ansässigen Ärzten stärker als Kompetenzzentrum wahrgenommen. Lösungen für die telemedizinische Überwachung gibt es mittlerweile in großer Zahl, und viele Hersteller aus diesem Marktsegment sind bei der TeleHealth 2010 vertreten. So bietet das Unternehmen IEM innovative Geräte für die telemedizinische Überwachung von Bluthochdruckpatienten an, etwa die Blutdruckuhr Klock. Und das Unternehmen BodyTel, das bei der TeleHealth 2009 mit einem komfortablen Diabetes-Handy auf sich aufmerksam gemacht hatte, bringt diesmal Handy-basierte Überwachungslösungen für Körpergewicht (WeightTel) und Blutdruck (PressureTel) mit nach Hannover.

„Entscheidend bei allen telemedizinischen Überwachungsprojekten ist die enge Einbindung des behandelnden ambulanten Arztes", betont Dr. Friedrich Köhler, Telemedizinexperte bei der Charité Berlin. Er muss es wissen: Im Rahmen der großen Telemedizinstudie Partnership for the Heart hat er fast alle kooperierende Ärzte in Berlin und Brandenburg persönlich besucht. Köhlers Arbeitgeber ist eines von mehreren Krankenhäusern in Deutschland, die mit eigenen Telemedizinzentren ihr Profil schärfen wollen. Ähnliche Ambitionen hegen beispielsweise auch das Universitätsklinikum Greifswald, das Robert Bosch-Krankenhaus in Stuttgart und das Herz- und Diabetes-Zentrum Nordrhein-Westfalen.

Offen bleibt freilich bis auf Weiteres, ob und wie die diversen deutschen Telemedizinprojekte in eine nationale Kommunikationsinfrastruktur für das Gesundheitswesen eingebunden werden können. Es hapert nicht an der Technik, sondern am gemeinsamen Willen. In Hannover wird die verantwortliche IT-Behörde, die Berliner gematik, über den aktuellen Stand der Vernetzungsbemühungen im deutschen Gesundheitswesen Bericht erstatten. Wie in anderen Bereichen des Gesundheitswesens stehen als Folge des Regierungswechsels auch bei der Telematikinfrastruktur einige Veränderungen an. Die TeleHealth 2010 wird daher mit Spannung erwartet.

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