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Strategien zur Vermeidung einer ungewollten perioperativen Hypothermie

28.11.2013 -

60 % aller Patienten, deren Eingriff länger als 15 Minuten dauert, erfahren eine Hypothermie als Folge von Narkosemaßnahmen.3 Direkte Auswirkung der Hypothermie: ein verdreifachtes Risiko postoperativer Wundinfektionen und kardialer Vorfälle sowie eine erhöhte Nachbeatmungszeit.1,2 Prewarming ist die effektivste Methode zur Minimierung dieser Gefahren, die dazu das Wohlbefinden der Patienten substanziell steigert. Durch die für Februar 2014 geplante S3-Leitlinie „Vermeidung ungeplanter perioperativer Hypothermie" wird der Aspekt „präoperatives Warming" zentraler und verbindlicher Bestandteil in der operativen Praxis.

Die wirksamste Maßnahme zum Schutz vor einem Abfall der Körpertemperatur unter 36 °C im Rahmen einer OP, ist die (aktive) präoperative Erwärmung, so das Robert Koch-Institut als Empfehlung zur Prävention postoperativer Infektionen.3 „In der Praxis wird dies jedoch noch nicht häufig genug praktiziert", kommentiert Dr. Horn, Chefarzt am Regio Klinikum Pinneberg. In vielen Fällen wird der Zusammenhang zwischen der akzidentellen Hypothermie und Ereignissen, wie z. B. einer Wundinfektion einige Tage später, noch nicht einmal hergestellt. Dabei ist nachgewiesen, dass bereits die milde Hypothermie (32 bis 35 °C) ein unabhängiger Risikofaktor für Wundinfektionen ist.4

Grund hierfür ist eine nach dem Erwachen hervorgerufene natürliche thermoregulatorische Reaktion aufgrund der Hypothermie (die Vasokonstriktion) welche dazu führt, dass die Körperperipherie nicht ausreichend versorgt wird.

Prewarming wird Inhalt der S3-Leitlinien

Um das Wärmemanagement im OP zu optimieren und zu standardisieren, wird das Thema präoperative Erwärmung in die S3-Leitlinie „Vermeidung von ungeplanter perioperativer Hypothermie" der AWMF, initiiert und angemeldet von der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e.V., aufgenommen. Deren Fertigstellung wird für Februar 2014 erwartet. „Damit wird präoperative Erwärmung endlich fester Bestandteil in der chirurgischen Patientenversorgung. In den Leitlinien wird festgehalten, dass man Patienten vor einer OP wärmen und mindestens einmal die Temperatur im Aufwachraum messen muss", erklärt Dr. Horn. Die Körperkerntemperatur sollte dann mindestens 36 °C betragen. „Es ist zu spät, erst im Operationssaal mit dem Wärmen zu beginnen. Wenn der Kreislauf erst einmal heruntergefahren ist, kann nicht mehr genug Wärme über die Haut aufgenommen werden." Der Grund: Die Einleitung einer Narkose hat eine Umverteilung der Wärme aus dem Körperkern in die Peripherie zur Folge. So erfahren Patienten einen Abfall der Körperkerntemperatur um bis zu 3 °C in den ersten drei Stunden einer OP.2 81 % des Wärmeverlustes während der ersten Änästhesiestunde wird der Temperaturumverteilung zugeschrieben.4

Dieses Phänomen führt zu einer Beeinträchtigung der Immunantwort und verdreifacht das Risiko einer postoperativen Wundinfektionen und kardialer Vorfälle.² Zusätzlich kommt es häufig zu einer verlängerten Nachbeatmung. Laut Dr. Horn reicht „zur Prävention bereits ein 20-minütiges Prewarming aus, das ist im engen Zeitfenster einer Behandlung auch zeitlich absolut machbar."

