Joachim Thiery neuer Hauptamtlicher Dekan der Medizinischen Fakultät
01.04.2020 -
Bereits im Oktober 2019 hat der Konvent der Medizinischen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) Prof. Joachim Thiery (67) zu ihrem neuen hauptamtlichen Dekan gewählt.
Am 1. April tritt der Mediziner als neues Vorstandsmitglied für Forschung und Lehre des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Kiel, sein neues Amt an.
In den kommenden fünf Jahren übernimmt der Mediziner außerdem das Amt des Wissenschaftlichen Direktors und Sprechers der Campusdirektion Kiel. Fortan leitet er als ordentlicher Hauptamtlicher Dekan gemeinsam mit vier Prodekanen die Medizinische Fakultät und ist für die Belange von Forschung und Lehre (FuL) verantwortlich.
In seinem neuen Amt möchte Thiery dazu beitragen, dass die Universität Kiel und das UKSH auf dem bisherigen Erfolgskurs bleiben. Durch seine langjährige Tätigkeit im Aufsichtsrat des UKSH ist er mit der Struktur der Gesundheitsmedizin an beiden Universitäten Schleswig-Holsteins und im UKSH sehr gut vertraut. Seine Ziele liegen in der Stärkung von Vorhaben, die die Dynamik der Systemmedizin aufgreifen und den Patieten in seiner Gesamtheit sehen, einer schnelleren Überführung von Erkenntnissen aus der starken Kieler Grundlagenforschung in die medizinische Anwendung und die Etablierung einer modernen Präzisionsmedizin im UKSH für die Gesunderhaltung und Heilung jedes einzelnen Patienten. Thiery: „Wir dürfen nicht bei der statistischen Beobachtung und Signifikanz der Analytik stehen bleiben, sondern müssen die Funktion einer molekularen Medizin und die Interaktion mit der Umwelt bis zur Erforschung des Mikrobioms besser verstehen. Die digitale Medizin und neue zelltherapeutische Konzepte weisen den Weg.“ Hierzu will der neue Dekan beschleunigt neue Verbundforschungsvorhaben auch zur aktuellen Corona-Krise auf den Weg bringen und Kiel mit anderen universitären Standorten national und international stärker vernetzen.
Ein besonderes Anliegen ist ihm eine enge Abstimmung zur Zukunftsentwicklung der Kieler Universitätsmedizin mit den Gremien der Fakultät, dem UKSH, der Christian-Albrechts-Universität und dem Land. „Dies muss Hand in Hand erfolgen und manchmal ist ‚Vordenken besser als Nachdenken‘“, blickt der Mediziner voraus. Gemeinsame Plattformen zur Infrastruktur der Forschung will er mit der Universität Lübeck weiterentwickeln und sieht hier bereits gute Ansätze. Mit besonderem Engagement will Thiery sich der Weiterentwicklung der Medizinischen Lehre für Human- und Zahnmediziner widmen. Er bringt hier besondere Erfahrungen aus dem von ihm geleiteten Aufbau problemorientierter Kurse, von Skills-Labs und dem medizinischen Hochschullehrertraining mit, die er gerne gemeinsam mit den Hochschullehrern und Studierenden für eine „Kieler Kultur des Lehrens und Lernens“ einbringen möchte.
Unipräsident Prof. Lutz Kipp wünscht Prof. Joachim Thiery „alles erdenklich Gute in einem überaus komplexen und verantwortungsvollen Arbeitsbereich. Es ist eine hohe Kunst, ein so großes Schiff wie die Medizinische Fakultät im großen Meer der Medizin sicher zu steuern. Dafür wünsche ich ihm immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel.“ Prof. Jens Scholz, Vorstandsvorsitzender des UKSH, heißt Joachim Thiery im Vorstand des UKSH herzlich willkommen: „Wir freuen uns sehr, dass mit Herrn Prof. Thiery ein hochrangiger Experte die Forschung und Lehre am UKSH mit uns gestalten wird. Als UKSH-Aufsichtsrat und als externer Beirat für den Exzellenzcluster ‚Precision Medicine in Chronic Inflammation‘“ hat Prof. Thiery bereits wichtige Impulse für unsere Universitätsmedizin der Zukunft gegeben. Gleichzeitig danken wir Herrn Prof. Stephani für die hervorragende Zusammenarbeit im Vorstand des UKSH und wünschen ihm persönlich alles Gute.“
Dank an Vorgänger Ulrich Stephani
Thiery folgt auf Prof. Ulrich Stephani, der in den Ruhestand eintritt. Kiels Unipräsident Prof. Lutz Kipp dankte Ulrich Stephani für seinen außergewöhnlichen persönlichen Einsatz bei der Gestaltung der neuen Leitungsstruktur im UKSH: „Ulrich Stephani hat der medizinischen Forschung bei Entscheidungen des Uniklinikums in den vergangenen Jahren eine starke Stimme verliehen. Im Zuge des Neubaus des Klinikums war es ihm ein Anliegen, moderne Organisationsstrukturen und ein zukunftsweisendes Konzept für die Zusammenarbeit zwischen Forschung und Krankenversorgung auf dem Campus zu etablieren. Die CAU verdankt ihm viel. Ich denke, wir werden ihn auch künftig noch oft um Rat fragen.“
Joachim Thiery: Ausgewiesener Kenner der deutschen Hochschulmedizin
Nach dem Studium der Humanmedizin und der Promotion 1981 an der Ruprechts-Karls-Universität Heidelberg arbeitete Joachim Thiery als Wissenschaftlicher Assistent in der Klinischen Chemie am Universitätsklinikum Göttingen und am Universitätsklinikum Großhadern in München. Ab 1994 war er Oberarzt in Großhadern und habilitierte sich 1995 an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Es folgte ein Forschungsaufenthalt am Gladstone Institute of Cardiovascular Diseases der UCSF San Francisco. Von 2000 bis 2019 leitete Thiery das Institut für Laboratoriumsmedizin, Klinische Chemie und Molekulare Diagnostik an der Universität Leipzig und entwickelte es zu einem der leistungsstärksten labormedizinischen Universitätsinstitute in Deutschland, insbesondere in der massenspektrometrischen Diagnostik. Von 2008 bis 2013 war er außerdem Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig.
Der wissenschaftliche Schwerpunkt von Joachim Thiery liegt auf dem Feld des Fettstoffwechsels und der Pathophysiologie von Lipiden bei kardiovaskulären Erkrankungen. Er erforschte die genetischen Ursachen der Arteriosklerose und des Lipidmetabolismus, führte Metabolom-Analysen und genomweite Assoziationsstudien bei metabolischen und vaskulären Erkrankungen durch. Dabei entwickelte er Therapiekonzepte und Biomarker zur Prävention vaskulärer Erkrankungen und Fettstoffwechselstörungen. Thiery war maßgeblich beteiligt an der Etablierung des Leipziger Forschungszentrums für Zivilisationserkrankungen, das den Ursachen wichtiger Volkskrankheiten auf der Spur ist. Seine wissenschaftlichen Leistungen haben ihm eine Spitzenstellung in der deutschen Labormedizin erbracht.