Paul-Martini-Preis 2012 verliehen
17.04.2012 -
Der Paul-Martini-Preis ist in diesem Jahr an zwei herausragende medizinische Leistungen im Bereich klinisch-therapeutische Arzneimittelforschung vergeben worden: Prof. Dr. med. Stephan Stilgenbauer, Ulm, und Prof. Dr. med. Michael Hallek, Köln, wurden ausgezeichnet für eine lebensverlängernde neue Therapie für bestimmte Leukämie-Patienten. PD Dr. med. Jan Wehkamp, Stuttgart, erhielt den Preis für eine Entdeckung, die zu neuartigen Antibiotika auf Basis menschlicher Proteine beitragen kann.
Die Verleihung fand bei der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) in Wiesbaden statt. Der mit 25.000 € dotierte Preis wird jährlich von der Paul-Martini-Stiftung, Berlin, verliehen.
Prof. Dr. med. Stephan Stilgenbauer und Prof. Dr. med. Michael Hallek sind als Internisten an den Universitätskliniken von Ulm bzw. Köln tätig. Ihnen gelang es, die Behandlung der chronischen lymphatischen Leukämie (CLL) wesentlich zu verbessern und erstmals sogar eine Verlängerung des Gesamtüberlebens zu erzielen: Zusätzlich zu einer Chemotherapie erhalten die Patienten auch Infusionen mit Rituximab.
Dieser gentechnisch hergestellte Antikörper war ursprünglich gegen bestimmte Formen von Lymphknoten-Krebs entwickelt worden; doch erkannten die Preisträger, dass er auch bei der CLL - der häufigsten Form von Leukämie bei Erwachsenen - wirksam ist. Die neue Behandlungsmethode erprobten die Mediziner gemeinsam mit anderen Ärzten der Deutschen CLL Studiengruppe und Kollegen im Ausland. Auch konnten sie molekulare Mechanismen bei der Krankheitsentstehung und in der Entwicklung von Resistenzen beschreiben und zeigen, wie diese überwunden werden können.
PD Dr. med. Jan Wehkamp vom Stuttgarter Robert-Bosch-Krankenhaus forscht am dortigen Dr. Margarete Fischer-Bosch-Institut für Klinische Pharmakologie über antibiotisch wirksame Moleküle, die der Mensch selbst bildet. Rätsel gab ihm zunächst das von Hautzellen produzierte Beta-Defensin I auf, denn im Labor schien es fast wirkungslos zu sein. Er erkannte jedoch, dass es in sauerstoffarmer Umgebung - etwa auf Schleimhäuten im Körperinneren - auf chemischem Wege „angeschaltet" wird und dann sehr wohl gegen unterschiedliche Bakterien und schädliche Pilze Wirkung zeigt. Damit legte Wehkamp die Grundlage dafür, Beta-Defensin I oder Varianten davon für medizinische Zwecke zu nutzen.
„Für die Pharmakotherapie der Zukunft gibt es noch viele Schätze zu heben!", so Prof. Dr. Peter C. Scriba (München) in seiner Laudatio. „Sie liegen zum einen in Wirkstoffen, die zwar schon gegen eine bestimmte Krankheit zugelassen sind, aber auch Patienten mit anderen Krankheiten helfen könnten. Und sie liegen zum anderen in zahlreichen natürlichen Stoffen, auch im menschlichen Körper, die ein Vorbild für neue Wirkstoffe darstellen. Für beides haben die Preisträger exzellente Beispiele geliefert!"