Preisgekrönte Forschungs-Highlights aus Orthopädie und Unfallchirurgie
03.11.2017 -
Herausragende wissenschaftliche Arbeiten würdigten die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) und die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC) auch in diesem Jahr wieder im Rahmen des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU). Der Kongress fand vom 24. bis zum 27. Oktober 2017 in Berlin statt.
Das sind die Ausgezeichneten und ihre Arbeiten:
Preis zur Förderung der Grundlagenforschung 2017 der DGOU
Der Preis zur Förderung der Grundlagenforschung 2017 der DGOU geht zu gleichen Teilen an Jana Riegger, M.Sc. vom Universitätsklinikum Ulm und Dr. Dr. Matthias Pumberger von der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Die Auszeichnung ist mit insgesamt 20.000 Euro dotiert.
Riegger ging in ihrer Studie „Antioxidative therapy in an ex vivo human cartilage trauma-model: Attenuation of trauma-induced cell loss and ECM-destructive enzymes by N-acetyl cysteine“ der Frage nach, welche therapeutischen Effekte das Antioxidans NAC bei Knorpeln hat, die bei einer Verletzung des Kniegelenks geschädigt wurden. Die 30-jährige Humanbiologin konnte zeigen, dass eine siebentägige NAC-Therapie Knorpelzellen vor dem Zelltod schützt und den Abbau der Knorpelmatrix reduziert. Frühzeitig eingesetzt könnte dieser therapeutische Ansatz zukünftig dazu dienen, den fortschreitenden Abbau des Knorpelgewebes einzudämmen und dadurch das Risiko für eine posttraumatische Arthrose zu vermindern.
Dr. Dr. Pumberger hat in seiner Arbeit „Synthetic niche to modulate regenerative potential of MSCs and enhance skeletal muscle regeneration“ untersucht, wie autologe Stammzellen zu einer besseren Regeneration der verletzten Skelettmuskulatur beitragen können. Der 30-jährige Wissenschaftler konnte im Tiermodell nachweisen, dass die Muskelkraft nach autologen Zelltransplantationen gesteigert werden kann. Die Ergebnisse der Studie sind Grundlage für weiterführende translationale Forschungen mit autologen Stammzellen.
Stipendium „Qualität und Sicherheit in der Endoprothetik“ 2017 der DGOU
Das Stipendium „Qualität und Sicherheit in der Endoprothetik“ 2017 der DGOU teilen sich Anastasia Rakow von der Charité – Universitätsmedizin Berlin und Dr. Tom Schmidt-Bräkling vom Universitätsklinikum Münster. Die Auszeichnung ist mit insgesamt 10.000 Euro dotiert und wird von Aesculap gestiftet.
Rakow will mit ihrem Preisgeld eine internationale Studie starten, in der sie die Epidemiologie von Infektionen bei endoprothetischen Eingriffen, sogenannten periprothetischen Infektionen, untersucht und den Stellenwert verschiedener Diagnosekriterien für den therapeutischen Erfolg bei diesen Infektionen analysiert. Für dieses Vorhaben arbeitet die 31-jährige Wissenschaftlerin mit dem Hospital for Special Surgery in New York, USA sowie mit dem Royal Brisbane and Women’s Hospital in Australien zusammen. Ziel der Arbeit ist es, eine Grundlage für einen internationalen Konsens zur Definition, Diagnostik und Therapie periprothetischer Infektionen zu erarbeiten. Dadurch sollen die Behandlungssicherheit und -qualität verbessert sowie der Einsatz von Ressourcen, etwa durch Vermeidung einer Unter- oder Übertherapie, optimiert werden.
Dr. Schmidt-Bräkling finanziert mit seinem Preisgeld einen Forschungsaufenthalt am Hospital for Special Surgery in New York, USA. Im Rahmen seines Forschungsvorhabens „Nachhaltige Qualitätsverbesserung in der Endoprothetik durch objektivierbare Standardprozesse“ wird er dort Einblicke in die Qualitätsstandards und die Sicherheitsaspekte bei endoprothetischen Eingriffen an Hüfte und Knie erhalten. Ziel des 40-Jährigen ist es, das Wissen über die Endoprothetik zu vertiefen und die gewonnenen Erkenntnisse für das EndoCert-zertifizierte EndoProthetikZentrum der Maximalversorgung (EPZmax) zu nutzen, an dem er tätig ist.
