Institut für Klinische Chemie: Zentrallabor des Universitätsklinikum Mannheim
01.10.2012 -
Institut für Klinische Chemie: Zentrallabor des Universitätsklinikum Mannheim. Das Universitätsklinikum Mannheim verfügt als Krankenhaus der Maximalversorgung über fast alle Fachrichtungen der klinischen Medizin. Entsprechend breit ist das medizinische Spektrum in Diagnostik und Therapie. Durch die Kombination von Krankenversorgung, Forschung und Lehre können bei der Behandlung neueste Untersuchungs- und Therapiemethoden eingesetzt werden. Einschließlich der Teilzeitkräfte sorgen rund 4.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die jährlich rund 66.000 Patienten. Um die qualitativ hochwertige Versorgung der Patienten dauerhaft sicherstellen zu können, wurde seit Mitte der 1990er Jahre ein aktives Qualitätsmanagement betrieben mit dem Ziel, die Zufriedenheit der Patientinnen und Patienten zu erhöhen, die Abläufe zu verbessern und aktuelle Konzepte bei unserer Arbeit einzusetzen. Das Mannheimer Universitätsklinikum wurde bundesweit als erstes Universitätsklinikum nach KTQ (Kooperation für Transparenz und Qualität im Krankenhaus) im Jahr 2004 zertifiziert. Die KTQ ist die in Deutschland maßgebliche Organisation für die Vergabe entsprechender Qualitäts-Zertifikate.
Das Klinikum firmiert fortan als gemeinnützige GmbH, alleiniger Gesellschafter ist die Stadt Mannheim. Für ein Universitätsklinikum spielt neben der Krankenversorgung auch die Wissenschaft eine große Rolle. Die hier angesiedelte Medizinische Fakultät Mannheim gehört zur traditionsreichen Universität Heidelberg. Von den Forschungsaktivitäten der Mannheimer Mediziner zeugen aktuelle Veröffentlichungen, Kongresse, Fachtagungen und Projekte. Für die Lehre stehen den über 800 Medizinstudenten und ihren Dozenten mehrere Hörsäle zur Verfügung. In einem Krankenhaus der Maximalversorgung betreut das Zentrallabor auch das Analysenaufkommen von zahlreichen Spezialambulanzen. Es übernimmt aufwändige Sonderuntersuchungen, um Vergiftungen, hormonelle Störungen, Gerinnungsstörungen oder auch seltene Blutzellerkrankungen sicher zu entdecken. Laut Literatur tragen die Laboruntersuchungen bei 64 % aller Krankheitsfälle maßgeblich zur Diagnosefindung bei. Das Institut beschäftigt 57 Mitarbeiter in einem Team aus Ärzten, klinischen Chemikern, medizinischtechnischen Assistenzberufen (MTLA, Arzthelferin) und Sekretariatskräften. Die Sicherstellung der täglichen Routineuntersuchungen auf den Gebieten der Klinischen Chemie, Hämatologie, Zytologie, Hämostaseologie, Endokrinologie und Toxikologie und der Spezialanalytik (u.a. Genomanalysen, Akut-Toxikologie und Flow-Cytometrie) mit über 500 Verfahren ist ebenso gewährleistet wie die Notfalldiagnostik der wichtigsten Laborparameter. Daneben ist das Institut auch aktiv in der Forschung tätig. Die wissenschaftlichen Aktivitäten im Institut verteilen sich auf folgende Bereiche:
Onkologie
- Frühe molekulare Ereignisse in Tumorentstehung und Carcinogenese
- Spezifische immunologische Therapiemodelle für das Kolonkarzinom
Entzündung und Immundiagnostik
- Molekulare Mechanismen der Entzündung
- Neue Tests zur präzisen und reproduzierbaren Bestimmung der Leukozytenfunktion
Proteomics und Massenspektrometrie
- Identifikation krankheitsrelevanter Biomarker und ihre molekulare Charakterisierung durch multiparametrische Protein Analytik (Proteomics)
