Marburger Bund Mitgliederbefragung 2010 im Überblick
21.02.2011 -
An der bundesweit größten Umfrage unter Krankenhausärzten zu ihrer beruflichenSituation nahmen im Herbst 2010 mehr als 12.000 Mitglieder der Ärztegewerkschaft Marburger Bund teil.
Arbeitsbedingungen
Die tarifpolitischen Erfolge des Marburger Bundes haben dazu beigetragen, die Situation der angestellten Ärzte in den vergangenen Jahren schrittweise zu verbessern. Inzwischen bewerten 59% ihre derzeitigen Arbeitsbedingungen als durchschnittlich, gut oder sehr gut. Bei der Mitgliederbefragung im Jahr 2007 waren es nur 52%. Dennoch ist die Arbeitsbelastung der Krankenhausärzte nach wie vor sehr hoch: 41% der Befragten bezeichnen ihre Arbeitsbedingungen als schlecht oder sehr schlecht.
Unbesetzte Arztstellen
Die Unzufriedenheit mit den Arbeitsbedingungen resultiert auch aus der Personalnot der Kliniken. Die Probleme bei der Besetzung von vakanten Arztstellen sind weitaus dramatischer als bisher angenommen. Im Durchschnitt sind 1,5 Arztstellen pro Abteilung unbesetzt.
Hochgerechnet auf alle rund 8.500 Krankenhausabteilungen in Deutschland können derzeit mehr als 12.000 Arztstellen in den Kliniken nicht besetzt werden. Zudem sind die Arztstellen zunehmend länger vakant.
Arbeitszeit und Überstunden
Im Durchschnitt arbeiten vollzeitbeschäftigte Ärztinnen und Ärzte 55 Stunden pro Woche. 36% der Befragten leisten pro Woche zehn und mehr Überstunden, einige sogar mehr als 30 Stunden pro Woche. Im Vergleich zu 2007 werden diese immerhin etwas häufiger vergütet. Dennoch wird noch immer die Hälfte aller Überstunden überhaupt nicht ausbezahlt.
Bürokratie
Viele Ärzte geben an, dass sie an ihrer Tätigkeit am meisten die starke bürokratische Reglementierung stört. Mehr als die Hälfte der Befragten benötigt täglich mehr als 2 Stunden für Verwaltungstätigkeiten. Davon 30% beziffern den Zeitaufwand auf 2-3 Stunden, 15% auf 3-4 Stunden und 9% sogar auf mehr als 4 Stunden.
Bereitschaftsdienst
Bei der Bezahlung der Dienste zu ungünstigen Zeiten werden die tarifpolitischen Erfolge des Marburger Bundes besonders sichtbar: 72% der Befragten, die nach einem MBTarifvertrag bezahlt werden, geben an, dass sich die Vergütung der Bereitschaftsdienste durch den arztspezifischen Tarifvertrag verbessert hat.
Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Für die Ärztinnen und Ärzte hat die Vereinbarkeit von Familie und Beruf einen besonders hohen Stellenwert. Gegenüber der Umfrage 2007 sagen 22% mehr Befragte, dass ihnen diese Vereinbarkeit am wichtigsten ist. Insgesamt geben 84% der Ärztinnen und Ärzte an, dass Ihnen die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Freizeit am wichtigsten oder sehr wichtig ist. Die Krankenhäuser stellen sich aber nur langsam auf diese Bedürfnisse ein. Noch immer bietet mehr als die Hälfte der deutschen Krankenhäuser keine ausreichenden Möglichkeiten zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf, zum Beispiel in Form von Kinderbetreuung oder Teilzeitstellen.