Medizinproduktehersteller geraten zunehmend unter Druck
09.07.2010 -
Die Hersteller von Medizinprodukten, die bislang der Finanz- und Wirtschaftskrise erfolgreich getrotzt haben, geraten zunehmend durch Außenstände in einigen europäischen EU-Mitgliedsstaaten und durch stark gestiegene Rohstoffpreise unter Druck. Darauf hat der Bundesverband Medizintechnologie, BVMed, auf der Grundlage einer aktuellen Auswertung der Preisentwicklung relevanter Rohstoffe hingewiesen.
Die "Late payment"-Problematik mit offenen Rechnungen über Monate oder sogar Jahre hinweg habe sich in einigen europäischen Ländern weiter verschärft, so BVMed-Geschäftsführer und Vorstandsmitglied Joachim M. Schmitt. Deshalb sei bei der Lieferung von Medizinprodukten in bestimmten Fällen eine größere kaufmännische Vorsicht geboten. Die Problematik mit gestiegenen Außenständen betreffe nach Angaben der Unternehmen zudem teilweise auch inländische, insbesondere regionale Dienstleister.
Hinzu komme das Problem der in den letzten Monaten stark gestiegenen Rohstoffpreise, so der BVMed: "In den vergangenen zwölf Monaten sind die Rohstoffpreise vor allem für Zellstoffe, Baumwolle, Vliesstoffe und medizinische Granulate für Kunststoffe zwischen 30 und 65% gestiegen." Die Rohstoffverteuerung betrifft eine breite Palette von Medizinprodukten: von Inkontinenzprodukten bis Kunststoffeinmalprodukte.
Beim Rohstoff Fluff/Zellulose wirken sich die verstärkte Nachfrage nach Papier und Holz, der extreme Winter in Skandinavien, die Streiks in Finnland und das Erdbeben in Chile auf die Preise aus. Verstärkt werden die dadurch erhöhten Preise durch den starken US-Dollar, der für eine zusätzliche Dynamik bei Preissteigerungen sorgt. Gegenüber Juli 2009 hat sich der Zellulosepreis um etwa 35% verteuert. Bei den Kunststoffgranulaten Polypropylen und Polyethylen sind ebenfalls extreme Preissteigerungen gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen. Aus diesen Granulaten werden Vliese und Folien gefertigt. Der Treiber ist hier der Preis für Rohöl. So ist der Preis für Polypropylen von April 2009 bis April 2010 sogar um 65% gestiegen.
"Alle Marktteilnehmer unterliegen den Entwicklungen auf dem Rohstoffmarkt. Materialalternativen liegen nicht vor, Prozessoptimierungen sind endlich. Das ist eine große Herausforderung für die Unternehmen. Preisanpassungen können dadurch nicht ausgeschlossen werden", so die Einschätzung des BVMed.
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