Zukunft der Arbeitswelt
Wissensgesellschaft erfordert neue Kultur der Zusammenarbeit
In den vergangenen Jahren hat die Computer-Technologie das Wachstum der Wirtschaft dominiert. Dieses Potential sei nun ausgereizt, meint Volkswirt, Zukunftsforscher und Buchautor Erik Händeler. Er fordert daher eine neue Organisation der Arbeitswelt, die den Erhalt der Wohlstandsgesellschaft sichern soll. Als Keynote-Speaker untermauert er am 27. April auf der Messe Personal 2010 in Stuttgart seine Thesen.
„Jahrzehntelang hat uns der Computer produktiver gemacht, hat Zeit und Ressourcen eingespart", sagt Erik Händeler. Diese Ära gehe nun zu Ende, die Gesellschaft sei einfach „durchcomputerisiert". Mit dem russischen Ökonom Nikolai Kondratieff argumentiert der Volkswirt, dass Innovationen, Berufe und Märkte von morgen dort entstehen, wo Produktionsfaktoren im realen Arbeitsleben knapp werden. Wie früher fehlende Transportmöglichkeiten zur Entwicklung der Eisenbahn geführt hätten, mache nun der Mangel an Fachkräften Personalfragen zum wichtigsten Hebel der Produktivität. „Zusätzliche Lebensarbeitszeit ist der neue Wachstumsmotor", so Händeler.
„Die Organisationen, die nicht in den Menschen und eine bessere Arbeitskultur investieren, werden vom Markt verschwinden", ist der Zukunftsforscher überzeugt. „Denn sie werden zu hohe Kosten und Personalausgaben haben und ihre Produkte nicht verkaufen können, weil sie zu teuer sind." Der ökonomische Druck zwinge Betriebe dazu, sich umzustellen.
Neue Arbeitsstrukturen
Bisherige Hierarchien hätten beispielsweise ausgedient. In der Wissensgesellschaft gibt es laut Händeler viele Fachbereiche, in denen sich nur noch die Mitarbeiter, die unten in der Hierarchie stehen, auskennen: die Fach- und Sacharbeiter. Je höher ein Arbeitnehmer in der Unternehmenshierarchie komme, desto mehr bestehe seine Aufgabe darin, die Arbeitsprozesse zu moderieren. „Der Informationsfluss dreht sich vielfach um. Er fließt jedenfalls nicht mehr nur von oben nach unten, sondern auch von unten nach oben", verdeutlicht Erik Händeler. „In der Wissensgesellschaft werden wir Gummihierarchien haben."
Außerdem seien die anfallenden Aufgaben in einer reinen Wissensgesellschaft so komplex, dass nicht jede Organisation jederzeit die nötigen Kompetenzen dafür aufbieten könne. „Unternehmen werden nur noch eine kleine Rumpfmannschaft fest einstellen und sich dann Mitarbeiter projektbezogen dazu holen", prophezeit der Wirtschaftsjournalist. Nötig seien aber auch flexible Strukturen innerhalb des Betriebe: So sollten sich laut Händeler etwa Arbeitsphasen zu einem Drittel mit Pausen abwechseln.
Gesundheit der Belegschaft wird wichtiger
Ein Manko sei auch die Gesundheit der Mitarbeiter - vor allem die seelische. Denn ein schlechtes Arbeitsklima münde allzu häufig in Berufsunfähigkeit und Frühverrentung. Ein Grund: Noch bekomme derjenige im Team, der am längsten und am lautesten rede, die größte Aufmerksamkeit - und nicht derjenige, der etwas Gutes zu sagen habe. „Bei der Wissensarbeit die ganze Statusstruktur abzubauen, das ist eine Herkulesarbeit für Personalverantwortliche."
Wie Personalverantwortliche ihren Aufgabenbereich gestalten, hängt heute jedoch mehr denn je von der Marktsituation einzelner Unternehmen ab. Während etwa Organisationen im Gesundheitssektor nach wie vor händeringend nach qualifizierten Fachkräften suchen, drohen anderen Branchen wie der Automobil- oder Werftindustrie eher Personalabbau.
Die Themenpalette von Süddeutschlands größter Messe für Personalmanagement ist daher besonders breit gefächert: Sie reicht von der Fachkräfterekrutierung über Software-, Arbeitsrechts- und Weiterbildungsfragen bis hin zu Mitarbeitermotivation und Outplacement. Um die Orientierung der Besucher zu erleichtern, hat der Messeveranstalter spring Messe Management die Messehalle 9 der Personal 2010 in drei Bereiche unterteilt: „Personalsoftware und -hardware", „Dienstleistungen und Beratung" sowie „Weiterbildung und Training".
Personal 2010
27.–28. April 2010
9.00–17.30 Uhr
Neue Messe Stuttgart, Halle 9
Keynote-Speaker:
- Erik Händeler, Volkswirt, Zukunftsforscher, Journalist und Buchautor
- Torsten Krug, Geschäftsführer Stiftung der deutschen Wirtschaft für Arbeit und Beschäftigung
- Wolfgang Riebe, Psychologe und Erfolgsautor
- Bernhard Wolff, Rückwärtssprecher und Innovationsexperte
- Oliver Geisselhart, Gedächtnistrainer und Conga Award Preisträger 2008
Erik Händeler:
„Was kommt nach der Krise? Eine bessere Arbeitskultur und ein präventiver Gesundheitsmarkt“
Dienstag, 27. April, 11.20– 12.05 Uhr, Forum 1