Auszeichnungen

Testosteron und endokrine Disruptoren: Herausragende Beiträge zum Thema Hormone ausgezeichnet

08.06.2023 - Der Medienpreis der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) geht in diesem Jahr an zwei Journalistinnen.

Im Print-Bereich wird Dr. Christina Berndt, Wissenschaftsredakteurin bei der Süddeutschen Zeitung, für ihren Artikel über das Sexualhormon Testosteron „Männlichkeit im Blut“ ausgezeichnet. Mira Fricke, Reporterin bei der Deutschen Welle in Berlin, erhält den Preis für ihren TV-Beitrag „Wenn Kunststoffe wie Hormone wirken“. Er befasst sich mit endokrinologisch wirksamen Umweltgiften. Verliehen wurde der DGE-Medienpreis 2022/2023 im Rahmen des 66. Kongresses für Endokrinologie.

Wenn es um Aggressivität und Machtstreben geht, ist die gedankliche Linie von „typisch Mann“ über „Hormone“ zu „Testosteron“ schnell gezogen. Aber hat das Sexualhormon seinen schlechten Ruf als Macho-Macher verdient? Ist der Testosteronspiegel im Blut wirklich ausschlaggebend dafür, ob Menschen rücksichtslos oder sanft, aggressiv oder hilfsbereit sind? Diesen Fragen spürt Christina Berndt in ihrem Beitrag nach – und trennt Mythen von biologischen Fakten, gesellschaftliche Zuschreibungen von tatsächlichen Zusammenhängen. „Der Text veranschaulicht wissenschaftlich fundiert, wie vielfältig die Wirkung des Testosterons ist, räumt dadurch mit Falschannahmen auf und trägt so zur seriösen Information bei “, lobt DGE-Mediensprecher Prof. Dr. med. Stephan Petersenn aus Hamburg. So sei ein hoher Testosteronspiegel beim Menschen – anders als beim Tier - kein Garant für ein gutes Durchsetzungsvermögen. Vielmehr wisse man heute, dass das Hormon auch die soziale Seite eines Menschen fördern könne.

Parabene, Phthalate, Dioxine oder Bisphenole – die Liste der endokrinen Disruptoren, das sind menschengemachte Substanzen, die in den Hormonhaushalt eingreifen, ist lang. Mit vielen dieser chemischen Stoffe haben wir täglich zu tun, wie Mira Fricke in ihrem TV-Beitrag zeigt: Sie sind in Kosmetika enthalten, stecken als Weichmacher in Plastikverpackungen und in der Beschichtung von Konservendosen. Auch wer bewusst auf diese Produkte verzichtet, kann den schädlichen Stoffen kaum vollständig entgehen, denn in Wasser, Boden und Luft sind sie mittlerweile allgegenwärtig. Fricke gibt in ihrem 8-minütigen TV-Beitrag einen kompakten Überblick darüber, welche gesundheitlichen Probleme von diesen Substanzen ausgehen können – von abnehmender Fruchtbarkeit über Entwicklungsstörungen, Übergewicht und Diabetes bis zum Krebs. „Der sorgfältig recherchierte Beitrag zeigt, wie empfindlich der Hormonhaushalt von Tier und Mensch ist, und wie wichtig es wäre, ihn vor äußeren Einflüssen zu schützen“, begründet Prof. Dr. med. Dr. h.c. Helmut Schatz, Mitglied im DGE-Vorstand, die Wahl des Preiskomitees. Frickes Film zeige, wie jeder einzelne Mensch dazu beitragen könne, betone aber auch die Notwendigkeit staatlicher und globaler Regulierung des Einsatzes endokriner Disruptoren. „Ein ausgesprochen wichtiger Appell, den die Autorin einprägsam vermittelt und durch Expertenstimmen unterstreicht.“

„Beide Beiträge behandeln Themen, die für jeden Einzelnen in der Gesellschaft von großer Relevanz sind“, so Schatz weiter. Sie seien hervorragend recherchiert, allgemeinverständlich formuliert und kurzweilig präsentiert – und zeigten damit, was guter Medizinjournalismus zu leisten imstande ist: medizinisch-wissenschaftliche Themen sachlich fundiert in die Breite zu tragen.

Die Endokrinologie ist der medizinische Fachbereich, der sich mit Störungen des Hormonhaushalts und des Stoffwechsels befasst. Zu den Erkrankungen, die endokrinologische Expertise erfordern, zählen Volkskrankheiten wie der Diabetes mellitus, Osteoporose, Schilddrüsenerkrankungen oder krankhaftes Übergewicht, aber auch seltene Erkrankungen wie hormonell bedingte Wachstumsstörungen. Mit dem Medienpreis würdigt die DGE hervorragende journalistische Beiträge, die das Wissen über endokrinologische Themen in der Allgemeinheit fördern.

Mit knapp 30 Zusendungen ist die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber um den DGE-Medienpreis im Vergleich zum Vorjahr noch einmal deutlich angestiegen. „Wir freuen uns sehr über das wachsende journalistische Interesse an unserem Fachbereich“, sagt Prof. Dr. med. Stephan Petersenn.

Zur Online-Variante des Print-Artikels „Männlichkeit im Blut“ von Dr. Christina Berndt gelangen Sie hier.

Die Online-Variante des TV- Beitrags von Mira Fricke unter dem Titel „Wenn Kunststoffe wie Hormone wirken“ finden Sie hier.

 

Kontakt

Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie DGE

Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart

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