- Proteomics core facility homepage
- Etablierung und Integration von Qualitätssicherungsprogrammen für die molekulargenetische Diagnostik
Gemeinsam mit den klinischen Kollegen werden u.a. die Früherkennung von lebensbedrohlichen Infektionen bei Intensivpatienten, Blutbilderkrankungen sowie Immundefekte erforscht und die Diagnostik von allergischen Erkrankungen verbessert. Ein weiteres Aufgabenfeld ist die Ausbildung sowohl von 160 Medizinstudenten pro Jahr im Fach Klinische Chemie und Pathobiochemie als auch die Laborfacharztweiterbildung, Fachweiterbildung zum Klinischen Chemiker und der Unterricht an der hauseigenen MTLASchule. Die ständige Fortbildung unterstützt das Institut durch Klinische Kolloquien, spezielle Weiterbildungskurse im Bereich der zellulären Diagnostik und Veranstaltung von Fachtagungen, wie z.B. der diesjährige Kongress der DGKL in Mannheim. Das Lesser-Loewe- Kolloquium am Klinikum Mannheim wurde 1965 vom Institut für Klinische Chemie ins Leben gerufen und dient seitdem einem interdisziplinären Gedankenaustausch der unterschiedlichsten medizinischen Fachrichtungen zu jeweils aktuellen Sachthemen. In seiner Art ist es die älteste, kontinuierlich geführte Wissenschaftsveranstaltung der Medizinischen Fakultät Heidelberg mit bisher über 360 Einzelvorträgen. Das Mannheimer Institut für Klinische Chemie kann dabei als zweitältestes Labor in Deutschland auf eine lange Tradition zurückblicken. In einem vernetzten System bietet das Institut im Klinikum gemeinsam mit den anderen diagnostischen Disziplinen der Mikrobiologie, Pathologie und Röntgendiagnostik ein breites Untersuchungsspektrum. Die Umstrukturierung des Klinikum Mannheim in eine moderne gemeinnützige GmbH 1997 ging einher mit einer Neukonzeption des Zentrallabors 1998, um den Workflow und die Patientenversorgung noch effektiver und kostengünstiger zu gestalten, und einer Rezentralisierung der Notfalldiagnostik 1999 in die Routine. Die Kosteneinsparung durch Konsolidierung von 25 auf 12 Analysensysteme wurde genutzt, um eine moderne Rohrpostanlage zu finanzieren. 2001 folgte die Integration des Labors für spezielle Hämostaseologie und des Liquorlabors und seit 2002 wird auch die Kinderklinik vom Institut für Klinische Chemie versorgt. Im Jahr 2005 wurde die nächste Stufe der Konsolidierung mit Neukonzeption der Probenannahme geplant. Folgende Gründe waren für die Neukonzeption ausschlaggebend:
- Einführung eines beleglosen Analysenanforderungssystems (IMEDOrder Entry)
- wirtschaftliche Herausforderungen durch die Einführung des DRG-Systems
- Schnellere Lieferung der Laborbefunde bei verkürzten Liegezeiten der Patienten
- Effizienterer Probenfluss bei der Routinediagnostik
- Aufrechterhaltung einer professionellen Labordiagnostik auch für die Notfallversorgung
- Reduzierung fehlerträchtiger manueller Tätigkeiten
- Bündelung von personellen und räumlichen Ressourcen
- Integration bestehender Analysensysteme verschiedener Hersteller
Um eine weitere Optimierung zu erreichen, hat sich das IKC für eine integrierte stufenförmige „Laborautomation“ entschieden. Ziel war es, mehrere voneinander unabhängige Einzelkomponenten auszuwählen, die untereinander als Backup fungieren können und eine umfassende Systemlösung für das Zentrallabor bieten. Dabei wurde Wert auf einen hohen Automatisierungsgrad gelegt, um den Workflow im Labor noch effizienter zu gestalten.