Themistocles-Gluck-Preis 2017 der DGOOC
Dr. Karl Philipp Kutzner vom St. Josefs-Hospital Wiesbaden und Dr. Tobias Freitag vom Universitätsklinikum Ulm wurden mit dem Themistocles-Gluck-Preis 2017 der DGOOC geehrt. Der Preis für Innovationen in der Endoprothetik ist mit 10.000 Euro dotiert und wird von DePuy Synthes gestiftet. Dr. Kutzner und Dr. Freitag beschäftigten sich in ihrer Arbeit „Biomechanics of a cemented short stem: standard vs. press-fit cementation techniques” mit der Entwicklung eines zementierten Kurzschaftes in der Hüftendoprothetik. Die Wissenschaftler untersuchten dabei einen Prototypen hinsichtlich der biomechanischen Primärstabilität sowie der Frakturlast und des Frakturmusters und verglichen zwei Zementiertechniken miteinander. Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass zementierte Kurzschäfte zukünftig eine Alternative zu Standard-Implantaten bieten könnten. Da Implantationen von Kurzschaft-Endoprothesen knochen- und weichteilschonender erfolgen, könnten beispielsweise Osteoporose-Patienten mit einer verminderten Knochendichte davon profitieren.
Hans-Liniger-Preis 2017 der DGU
Privatdozentin Dr. Elizabeth Rosado Balmayor vom Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München wurde mit dem Hans-Liniger-Preis 2017 der DGU geehrt. Die Auszeichnung zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses ist mit 10.000 Euro verbunden. In ihrer Arbeit „Strategische Ansätze zur Verwendung von Bone Morphogenetic Protein für das Bone Engineering“ hat die 40-jährige Forscherin einen gentherapeutischen Ansatz zur Behandlung von Knochendefekten entwickelt, bei dem chemisch modifizierte Ribonukleinsäure-Moleküle (RNA) Zellen dazu anregen, Faktoren für das Knochenwachstum herzustellen. Rosado Balmayor konnte zeigen, dass die so veränderten Stammzellen sich ohne Nebenwirkungen zu knochenbildenden Zellen entwickeln.
Innovationspreis 2017 der DGU
Dr. Klemens Horst von der Uniklinik RWTH Aachen wurde mit dem Innovationspreis 2017 der DGU ausgezeichnet. Der Preis für diagnostische oder anwendungstechnische Neuerungen ist mit 10.000 Euro dotiert und wird von DePuy Synthes gestiftet. In seiner Arbeit „Characterization of blunt chest trauma in a long-term porcine model of severe multiple trauma“ hat der 35-Jährige ein klinisch-relevantes Langzeitmodell zu stumpfen Thorax- und Kombinationstraumata aufgestellt. Das Modell ermöglicht es, zu unterschiedlichen Zeitpunkten Faktoren zu untersuchen, die zur Entwicklung eines Lungenversagens beitragen können. Um Lungenschäden sichtbar zu machen, wird dabei das strahlungsarme bildgebende Verfahren der Elektrischen Impedanztomographie (EIT) direkt am Patientenbett angewendet, was sich auf die Beatmungsstrategien auswirkt.
Preis zur Förderung der Rehabilitationsforschung 2017 der DGOU
Dr. Lena Tepohl von der Universität Ulm hat den Preis zur Förderung der Rehabilitationsforschung 2017 der DGOU erhalten. Der Preis ist mit 5.000 Euro verbunden und wird von der Klinikgruppe Enzensberg gestiftet. Die 37-jährige Wissenschaftlerin wurde für ihre Arbeit mit Co-Autor Prof. Dr. Gert Krischak zum gesundheitsökonomischen Nutzen der medizinischen Rehabilitation bei Rückenschmerzen ausgezeichnet. In der Studie zeigte sich, dass Reha-Patienten innerhalb von zwei Jahren nach der Reha 14 Tage seltener arbeitsunfähig sind als Patienten, die keine Reha erhalten haben. Zudem belegt die Untersuchung das bessere Kosten-Effektivitäts- sowie Kosten-Nutzen-Verhältnis der Rehabilitation: Der volkswirtschaftliche Effekt von Reha-Maßnahmen ist mit 11.115 Euro pro Person beziffert.