STOP the DROP! Vermeidung des initialen Temperaturabfalls

Dringlichstes Ziel ist es, den initialen Temperaturabfall zu vermeiden. Neben den bisher hierfür verwendeten elektronischen und durch ein Wärmegebläse betriebenen Patientendecken stehen nun auch aktive selbstwärmende Patientendecken zur Verfügung. Z.B. BARRIER Easy Warm erwärmt sich nach dem Entfalten automatisch und hält eine Temperatur von ca. 40 °C über 10 Stunden hinweg. So ermöglicht ihr Einsatz bereits präoperativ lediglich einen Temperaturabfall von 0,6 °C in der ersten Stunde der Operation, statt der üblichen 1-1,5 °C.5,6 Zusätzlich steigt die Zufriedenheit der Patienten in Hinblick auf Komfort und Wärme.6 „Es gab eine phänomenale Rückmeldung der Patienten, auch ich bin überzeugt, wie gut die selbstwärmenden Decken funktionieren", so Horn. „Eine Patientin klagte zum ersten Mal nicht über postoperative Kreislaufprobleme und Übelkeit, und die Rückmeldung der Pfleger lautete: „sensationell". „Wo auch immer der Patient gerade ist, kann er die Decke nutzen." Denn ohne eine Stromquelle oder weitere Geräte zu brauchen, ist die Decke äußerst flexibel im gesamten perioperativen Bereich einsetzbar.

DROP the COSTS! Hypothermie vermeiden heißt Kosten senken

Eine ungewollte Hypothermie von Anfang an zu vermeiden, heißt nicht nur die Gesundheit der Patienten zu schützen, sondern auch, bedeutende Kosten zu sparen. Laut dem Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e.V. (VDE) kann Prewarming einen Krankenhausaufenthalt um bis zu 20 % verkürzen, Gerinnungsstörungen, Herzerkrankungen, Bluttransfusionen und Infektionen vermeiden und die Genesung der Patienten beschleunigen.2

„Die Behandlung einer Wundinfektion kostet etwa 8.000 € pro Patient", kalkuliert Dr. Horn. „Das Risiko, an einer postoperativen Wundinfektion zu erkranken, liegt bei 4 %. Es kommen auf das Krankenhaus also Kosten von 32.000 €/100 Patienten zu." Bei selbstwärmenden Patientendecken entfallen zusätzlich Wartungskosten, Stromkosten und Kosten für die Desinfektion. Ein standardisiertes, leitlinienorientiertes Prewarming kann somit nicht nur die Patientenzufriedenheit erhöhen, Nebenwirkungen der Hypothermie vermeiden, sondern dazu auch langfristig die Kosten senken.

  1. RKI (2007) Prävention postoperativer Infektionen im Operationsgebiet Bundesgesundheitsbl - Gesundheitsforsch - Gesundheitsschutz 2007 · 50:377-393 DOI 10.1007/s00103-007-0167-0
  2. McAnally HB, Cutter GR, Ruttenber AJ et al. (2001) Hypothermia as a risk factor for pediatric cardiothoracic surgical site infection. Pediatr Infect Dis J 20:459-462
  3. Brand S, Mühlsteff J, Imhoff M (2013) VDE-Positionspapier. Akzidentelle Hypothermie - Diagnose, Prävention und Therapie
  4. Matsukawa T, Sessler DI, Sessler AM et al. (1995) Heat flow and distribution during induction of general anesthesia. Anesthesiology 82: 662-673
  5. Kurz A, Sessler DI, Lenhardt R (1996) Perioperative normothermia to reduce the incidence of surgical-wound infection and shorten hospitalization. Study of wound infection and temperature group. N Engl J Med 334:1209-1215
  6. Mölnlycke Health Care (2012) Studie zur Beurteilung der Sicherheit und Wirksamkeit einer aktiven selbstwärmenden Decke zur Prävention von Hypothermie. Archivdaten
  7. Horn EP et al. (2012) The effect of short time periods of pre-operative warming in the prevention of peri-operative hypothermia. Anaestesia 67:612-617

 

 

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