Hämatologie: neue Therapien für längere Überlebenszeit
21.07.2011 -
Hämatologie: neue Therapien für längere Überlebenszeit. Auf dem Deutschen Krebskongresses im Februar in Berlin vermeldeten Experten Fortschritte bei der Behandlung hämatologischer Tumore. Verschiedene neue Therapieansätze zeigen, dass diese Entwicklung noch lange nicht zu Ende ist.
Bei der Therapie chronisch lymphatischer Leukämie (CLL) stellte Prof. Dr. med. Michael Hallek aus Köln den anti-CD52-Antikörper Alemtuzumab vor, der sich bei Patienten mit rezidivierter oder refraktärer CLL nach einer Fludarabin-haltigen Behandlung etabliert hat. Der Wirkstoff wird ebenso bei Patienten mit 17p-Chromosomen-Deletion eingesetzt, die als Risikopatienten gelten. „Es gibt zudem einen gewissen Trend hin zu einer früheren Anwendung von Alemtuzumab bei der CLL“, erklärte Hallek.
Längeres Überleben bei lymphatischer Leukämie
Grund für diesen neuen Behandlungsansatz sind die Ergebnisse der CAM 307-Studie, in der 297 CLL-Patienten als First-Line-Therapie entweder mit Alemtuzumab (MabCampath) oder Chlorambucil behandelt wurden. Danach lag die Ansprechrate des anti-CD-52-Antikörper bei 83 %, die von Chlorambucil nur bei 55 %. Prof. Hallek: „Der Unterschied war statistisch signifikant. Auch die Rate kompletter Remissionen war mit 24 % unter Alemtuzumab signifikant höher als unter Chlorambucil, das nur bei zwei Prozent der Patienten einen vollständigen Rückgang der Erkrankung erwirkte. Laut Hallek wurde ferner unter der Antikörpertherapie ein statistisch eindeutig längeres progressionsfreies Überleben beobachtet, und das sowohl bei Patienten mit normalem Karyotyp als auch bei Hochrisikopatienten mit 17p-Deletion. Bemerkenswert sei zudem, so der Kölner Hämatologe, dass abgesehen von einer möglichen Reaktivierung einer CMV in der Studie keine relevante Zunahme an Infektionen festgestellt wurde. Die Medikation gilt damit als besonders sicher.
Radioimmuntherapie hilft beim follikulären Lymphom
Beim follikulären Lymphom lassen sich ersten Daten zufolge bei der Behandlung in der Konsolidierungsphase besondere Fortschritte durch den Einsatz einer Radioimmuntherapie mit 90Y-Ibritumomab-Tiuxetan (Zevalin) verzeichnen. Darauf haben laut Professor Dr. Lorenz Trümper aus Göttingen die Ergebnisse der FIT-Studie (Firstline Indolent Trial) hingewiesen. In dieser randomisierten Studie erhielten 414 Patienten mit fortgeschrittenem follikulärem Lymphom entweder eine einmalige Infusion von 90Y-Ibritumomab-Tiuxetan oder im Kontrollarm keine zusätzliche Behandlung. Die Patienten hatten zuvor auf die First-Line-Therapie mit partieller oder kompletter Remission angesprochen.
Die Studie belegt eine statistisch signifikante Verlängerung des progressionsfreien Überlebens unter 90Y-Ibritumomab-Tiuxetan von 13,5 auf 37 Monate nach Infusion des radioaktiven Antikörpers. Darüber hinaus wurde durch die Radioimmuntherapie bei 77 % der Patienten, die zunächst nur eine partielle Remission erreicht hatten, ein kompletter Rückgang ihrer Erkrankung erwirkt. Die Daten zeigten, so Trümper, dass eine Konsolidierungsbehandlung mit Zevalin nach der Induktionstherapie beim follikulären Lymphom wirksam und sehr gut durchführbar ist.
Fortschritte bei der akuten myeloischen Leukämie
Bei der akuten myeloischen Leukämie (AML) sind laut Professor Dr. Hubert Serve aus Frankfurt multiple molekulare Veränderungen beschrieben worden. Der Mediziner sieht vor dem Hintergrund der aktuellen Erkenntnisse Potential für einen Einsatz des Multikinase-Hemmers Sorafenib in der Behandlung der AML. In Studien bei soliden Tumoren wie dem Nierenzellkarzinom und dem Leberzellkarzinom hat Sorafenib (Nexavar) eindeutige Überlebensvorteile erwirkt und ist bei beiden Tumoren bereits zur Behandlung zugelassen.
Der Wirkstoff hemmt nicht nur die Serin-Threonin-Kinasen der Raf- Familie, sondern auch mehrere Rezeptor- Tyrosinkinasen. Noch bedeutsamer für die AML ist laut Serve die Beeinflussung von Flt3 und aktivierender Mutationen dieses Rezeptors, die in den Blasten von mehr als 30 % der AML-Patienten vorkommen.