Entscheidungskriterien für das Konzept von Dade Behring
Für das Zentrallabor des IKC stand der Automatisierungsaspekt im Vordergrund. Mit StreamLAB werden zukünftig die meisten präanalytischen Arbeitsschritte – Scannen der Proben, Zentrifugation, Öffnung der Probengefäße und Probentransport zu den Analysesystemen – ohne manuellen Aufwand durchgeführt. In der Postanalytik unterstützt das System die Archivierung der Proben durch die Übertragung der Rackpositionen an die Labor-EDV und die Möglichkeit, die Proben auf den Ausgaberacks direkt in die Kühlzelle zu stellen. Proben, die weiter verteilt werden müssen, werden automatisch aussortiert und in der Probenannahme zu den entsprechenden Arbeitsplätzen verteilt. Der Anteil dieser Proben wird gering sein, da bereits mehr als 90 % der Anforderungen in den Bereichen Klinische Chemie und Gerinnung an den Geräten bearbeitet werden können, die an den StreamLAB gekoppelt werden. Die Automationslösung in Mannheim umfasst die Anbindung von insgesamt vier Systemen für die Klinische Chemie inklusive zeitkritischer Immunoassays, einem System für die Spezialparameter der Immundiagnostik sowie ein System für die Gerinnungsdiagnostik. Dadurch können alle Serum- und Plasmaproben an einem zentralen Arbeitsplatz schnell und automatisiert bearbeitet werden. „Die flexible und offene Systemarchitektur, die individuell an die Bedürfnisse und Präferenzen angepasst wurde, hat uns überzeugt“, so Dr. Dieter Hannak Projektleiter beim IKC. Auch die räumlichen Limitationen konnten in Zusammenarbeit von Zentrallabor, Haustechnik, IT und Dade Behring überwunden werden. Die Möglichkeit, „Fremdsysteme“ an das System anzuschließen, wurde positiv beurteilt.
Change Management Programm mit den IKC-Mitarbeitern
Besonders hervorzuheben ist auch die Begleitung der Laborautomatisierung durch ein „Change Management Programm“. Dazu hat Dade Behring mit einem externen Spezialisten ein entsprechendes Konzept ausgearbeitet, in dessen Mittelpunkt ein Workshop im Klinikum Mannheim am 22. August 2006 stand. Im Rahmen eines Workshops wurden zusammen mit Rainer Krumm von Commax Consulting die Besonderheiten von Veränderungen erarbeitet. Gemeinsam mit den Mitarbeitern wurden zunächst typische Verhaltensweisen von Menschen bei Veränderungssituationen besprochen und mit Hilfe der Veränderungskurve veranschaulicht (siehe Abb. 2). Diese emotionale Achterbahnfahrt ruft bei den meisten Menschen zunächst Skepsis, Resistenz und Widerstand hervor. So auch bei Veränderungen der Laborarbeitsplätze. Menschen haben Angst vor Veränderungen, wenn oder weil sie nicht wissen, was auf sie zukommt. So eben auch bei größeren Veränderungen im Labor – speziell bei Automationsprojekten. Bei vielen Menschen kommt der Begriff Automation gleichbedeutend mit Arbeitsplatzverlust, weniger Notwendigkeit von qualifizierten Mitarbeitern etc. Diese Ängste und Widerstände gilt es im Rahmen von Change Management zu thematisieren, zu besprechen und zu bearbeiten. Im Rahmen des Workshops konnte dies mit Hilfe des externen Moderators, den Fachexperten von Dade Behring, der internen Laborleitung aber auch mit einem anderen Kunden von Dade Behring, der bereits Erfahrungen mit einem ähnlich gelagerten Projekt und der gleichen Automationslösung gesammelt hatte, auch erreicht werden. So wurde Offenheit, Transparenz geschaffen, die in der weiteren Umsetzung und Implementierung der Automation sicherlich förderlich sein wird und weniger (versteckte) Widerstände mit sich bringt. Der Workshop wurde von allen Seiten begrüßt, speziell von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die so die Möglichkeit hatten, gehört zu werden, sich einzubringen, zu diskutieren und vor allem Antworten auf ihre Fragen zu erhalten.