Bayerns Kliniken im Sturmgewitter
Kostenexplosion, Corona-Herbst und ungewisse Krankenhausreform
„Aber die Zeichen stehen wie in anderen Bereichen unseres Lebens derzeit auch für unsere Krankenhäuser auf Sturm und treffen die Kliniken vor dem kommenden Corona-Herbst und einer ungewissen Krankenhausreform“, so die Vorsitzende weiter.
„Die Inflation schlägt mit voller Wucht zu – doch die Krankenhäuser können diese Kosten nach bisheriger Gesetzeslage für 2022 und 2023 nicht refinanzieren“ ergänzt Roland Engehausen, Geschäftsführer der BKG und betont: „Bayerns Krankenhäuser schreiben nach unseren Erhebungen im Bayerischen Krankenhaustrend bereits mehrheitlich tiefrote Zahlen und nun droht eine weitere Verschärfung in diesem Jahr.“
Die BKG hat eine Lücke von 530 Millionen Euro durch Inflation und Energiekostensteigerungen alleine für 2022 errechnet. Für 2023 könnte diese bei den Betriebskosten sogar bis zu einer Milliarde Euro ansteigen, wenn in der Bundespolitik nicht gehandelt wird. Hinzu kommen Kostensteigerungen bei Bauvorhaben, die durch feste Investitionsbudgets im Freistaat zwischenzeitlich deutlich unterdeckt sind.
Der aktuelle Krankenhaus Rating-Reports des RWI (Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung) bestätigt die Sorgen der BKG. Während die gravierenden Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Krankenhäuser 2020 und 2021 noch aufgefangen werden konnten, stehen die Kliniken nun alleine da. Ohne eine grundlegende Reform der Krankenhausfinanzierung ist zu befürchten, dass es zu einer dramatischen Zuspitzung der Situation in den Kliniken kommen kann. Besonders bedroht sind nach Einschätzung der BKG die Krankenhäuser, die einen „rund-um-die-Uhr“-Betrieb bereitstellen, weshalb als eine der ersten Reformmaßnahmen der Bundesregierung eine sog. „Vorhaltefinanzierung“ gefordert wird.
Hinzu kommt die weitere Belastung durch die Corona-Pandemie: Auch nach über zwei Jahren gibt es für die Beschäftigten in den Krankenhäusern keine Normalsituation. Und seit zwei Wochen steigen die Klinikbelegungen mit Corona-Erkrankten wieder. Die Prognosen für den Herbst sind düster: Das BMG rechnet bereits bei einem durchschnittlichen Szenario mit bundesweit wöchentlich 1.500 Corona-Toten.
Umso mehr fordert die BKG klare Corona-Maßnahmen für den Herbst in Bund und Land mit einer aktiven Impfkampagne und klaren Testkonzepten. Die BKG hat dazu bereits eigene Eckpunkte auf den Tisch gelegt. Klar muss sein: Die zum Jahresende auslaufende Einrichtungs-Impfpflicht darf nicht die Versorgung durch Meldebürokratie und Sanktionen gefährden – gerade in den voraussichtlich kritischen Corona-Monaten ab Oktober.
Aus Sicht der BKG müssen die Krankenhäuser in Bayern endlich aus dem Krisenmodus herauszukommen, um sich den schon längst bekannten Herausforderungen wie dem Fachkräftemangel, dringend notwendiger Digitalisierung und der Transformation zu mehr ambulanten Leistungen am Krankenhaus sowie einer ambulant-stationär integrierten Notfallversorgung kümmern zu können.
Vor diesem Hintergrund wurden in den BKG-Sommergesprächen Herausforderungen und mögliche Lösungen im Interesse guter Gesundheitsversorgung und ebenso guter Arbeitsbedingungen in den bayerischen Kliniken diskutiert. Der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek sagte in einer Standortbestimmung seine volle Unterstützung für die bayerischen Krankenhäuser bei den künftigen Herausforderungen zu. In der Diskussionsrunde mit gesundheitspolitischen Sprecher:innen von im bayerischen Landtag vertretenen Parteien wurden bereits die Vorzeichen der Landtagswahl im kommenden Jahr deutlich. Alle Parteien haben zugesagt, die Krankenhausversorgung in Bayern stärken zu wollen. Aus Sicht der BKG wird es neben der Bundespolitik auch von den Taten nach der Landtagswahl ankommen, wie sich die Krankenhausversorgung der Zukunft in Bayern gestaltet.
Auch die Herausforderung Klimawandel im Krankenhaus wurden einhellig adressiert. Die BKG begrüßt die Ankündigung der Staatsregierung, über den Bundesrat ein Bundes-Programm von 1,5 Mrd. Euro zur Förderung klimaschützender Investitionen an Krankenhäusern zu fordern.
In ihrem Abschlussstatement fasste Prof. Viktoria Bogner-Flatz, Chefärztin der Zentralen Notaufnahme in der Kreisklinik Ebersberg und Ärztliche Leiterin Rettungsdienst München als Podiumsteilnehmerin die Forderung der Krankenhäuser zusammen, endlich aus der Mangelverwaltung herauskommen zu müssen. „Wir, die täglich sehr nah am Patienten sind, wissen ganz genau, was unser Beitrag dafür ist. An die Politik ergeht die eindringliche Bitte, uns dabei tatkräftig zu unterstützen.“
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