Investitionsstau bremst Klimaschutz im Krankenhaus
30.03.2022 - Gestern am 29. März 2022 stellte das von der Bundesregierung geförderte Projekt „KLIK Green“ seine Ergebnisse vor.
245 Krankenhäuser und Reha-Kliniken, davon 48 in katholischer Trägerschaft, haben an dem Programm zur Ausbildung von Klima-Managern, die konkrete Klimaschutzziele im Krankenhaus planen und umsetzen, teilgenommen.
Bernadette Rümmelin, Geschäftsführerin des Katholischen Krankenhausverbands Deutschlands (kkvd): „Wirksamer Klimaschutz ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Die Bewahrung der Schöpfung und generationengerechtes Handeln sind für die katholischen Kliniken zudem Ausdruck ihrer christlichen Werte. Krankenhäuser, die jeden Tag rund um die Uhr die Gesundheitsversorgung sicherstellen, haben dadurch einen hohen Energie- und Ressourcenbedarf. Gleichzeitig bestehen große Potenziale, klimaschädliche Emission zu reduzieren, u.a. bei der Logistik, der Beschaffung und Entsorgung sowie bei der Verpflegung. Konkrete Maßnahmen können beispielsweise das Recycling von Narkosegasen, weniger Fleischgerichte auf dem Speiseplan und mehr Fahrradparkplätze auf dem Klinikgelände sein.“
Neben Aktivitäten mit keinem oder geringem Investitionsbedarf sind für viele Klimaschutzmaßnahmen jedoch umfangreiche bauliche Anpassungen erforderlich, etwa bei der Erneuerung von Heizungs- und Lüftungssystemen oder der Dämmung von Fenstern und Fassaden.
Rümmelin weiter: „Es ist bekannt, dass in den Krankenhäusern ein großer Investitionsstau herrscht, da die Länder ihren Finanzierungspflichten für Gebäude, Geräte und Neuinvestitionen nur unzureichend nachkommen. Das bremst vielerorts Bemühungen um mehr Klimaschutz im Krankenhaus. Hinzu kommen aktuell enorme Kostensteigerungen, die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie und die ausstehende Reform der Klinikfinanzierung. Der Wille seitens der Kliniken zu mehr Klimaschutz ist groß, doch dies alles engt die ohnehin geringen Handlungsspielräume der Häuser zusätzlich ein. Ein erster, wenn auch nicht ausreichender Schritt auf dem Weg zu einer klimaneutrale Krankenhauslandschaft wäre daher, dass die Länder nun endlich ihren Investitionsverpflichtungen in vollem Umfang nachkommen.“
Laut einer Bestandsaufnahme der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) betrug der Investitionsbedarf in den Krankenhäusern für das Jahr 2020 bundesweit mehr als 6 Milliarden Euro. Davon übernahmen die Länder mit rund 3 Milliarden Euro im Jahr 2020 nur die Hälfte der Kosten.
„Kostensteigerungen beispielsweise durch die Umstellung auf grünen Strom werden im Fallpauschalen-System erst mit Zeitverzug abgebildet. Die Krankenhäuser müssen dies daher für eine gewisse Zeit aus ihrer Substanz finanzieren. Hier ist eine Regelung notwendig, die eine zeitnahe Refinanzierung solcher Klimaschutzmaßnahmen ermöglicht. Zudem wird das Ziel von klimaneutralen Krankenhäusern ähnlich wie bei der Digitalisierung nur mit zusätzlichen Förderprogrammen erreichbar sein. Die Mittel dafür könnte der Bund zur Verfügung stellen. Es ist wichtig, jetzt flächendeckend mit engagierten Programmen in den Klimaschutz im Krankenhaus zu investieren. Das zeigen auch längst erlebbare Klimaveränderungen wie häufiger auftretende Hitzewellen und Starkregen. Investitionen für Maßnahmen zum Schutz vor Überhitzung der Räume oder Hochwasser sind im derzeitigen System zur Krankenhausfinanzierung nicht berücksichtigt“, so Rümmelin abschließend.
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