BGM als Wettbewerbsvorteil für Unternehmen
26.11.2018 -
Betriebliches Gesundheitsmanagement war Thema eines Vortragsabends, zu dem sich Unternehmer, Personaler und Wissenschaftler aus der Gesundheitsbranche im Gesundheitszentrum Federsee getroffen haben. Der Fokus lag dabei auf der stetigen Beschleunigung von Veränderungen der Arbeitswelt und deren Lösungsansätze.
Prof. Dr. Harald Gündel, Ärztlicher Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie des Universitätsklinikums Ulm, stellte die Industrie 4.0 dem Stress 4.0 aus Sicht der Psychosomatischen Medizin gegenüber. Aus wissenschaftlicher Sicht ist Stress grundsätzlich eine positive Erfahrung. In Zeiten von Big Data, Augmented Reality und Industrie 4.0 kommt es aber zu einer extremen Beschleunigung von Veränderungsprozessen. In der Zukunft der Arbeitswelt werden daher die Elemente verlässliches Führen und Resilienz, die psychische Widerstandskraft, mehr und mehr an Bedeutung gewinnen.
Gerade Lebensstil und Pflege von zwischenmenschlichen Beziehungen sind Aspekte, welche diese Widerstandskraft erhöhen können und damit sogar direkten Einfluss auf die Lebenserwartung haben. Im Gegensatz dazu kann chronischer Stress sogar dazu führen, dass eine Heilung von Knochen langsamer erfolgt. Daten und Erkenntnisse der Psychosomatischen Medizin belegen, dass in der Arbeitswelt die persönliche Einschätzung der Leistungsfähigkeit und Stressbelastung von Mitarbeitern zukünftig eine herausragende Bedeutung zukommt.
Die Herausforderungen des demographischen Wandels stellte Prof. Dr. Gerhard Huber in Zusammenhang mit BGM. Gerade Unternehmen, deren Belegschaften ein steigendes Durchschnittsalter aufweisen, müssen sich mit ökonomisch wirksamen Präventionstechniken auseinandersetzen. Aus diesen resultieren sinkende Arbeitsunfähigkeitstage; hiervon profitieren sowohl Mitarbeiter als auch Unternehmer gleichermaßen. Metaevaluationen zeigen, dass eine durchschnittliche Reduzierung der AU-Tage von ca. 25 % möglich ist. Erfolgreiche Präventionsmaßnahmen zeigen eine außerordentlich hohe Bedarfsorientierung, finanzielle Anreize, eine Unterstützung der Selbsthilfe und mehrdimensionale Interventionen auf. „Letztendlich müsse BGM den Mitarbeitern auch Spaß machen“, so Huber. Wenn die Mitarbeiter durch passende Programme gesünder bleiben und weniger AU-Tage aufweisen, profitieren alle davon. Studien zeigen, dass ein Kosten-Nutzen-Verhältnis von 1:5 möglich ist, sodass sich die Investition in die Gesundheit der Mitarbeiter auszahlt.
Wie genau diese Investition im Rahmen eines erfolgreichen BGM in der Praxis aussehen kann, darüber berichtete Andreas Pesch von der Robert Bosch GmbH, Senior Expert im HR-Zentralbereich Fokus Beschäftigungsbedingungen. Die unternehmenseigenen „befit“-Programme sind dort im Rahmen eines langfristigen Prozesses zusammengeführt worden, um einen einfacheren Zugang für Mitarbeiter und Führungskräfte zu schaffen. Gleichzeitig werden die Angebote für jeden einzelnen Standort individuell gestaltet und auf den Bedarf des Standorts zugeschnitten. Dass diese Herausforderung gelingen kann, zeigte Pesch eindrucksvoll anhand der Herangehensweise eines Design Thinking – Prozesses. Die überwältigende Nachfrage der Mitarbeiter zeigt, dass das geschaffene Produktportfolio und das Gesundheits-Netzwerk innerhalb des Unternehmens die Ziele erfüllen. Bosch wird sich deshalb in der Zukunft aufgrund des demographischen Wandels und dessen Auswirkungen auf die Gesundheitsquote weiter auf die Lösungsräume des Betrieblichen Gesundheitsmanagements fokussieren.
Die Gesundheit für Unternehmen ein Kostenfaktor, aber zugleich auch eine Investition ist, betonte Dr. Harald Knyrim aus der Sicht eines Gesundheitsdienstleisters. Der promovierte Sportwissenschaftler betreut am Gesundheitszentrum Federsee Global Player aus ganz Süddeutschland und kennt die Bedeutung von Präventionsmaßnahmen als Schutzfaktor. „Gesunde Arbeit“ basiert für ihn auf den Säulen der Verhältnis- und Verhaltensprävention. Zum einen müssen die Strukturen innerhalb eines Unternehmens auf den Fokus Gesundheit ausgelegt sein. Zum anderen muss der Mitarbeiter wissen, wie er sich gesund halten kann, und letztendlich seine eigenen Ressourcen nutzt. Wird dies alles in einen nachhaltigen Prozess in einem Unternehmen integriert, kann aus einem BGM ein Erfolgsmodell werden. Wichtig hierbei sei aber auch die Geduld, Gesundheit schafft man nicht von heute auf morgen, sondern ist immer ein langfristiger Prozess. Wird dieser konsequent verfolgt, haben Unternehmer deutliche Wettbewerbsvorteile. Die Schaffung eines demographiefesten Unternehmens, Fehlzeitenreduktion und Mitarbeiterbindung stellt einen deutlichen Mehrwert für ein Unternehmen dar.
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