Medizin & Technik

Warum sich Leukämie-Patienten gegen Covid impfen lassen sollen

12.05.2021 - Leukämie-Patienten gehören laut Robert Koch-Institut (RKI) zur besonders vulnerablen Gruppe. Prof. Dr. Andreas Neubauer, Direktor der Klinik für Hämatologie, Immunologie und Onkologie am Universitätsklinikum Marburg, rät deshalb grundsätzlich auch während einer Leukämie-Therapie zu einer Impfung gegen eine Covid-Infektion.

Leukämie-Patienten sind in der Corona-Pandemie auf einen besonderen Schutz vor einer Covid-19-Infektion angewiesen. Eine Datenanalyse, die das Robert Koch-Institut (RKI) jetzt veröffentlicht hat, zeigt, dass Leukämie-Patienten zur besonders vulnerablen Gruppe gehören und damit ein höheres Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf haben. In dieser Analyse hat das RKI die Gesundheitsdaten von 30 Millionen gesetzlich versicherten Bürgern ausgewertet und unter dem Titel „Hierarchisierung von Risikofaktoren für schwere Covid-19-Erkrankungsverläufe im Kontext der Covid-19-Schutzimpfungen“ veröffentlicht.

Wie sich Leukämie-Patienten schützen können und ob es sinnvoll ist, die Betroffenen bereits während einer Leukämie-Therapie zu impfen, erklärt Prof. Dr. Andreas Neubauer. Der Direktor der Klinik für Hämatologie, Immunologie und Onkologie am Universitätsklinikum Marburg ist Mitglied im Stiftungsvorstand der José Carreras Leukämie-Stiftung und gehört zu den renommiertesten Leukämie-Forschern in Deutschland.

„Die Leukämie ist eine Erkrankung des Knochenmarks, was zur Folge hat, dass das Immunsystem nicht mehr funktioniert. Deshalb ist es völlig klar, dass Leukämie-Patienten zu den meist gefährdeten Menschen in dieser Corona-Pandemie gehören“, bestätigt Prof. Neubauer die RKI-Analyse.

Für die Betroffenen ist deshalb vor allem die Frage entscheidend, ob und wann sie sich gegen Covid-19 impfen lassen sollen. Dazu hat Prof. Neubauer eine klare Meinung: „Noch fehlen valide wissenschaftliche Daten, aber die Stellungnahmen der Fachgesellschaften sind mittlerweile eindeutig und empfehlen das Impfen noch während der Leukämie-Therapie. Dies gilt natürlich nur, wenn der Patient keine Kontraindikation aufweist.“ Der Hintergrund: Bei einer Leukämie-Therapie wird das Immunsystem des Patienten heruntergefahren. Deshalb vertraten viele Mediziner am Anfang der Corona-Pandemie noch die Meinung, eine Impfung mache keinen Sinn. „In der Risikoabwägung ist man jetzt zu dem Schluss gekommen, dass eine schwache Immunantwort auf eine Impfung immer noch besser ist als gar keine“, erklärt Prof. Neubauer.

Auch bei der Frage, wie lange ehemalige Leukämie-Patienten ein hohes Risiko eines schweren Covid-Verlaufs haben, fehlen noch finale Daten. Prof. Neubauer: „Wahrscheinlich ist es so, dass Patienten, die allein mit einer Chemotherapie die Leukämie überstanden haben und nun ein normales Blutbild zeigen, schon nach wenigen Monaten kein höheres Risiko mehr aufweisen.

Bei Patienten, die mit Antikörpern behandelt worden sind, gehen wir davon aus, dass die Immunantwort des Körpers schwächer ist, also nach wie vor ein erhöhtes Risiko besteht. Am gefährdetsten sind Patienten, bei denen wir fremdes Knochenmark oder Stammzellen transplantiert haben. Diese Patienten sind generell lebenslang einem höheren Infektionsrisiko ausgesetzt und gelten niemals als ganz gesund. Zusammenfassend empfehlen wir aber allen Leukämie-Patienten, sich gegen Covid impfen zu lassen.“

Kontakt

José Carreras Leukämie-Stiftung

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