Klinische Studie zeigt gute Wirksamkeit von Medikament gegen Leberschäden
09.03.2024 - Leberschäden auf dem Boden von Diabetes oder Übergewicht können zu einer Leberzirrhose und Lebertumoren führen. Dabei leidet die Leber im Stillen, es gibt keine Symptome, bis es zu spät ist.
In einer klinischen Studie, an der auch Professor Jörn Schattenberg beteiligt war, wurde die Wirksamkeit eines Medikaments untersucht, welches Leberschaden bei metabolischer Lebererkrankung stoppte und teils sogar rückgängig machen kann. Sie wurde im renommierten New England Journal of Medicine veröffentlicht.
Wenn Jörn Schattenberg von der Leber spricht, fühlt man sich unweigerlich an einen schweigsamen, guten Helfer erinnert, der im Stillen dafür sorgt, dass alles seinen geregelten Gang geht. Im Alltag bemerkt man seine Anwesenheit eigentlich gar nicht, aber wenn das Helferlein weg ist, hat man ein Problem. Und zwar ein gewaltiges. „Denn die Leber ist geduldig“, sagt Jörn Schattenberg. „Sie meldet sich nicht.“ Der Professor für Innere Medizin an der Universität und Direktor der Klinik für Gastroenterologie Hepatologie, Endokrinologie, Diabetologie und Ernährungsmedizin am Universitätsklinikum des Saarlandes legt in seiner Arbeit einen besonderen Fokus auf dieses gleichsam wichtige wie „stille“ Organ.
Diese „Stille“ der Leber ist auch einer der Gründe dafür, weshalb Leberschäden, die am Ende in einer irreversiblen Leberzirrhose enden können, oft viel zu spät erkannt werden. Massive Leberschäden entstehen über Jahre und Jahrzehnte, in denen die Betroffenen keine Schmerzen oder andere Symptome aufweisen. Durch unseren Lebensstil, der unter anderem durch zu viel zuckerhaltige Lebensmittel und auch Alkohol geprägt ist, erleben die Leberzellen quasi ein Dauerbombardement mit Giftstoffen, welches die Leber überfordert. „Das führt zu Entzündungsreaktionen im kleinen Maßstab, immer ein kleines bisschen. Über die Jahre wird das entzündete Gewebe immer wieder erneuert, dabei entstehen Narben“ erläutert Jörn Schattenberg die Folgen unseres Ess- und Trinkverhaltens. Ein eindrücklicher Vergleich unterstreicht die Folgen, die die Leber unbemerkt und im Stillen erleidet: „Stellen Sie sich vor, Sie verbrennen immer einen kleinen Teil ihrer Haut mit einem Feuerzeug, immer nur ein bisschen. Nach langer Zeit ist aber Ihre ganze Haut verbrannt und voller Narben. Das geschieht auch mit der Leber“, so der Experte.
In einer nun vorliegenden Studie hat Jörn Schattenberg in Zusammenarbeit mit einem US-Pharmaunternehmen die Wirksamkeit eines Medikaments getestet, das solche fortschreitenden Gewebeschäden stoppen kann und in einem gewissen Maß sogar wieder rückgängig machen kann. Solche Schädigungen des Gewebes werden als Leberfibrose bezeichnet. Sie mündet nach ihrem letzten Stadium in einer Leberzirrhose. Und diese ist im Gegensatz zur Fibrose irreversibel und endet nicht selten tödlich. „Daher ist eine präventive Behandlung von großer Bedeutung“, unterstreicht Professor Schattenberg.
Das Medikament Resmetirom befindet sich in einer sogenannten Phase-3-Studie und steht voraussichtlich kurz vor seiner Zulassung in den USA. „Im Laufe der vergangenen anderthalb Jahre haben wir an 966 Patientinnen und Patienten beobachten können, dass bei über einem Viertel der Patienten die Fibrose nicht mehr fortgeschritten ist. Bei einem weiteren Viertel hat sie sich sogar um mindestens ein Stadium verbessert“, erläutert Jörn Schattenberg die zentralen Ergebnisse. In der Vergleichsgruppe, die mit einem Placebo behandelt wurde, kam es auch zu Verbesserungen, die allerdings signifikant seltener vorkamen (zwischen 10 und 14 Prozent). „Das Medikament hat also einen deutlich messbaren Effekt auf Entzündungen und Vernarbungen der Leber“, so das Fazit von Jörn Schattenberg.
Der Mediziner betont, dass diese Ergebnisse zum ersten Mal in einer Phase-3-Studie in einer derartigen Eindeutigkeit vorkommen. „Da Lebererkrankungen allerdings sehr langsam vonstatten gehen, ist die Herausforderung, dass die Patienten auch in den kommenden Jahren dabeibleiben, um auch den Effekt im Langzeitverlauf zu messen.“ Für die Zukunft bleibt also zu hoffen, dass die Patientinnen und Patienten eine ebensolche Geduld an den Tag legen wie die „stille“ Leber.