Hygiene

Steckbecken: Rudi Lohmann über Reinigung und Desinfektion

02.04.2011 -

Steckbecken: Rudi Lohmann über Reinigung und Desinfektion. Steckbecken – auch bekannt als Stechbecken, Bettschüssel oder Bettpfanne – werden für die Ausscheidung von Kot und Urin im Liegen eingesetzt. Sie sind in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen routinemäßig im Einsatz. Es müssen daher stets genügend Steckbecken zur Verfügung stehen und deren Aufbereitung muss problemlos und sicher sein. Hierbei steht die ausreichende Reinigung und Desinfektion im Vordergrund.

Die runde Steckbeckenform ist vor allem in Nordeuropa verbreitet. Die ovale Form ist mehr in Südeuropa vertreten. Es gibt immer wieder neue Ideen und Formen, die auf Messen vorgestellt werden. Angeboten wer­den z. B. die bessere Anpassung an das Gesäß und die geringere Gesäßverschmutzung. Bei den von mir be­treuten Einrichtungen ist vor allem die runde Form im Einsatz.

Mehr Komfort erwünscht

Edelstahl ist das klassische Material für Steckbecken. Es hat den Vorteil, dass es sich problemlos reinigen lässt und kaum Gebrauchsspuren entstehen. Aufgrund des Materials ergibt sich eine lange Lebensdauer. Bei den Kunststoffsteckbecken, z. B. Polypropylen ist die Lebensdauer durch Verfärbungen von den Aus­scheidungen und durch Gebrauchs­spuren z. B. Kratzer begrenzt.

Hier wäre, aus meiner Erfahrung, eine kritischere Beurteilung durch die Anwender nötig: Ein verkratztes und/oder bräunlich verfärbtes, dabei ursprünglich weißes oder gelbes, Steckbecken, sollte besser ausge­tauscht werden.

Ein wesentlicher Vorteil der Kunst­stoffsteckbecken ist allerdings die ge­fühlte Wärme, denn Edelstahlsteck­becken werden von den Menschen immer als kalt empfunden. Dies kann u. U. bei sensiblen Menschen zu Verkrampfungen führen, die den ge­wünschten Erfolg oft erschweren.

Unkritische Medizinprodukte und ihre Ausnahmen

Steckbecken sind Medizinprodukte, die vornehmlich mit intakter Haut in Berührung kommen. Nach der RKI Richtlinie C 2.2 „Anforderungen an die Hygiene bei der Aufbereitung von Medizinprodukten“ können Steck­becken somit als unkritische Me­dizinprodukte eingestuft werden. In Ausnahmefällen bei Berührung mit krankhaft veränderter Haut wie De­kubiti müssen sie höher eingestuft werden. Für unkritische Medizinpro­dukte wird eine „bevorzugt maschi­nelle“ Reinigung/Desinfektion emp­fohlen.

Bei den Steckbeckenreinigungs­geräten gibt es verschiedene Varian­ten. Sie sind als ausschließliche Rei­nigungsgeräte, als chemische – und als thermische Steckbeckenautoma­ten in Gebrauch.

Da vor der Desinfektion eine aus­reichende Reinigung notwendig ist, gibt es entsprechende Anforderungen an Steckbeckenautomaten. Sie müss­en mit einem ausreichenden Spül­druck die Ausscheidungen zunächst entfernen und das Steckbecken rück­standslos reinigen. Die Anordnung der Spüldüsen muss so angeordnet sein, dass keine Spülschatten entste­hen. Bleiben Reste von z. B. Stuhl oder Salbenrückstände auf dem Steckbecken, werden diese nach der Reinigung mit der Desinfektion auf dem Steckbecken fixiert. Es handelt sich dabei also um eine manuelle ausgeführte Nachreinigung und Des­infektion, die korrekt ausgeführt, einige Zeit in Anspruch nimmt.

Besonderheiten bei der Reinigung

Chemische Steckbeckenreinigungsge­räte, die nur mit Wasser und Desin­fektionsmittel die Steckbecken benet­zen, sind aus hygienischer Sicht bedenklich: Entweder wird auf ein nasses Steckbecken ein fertig dosier­tes Desinfektionsmittel gesprüht, das sich dann unkontrolliert verdünnt. Andere Steckbeckenreinigungsgeräte wiederum, welche Desinfektionsmit­telkonzentrate aufsprühen, lassen sich nicht exakt dosieren. Die Einhaltung der korrekten Desinfektionszeit ist hier nicht nachvollziehbar. Es sollte eventuell eine manuelle Flächendes­infektion nachgeschaltet werden.

Dabei ist zudem zu beachten, dass Chemikalienrückstände ent­fernt werden müssen, bevor das Steckbecken mit Haut in Kontakt kommt! Ein zusätzlicher Arbeits­gang ist somit erforderlich.

Thermische Steckbeckenautoma­ten haben den Vorteil, dass bei kor­rekter Temperatur die Desinfektion gewährleistet ist. Das Display sollte anzeigen, dass die Desinfektion kor­rekt abgelaufen ist. Bei Nichterfüllung sollte ein Hinweis auf eine Wiederho­lung der Aufbereitung erfolgen.

Die hygienischen Anforderungen sind in der PrEN ISO 15883­1 für den Wirkungsbereich A für Steckbecken­automaten (SBA) mit einem A0­Wert von 60 festgelegt, d. h. bei einer Tem­peratur von 80 °C beträgt die Desin­fektionszeit 1,00 min., bei 85 °C = 0,32 min., bei 90 °C = 0,10 min. = 6 sek..

In unserer Firma haben wir festge­legt, dass der A0­Wert 60 als unterer Grenzwert zu betrachten ist. Wir stre­ben einen Richtwert von A0 600 an.

Die VHD Checkliste empfiehlt folgende Überprüfungen:

  • Funktionskontrolle mit Bio­In­dikator oder Thermologger und Reinigungsindikator.
  • Halbjährliche Überprüfung. Bei ausschließlicher Nutzung für Steck­becken und Urinflaschen jährliche Kontrolle.
  • Der Testkeim darf auf dem Bioin­dikator nicht mehr nachweisbar sein; frei von vegetativen Bakterien und Sprosspilzen; optisch sauber.
  • Erreichen und Einhalten der Soll­werte bzgl. Zeit und Temperatur.

Das Einbrinen der Thermologger in den Spülraum ist hier von entschei­dender Bedeutung und nicht ein­ deutig vorgeschrieben. Sinnvoll ist ein mit Thermologgern präpariertes Steckbecken. Eine regelmäßige tech­nische Wartung sollte jährlich durch­ geführt werden.

Eine nicht repräsentative Umfrage unter Hygienefachkräften zeigte als Ergebnis, dass chemische Steck­beckenreiniger noch im Einsatz sind. Vielfach wurden sie zu thermischen Steckbeckenautomaten umgebaut.

Vieles wurde in den letzten Jahren bei Steckbeckenautomaten verbessert. Das Wichtigste muss bleiben, dass die Anwender sich auf eine funktionierende Technik verlassen können.

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