Heinz-Mittelmeier-Forschungspreis 2017 der DGOOC
Dr. Constantin Mayer vom Universitätsklinikum Essen hat den Heinz-Mittelmeier-Forschungspreis 2017 der DGOOC erhalten. Die Auszeichnung ist mit 5.000 Euro dotiert und wird von CeramTec gestiftet. Dr. Mayer wurde für seine Studie „Wear kinetics of highly cross-linked and conventional polyethylene are similar in the medium term follow-up after primary total hip arthroplasty “ ausgezeichnet, die er während seiner Tätigkeit am Universitätsklinikum Düsseldorf durchgeführt hat. Darin hat der 32-jährige Wissenschaftler ausgewertet, wie langlebig Hüftimplantate sind, bei denen der Kugelkopf aus Keramik und die Gelenkpfanne aus HCLPE-Polyethylen bestehen. Die Ergebnisse der Arbeit zeigen, dass das HCLPE-Polyethylen im Vergleich zu herkömmlichem Polyethylen zunächst weniger Abrieb hat. Allerdings gleichen sich die Verschleißkurven beider Materialien nach etwa neun Jahren nach dem Einsetzen der Prothese an. Das Fazit der Studie: Ein langfristiger Vorteil des HCLPE-Polyethylens bleibt ungewiss.
Preis zur Förderung der Versorgungsforschung 2017 der DGOU
Prof. Dr. Jörg Lützner und das EKIT-Projekt (Evidenz- und Konsens-basierte Indikation Totalendoprothese) vom Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden haben den Preis zur Förderung der Versorgungsforschung 2017 der DGOU erhalten. Der Preis ist mit 5.000 Euro dotiert. Das Team wurde für seine Studie zum endoprothetischen Gelenkersatz bei Gonarthrose ausgezeichnet, die in Zusammenarbeit mit Vertretern von Fachgesellschaften, Kostenträgern und Patientenverbänden entstanden ist. Die Arbeit formuliert Kriterien dazu, wann bei Gonarthrose-Patienten die Voraussetzungen für eine Knie-Totalendoprothese gegeben sind. Zudem werden Risikofaktoren und Umstände beschrieben, die einen solchen Eingriff nicht oder nur nach sorgfältiger Abwägung zulassen. Die Studie hat damit die Grundlage dafür geschaffen, dass Knie-Totalendoprothesen deutschlandweit nach standardisierten Kriterien eingesetzt werden können.
Preis für evidenzbasierte Medizin 2017 der DGOU
Dr. Marc Schürings und sein Team wurden für ihre herausragende wissenschaftliche Arbeit mit dem Preis für evidenzbasierte Medizin (EbM) 2017 der DGOU ausgezeichnet. Gewürdigt wurde die Autorengruppe von der Charité – Universitätsmedizin Berlin für ihre Studie „Monosegmentale lumbal-ventrale intersomatische Fusion vs. Bandscheibenprothese. 10-Jahres-Ergebnisse einer prospektiven, randomisierten Studie“. Die Auszeichnung ist mit 5.000 Euro verbunden.
ORS Travel Award 2017 der DGO
Dr. Melanie Haffner-Luntzer vom Universitätsklinikum Ulm hat für ihre Arbeit „Chronic psychosocial stress disturbs the immune response and endochondral ossification after fracture” den ORS Travel Award 2017 der DGOU erhalten. Die Auszeichnung ist mit 2.500 Euro dotiert. Die 30-jährige Wissenschaftlerin konnte in ihrer Studie erstmals nachweisen, dass sich chronischer psychosozialer Stress auf Entzündungen und die Regeneration nach Knochenbrüchen auswirkt. Die Ergebnisse zeigen im Tiermodell eine gestörte Heilung. Dr. Haffner-Luntzer wird ihre Arbeit auf der nächsten Jahrestagung der Orthopaedic Research Society (ORS) im März 2018 in New Orleans, USA vorstellen.
Promotionspreis 2017 der DGU
Dr. Taimoor Qazi vom Julius Wolff Institut für Biomechanik und Muskuloskeletale Regeneration an der Charité – Universitätsmedizin Berlin wurde mit dem Promotionspreis 2017 der DGU ausgezeichnet. Der Preis ist mit 2.500 Euro verbunden und würdigt die Dissertation „Synthetic biomaterial microenvironments to modulate paracrine effects of mesenchymal stromal cells for skeletal muscle regeneration“. In seiner Studie zeigt der 30-Jährige am Tiermodell, dass geometrisch optimierte dreidimensionale und mikroporöse Biomaterialien in Verbindung mit spezifischen Wachstumsfaktoren das regenerative Potenzial von Stammzellen fördern und so die Heilung von stark verletztem Muskelgewebe verbessern. Die Ergebnisse der Arbeit können zukünftig dazu beitragen, die Lebensqualität von Patienten zu verbessern, deren Muskeln bei einem chirurgischen Eingriff verletzt wurden und die von einer post-operativen Muskelschwäche betroffen sind.
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