Gematik arbeitet beim TI Messenger mit innovativen Startup Famedly zusammen
29.10.2021 - Die Gematik ergänzt KIM (Kommunikation im Medizinwesen) um die Spezifikation des TI-Messengers.
Dabei geht die Gematik neue Wege und setzt auf den offenen Matrix-Messenger Standard. Das Berliner Startup Famedly bringt bereits viel Erfahrung mit dem Matrix-Standard mit, der bei der Erarbeitung der Spezifikation der Gematik eingebracht werden konnte. Der TI-Messenger ermöglicht eine sichere, chatbasierte Kommunikation im deutschen Gesundheitswesen. Durch die Verwendung des dezentralen Matrix-Protokolls sollen Aspekte der Marktoffenheit für Industriepartner, Wahlfreiheit der Nutzer und schnelle Verfügbarkeit der Lösung garantiert werden. Gleichzeitig wird bei Themen wie Sicherheit, Interoperabilität, Zukunftsfähigkeit und Erfüllung aller Datenschutzanforderungen Sorge getragen.
Um diese Ziele zu erreichen, sind weit über das Matrix-Protokoll hinausgehende Vorgaben und Standards notwendig, die von der Gematik in der TI-Messenger Spezifikation bis Oktober beschrieben wurden. Die Erfahrungen des Berliner Startup Famedly, das sich bereits seit 2019 mit dem Thema dezentrales und interoperables Messaging basierend auf Matrix und FHIR in der Gesundheitsbranche beschäftigt und auch selbst eine Lösung anbietet, helfen der Gematik einen sinnvollen Messaging-Standard für das deutsche Gesundheitswesen zu erarbeiten. Durch anspruchsvolle Projekte, wie z. B. die Anbindung der Messaging-Lösung an das Primärsystem des Universitätsklinikums Frankfurt am Main, hat das junge Unternehmen umfangreiches Know-How auch zu medizinischen Standards (insb. HL7 FHIR) aufgebaut und gilt als einer der Vordenker beim Thema Interoperabilität und Ende-zu-Ende Verschlüsselung.
Teile dieses Know-Hows stellt die Famedly GmbH durch den Austausch mit der Gematik nun der Öffentlichkeit zur Verfügung und wie beim E-Rezept fördert die Gematik damit aktiv den Open Source Gedanken. Denn große Teile des Quellcodes der Lösung von Famedly sind – wie auch das zugrundeliegende Matrix-Protokoll - bereits unter Open Source Lizenzen öffentlich einsehbar und nutzbar. So werden viele Fragen und Probleme bereits vor dem Start des TI-Messengers antizipiert und adressiert. Dadurch wird anderen Anbietern die Entwicklung und Zulassung von Angeboten erleichtert und die Verfügbarkeit von Lösungen am Markt beschleunigt. Dies stellt einen wichtigen Bestandteil der Strategie der Gematik für eine schnelle Adaption des Konzeptes im Markt dar.
Mit den TI-Messenger-Standards geht die Gematik neue Wege, die enge Zusammenarbeit mit einem Startup ist Teil davon. Und auch auf Seiten des Startups ist man zufrieden mit der Zusammenarbeit. “Welches Startup träumt nicht davon eine Branche zu revolutionieren? Die Zusammenarbeit mit der Gematik ermöglicht uns das. Wir sind beeindruckt vom innovativen Mindset, das hier herrscht und das wir so nicht erwartet hatten.”, sagt Dr. Phillipp Kurtz, einer der beiden Gründer von Famedly, der selbst Arzt ist.
Famedly möchte im kommenden Frühjahr einer der ersten Anbieter werden, die eine Zertifizierung als TI-Messenger Anbieter erlangen. Ein Vorteil entsteht Famedly durch die Zusammenarbeit dabei natürlich nicht. Diverse Industriepartner wurden frühzeitig in die Erarbeitung und Iteration der Spezifikation zum TI-Messenger proaktiv durch die Gematik eingebunden. “Wenn Famedly eine TI-Messenger Lösung zertifizieren lassen möchte, muss diese den gleichen Prozess durchlaufen, wie alle anderen Anbieter auch.”, stellt Eric Grey klar. Beim TI-Messenger wird es die große Chance geben von Beginn an auf Interoperabilität zu testen und so einem Wildwuchs an proprietären Eigenentwicklungen entgegen zu wirken. Dies kann nur sichergestellt werden, wenn für alle die gleichen Spielregeln gelten.
Die Gematik bleibt mit diesem Ansatz ihrer Linie treu, pragmatische Lösungen zu finden, um dem notwendigen, hohen Tempo bei der Aufholjagd Digitalisierung gerecht zu werden. Dass die Innovationskraft eines jungen Berliner Unternehmens Berücksichtigung in der Spezifikation der Gematik findet, zeigt, wie eine effektive Zusammenarbeit bei der Digitalisierung im Gesundheitswesen funktionieren kann.