DKG zur OECD-Studie "Mengenentwicklung im Krankenhaus"
09.04.2013 -
Anlässlich der veröffentlichten OECD-Studie "Managing Hospital Volumes" erklärt der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Georg Baum:
"Die OECD-Studie bescheinigt den Kliniken in Deutschland ein international herausragend hohes Versorgungs- und Leistungsniveau, ein weltweit einmaliges Qualitätssicherungssystem, unbeschränkten und flächendeckenden Zugang für die Patienten zu Qualitätsmedizin.
Anhand statistischer Werte wird mit dieser Studie aber auch versucht, den Anschein einer stationären Überversorgung zu erwecken. Die Verfasser führen hierzu bekannte Vergleichsdaten über die einwohnerbezogene Ausstattung mit Krankenhausbetten und über die Häufigkeit stationärer Aufnahmen auf, bei denen Deutschland eine Spitzenposition einnimmt. Unter den 34 OECD-Ländern sind auch osteuropäische und Schwellenländer, die in Bezug auf die stationäre Versorgungsdichte sicherlich noch Nachholbedarf haben, so dass der auch von diesen Ländern beeinflusste Durchschnittswert kritisch zu hinterfragen ist.
Dass Deutschland bei der Häufigkeit einer Reihe von Behandlungen eine Spitzenposition einnimmt, ist zunächst einmal als Ausdruck eines wünschenswert breiten und offenen Zugangs der Patienten zu stationären Leistungen und als Qualitäts- und Vertrauensbeweis für die Krankenhäuser in Deutschland zu werten. Außer auch hier wieder statistische Vergleichswerte zu benennen, kann die Studie nicht angeben, welches Leistungsniveau im internationalen Rahmen dem tatsächlichen Bedarf entspricht.
Demgegenüber kommt eine im Dezember 2012 veröffentlichte Studie des Deutschen Krankenhausinstitutes (DKI) unter anderem zu dem Ergebnis, dass die Zahlen der von den Krankenkassen kritisierten Leistungen, wie z. B. Hüft- und Knieersatz, angesichts der immer größer werdenden Zahl älterer Menschen in Deutschland keine Auffälligkeiten darstellen. Im Vergleich mit hoch entwickelten Gesundheitssystemen in Staaten wie USA und Schweiz liegen auch bei vielen anderen Leistungen keine Besonderheiten vor. Im Grunde bestätigen die Autoren der Studie, dass das Leistungsgeschehen in Deutschland nicht allein mit der demographischen Entwicklung erklärt werden kann, sondern dass alle Faktoren, von der Demographie über den medizinischen Fortschritt, Wahl- und Entscheidungsmöglichkeiten für Patienten und niedergelassene Ärzte sowie die Qualität und die Leistungsfähigkeit des Gesundheitssystems berücksichtigt werden müssten. Eine kürzlich veröffentlichte internationale Studie hat z. B. aufgezeigt, dass das Mortalitätsrisiko infolge von Operationen in Deutschland mit am geringsten ist.
Wenn die Autoren der Studie dennoch vorschlagen, das Leistungsgeschehen stärker über von der Politik festzulegende Budgets und über politische Eingriffe in die Vergütungen einzelner Leistungen zu steuern, nehmen sie Anleihen aus Ländern mit Traditionen für enge staatliche Steuerung und restriktiven Budgetierungen. Auch der Vorschlag, die Vergütung der Leistungen der einzelnen Krankenhäuser von Qualitätsindikatoren abhängig zu machen, während gleichzeitig in der Studie festgestellt wird, dass es solche Vergütungssysteme im Regelbetrieb nirgendwo in der Welt wegen des Fehlens von entsprechenden Indikatoren gibt, ist kein hilfreicher Beitrag zur Weiterentwicklung der medizinischen Versorgung in Deutschland. Hier nehmen die Autoren der OECD-Studie die Diskussion der Kostenträger auf, ohne die praktischen und versorgungspolitischen Konsequenzen zu analysieren.
Die Studie bestätigt dem deutschen Gesundheitswesen nicht nur eine im internationalen Vergleich nicht vergleichbare Leistungsfähigkeit. Sie kommt auch zu dem Ergebnis, dass die deutschen Krankenhäuser eine extrem hohe Kosteneffizienz aufweisen. So liegt der Anteil der Krankenhausausgaben am Bruttosozialprodukt in Deutschland eher im Mittelfeld und auch die Kosten der Krankenhausleistungen sind alles andere als im Spitzenfeld angesiedelt.
Aus DKG-Sicht ist das OECD-Gutachten ein interessanter internationaler statistischer Vergleich - für die Weiterentwicklung des Gesundheitswesens und qualitätsorientierte gesundheitspolitische Entscheidungen aber wenig hilfreich."