Sternbach-Klinik muss Ende August schließen
14.08.2024 - Die insolvente Sternbach-Klinik Schleiz mit Sitz im thüringischen Saale-Orla-Kreis muss zum Monatsende ihren Betrieb stilllegen.
Hintergrund ist, dass trotz intensiver Suche kein Partner gefunden werden konnte, der das Haus finanziell unterstützt. Aus eigener Kraft ist die Klinik unter den geltenden Finanzierungsbedingungen nicht in der Lage, ihre Verluste weiter zu tragen. Zusätzlich erschwert die dünne Personaldecke einen Weiterbetrieb.
„Für alle, die in den letzten Monaten für eine Lösung für das Krankenhaus gekämpft haben, ist das ein schwerer Schlag“, sagte Klinik-Geschäftsführer Dr. Arne Ballies. „Nach geltendem Insolvenzrecht ist jedoch eine Fortführung des Klinikbetriebs nur zulässig, wenn dessen Finanzierung gesichert ist. Das ist ohne den Einstieg eines Partners oder einen externen Geldgeber ab September nicht mehr der Fall. Damit sind wir gezwungen, die Schließung einzuleiten.“
Das Krankenhaus macht hohe Verluste und befindet sich seit Juni in einem Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung. Die Verluste sind im Augenblick noch gedeckt, weil die Löhne und Gehälter der Beschäftigten seit dem Insolvenzantrag von der Agentur für Arbeit bezahlt werden. Diese Unterstützung endet jedoch mit Ablauf dieses Monats. Ab September muss das Krankenhaus für die Personalkosten wieder selbst aufkommen, so dass die Verluste voll durchschlagen. Hinzu kommt, dass sich die Personalnot verschärft hat. Weil es immer schwieriger wird, den Dienstplan mit eigenen Kräften zu besetzen, muss zunehmend auf teure Honorarkräfte zurückgegriffen werden. Dies verschlechtert die wirtschaftlichen Aussichten für das Haus zusätzlich.
Die Klinikleitung hat heute in einer Mitarbeiterversammlung die rund 190 Beschäftigten informiert. Das Krankenhaus nimmt ab sofort keine neuen Patientinnen und Patienten mehr auf. Die rund 50 stationären Patient*innen werden weiter behandelt und in den nächsten Tagen regulär entlassen. Sofern dies in Einzelfällen erforderlich ist, wird eine Verlegung organisiert. „Wir fahren den Betrieb geordnet herunter“, betonte Geschäftsführerin Katrin Porsch. „Die durchgängige medizinische Versorgung unserer Patientinnen und Patienten ist dabei weiter gewährleistet und hat allerhöchste Priorität.“
Die Geschäftsführung hatte in den letzten Wochen intensive Gespräche mit möglichen Partnern über eine Zusammenarbeit oder eine Übernahmelösung geführt. Letztlich fand sich jedoch kein Interessent, der bereit war, sich finanziell zu engagieren. Ausdrücklich bedankte sich die Klinik-Geschäftsführung bei Landrat Christian Herrgott für die Unterstützung in den letzten Monaten. „Die Politik hat sich gerade auf kommunaler Ebene sehr für den Erhalt des Krankenhauses stark gemacht und getan, was möglich ist“, so Ballies. „Leider bleibt der Betrieb solcher Krankenhäuser unter den noch geltenden Finanzierungsbedingungen bis auf Weiteres ein Zuschussgeschäft in Millionenhöhe.“
Das Krankenhaus wird den Mitarbeiter*innen bis zum Monatsende die Kündigungen aussprechen. Die Geschäftsführung wird in den nächsten Tagen Kontakt zur Agentur für Arbeit aufnehmen, um die Beschäftigten bei den nötigen Formalitäten und der Suche nach einer Anschlussbeschäftigung zu unterstützen.
Die Sternbach-Klinik Schleiz war am 25. Juni den Schritt in ein Eigenverwaltungsverfahren gegangen, weil sie trotz der positiven Entwicklung der letzten drei Jahre noch nicht kostendeckend arbeiten kann. 2021 hatte der neue Gesellschafter Sternbach das Haus aus der kommunalen Trägerschaft übernommen und vor der drohenden Schließung gerettet. Seitdem haben sich die Patientenzahlen jedes Jahr um 30 Prozent erhöht. Zugleich wurden in diesem Zeitraum rund 60 neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingestellt, und auch die Ertragssituation hat sich verbessert. „Von unserer Struktur und unserem Versorgungsspektrum entsprechen wir schon jetzt der Zielvorstellung der Gesundheitsreform, die für solche Häuser eine Vorhaltepauschale vorsieht“, betonte Geschäftsführerin Katrin Porsch. „Unter den noch geltenden Finanzierungsbedingungen hilft uns dies aber leider nicht weiter.“
Die Sternbach-Klinik Schleiz ist ein Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung mit 104 Betten und rund 200 Beschäftigten. Das Haus verfügt über Abteilungen für Innere Medizin, Chirurgie, Anästhesie/Intensivstation (6 Betten), Schmerztherapie, Röntgen sowie eine Notaufnahme. Das Haus versorgt aktuell zwischen 300 und 350 stationäre Patienten im Monat und erwirtschaftete zuletzt einen Jahresumsatz von rund 17,5 Mio. Euro.