Gesundheitsökonomie

Von der Manufaktur zum „Global Player“

Wie sieht das Krankenhaus von übermorgen aus?

29.03.2010 -

Das Krankenhaus von heute ist im Wesentlichen auf den Prinzipien einer Manufaktur aufgebaut. Das bedeutet, dass die persönliche Leistung des Einzelnen, die primär mit den Händen erbracht wird, im Mittelpunkt steht. Das bedeutet aber auch, dass das gesamte Leistungsgeschehen immer noch sehr stark auf die einzelnen Personen, insbesondere die ärztlichen Abteilungsleiter ausgerichtet ist. Der Betrieb zerfällt so in viele Einzelbereiche, die jeweils für sich Teile des diagnostisch-therapeutischen Leistungsgeschehens organisieren und optimieren.

Im diagnostisch-therapeutischen Teil steht, wie schon angedeutet, der Arzt mit seinem Wissen und Können im Mittelpunkt. Er optimiert die Prozesse aus seiner Sicht und für seine Fähigkeiten. Im pflegerisch-versorgenden Teil wiederum sind es vor allem die Pflegekräfte, welche die Abläufe organisieren und ebenfalls auf ihre eigenen Fähigkeiten und Einschätzungen abstimmen. Der Patient selbst hat zwar die Möglichkeit, bestimmte Wünsche zu äußern, insbesondere im pflegerisch-versorgenden Teil, doch muss er sich in den Ablauf einfügen. Das führt unter anderem dazu, dass sich der Patient in der Regel einen Tag vor der Behandlung bereits ins Krankenhaus begeben muss, damit er am nachfolgenden Tag reibungslos in den Krankenhausablauf eingereiht werden kann.

Für Deutschland ist bezeichnend, dass der Patient immer noch deutlich länger im Krankenhaus verweilt, als das in vergleichbaren Ländern der Fall ist. Das deutet auch an, dass die Abläufe noch lange nicht optimiert sind, insbesondere dann, wenn sie die einzelnen Fachbereiche überschreiten.
Die Krankenhäuser sind weiter von einem hohen Innovationstempo gekennzeichnet. Die Erkenntnisse in Prävention, Diagnose und Therapie von Krankheiten nehmen ständig zu. Hinzu kommen vielfältige Unterstützungsmittel für die Ärzte in Form von Arzneimitteln, medizinisch-technischen Ausrüstungen und schließlich auch mehr und mehr komplexe, elektronische Systeme, die den Arzt in der Diagnose und Therapie wirkungsvoll unterstützen. Dies alles wirkt dahin, dass das Krankenhaus kapitalintensiver wird und damit die medizinisch-technische Infrastruktur stärker das Geschehen bestimmt.

Morgen: industrielle Fließproduktion

Die Leistungsprozesse, die - wie oben beschrieben - heute noch sehr stark der Manufaktur nachempfunden sind, werden, wie auch in der übrigen Wirtschaft, in absehbarer Zeit in eine industrielle Fließproduktion übergeleitet werden. Bei der industriellen Fließproduktion steht generell nicht mehr der Einzelne im Mittelpunkt, sondern der gesamte Prozess wird so optimiert, dass das Werkstück, sei es ein Auto oder eine einzelne Schraube, einen optimalen Durchlauf durch den Produktionsprozess erfährt. Wartezeiten, die den Produktionsprozess hemmen, werden systematisch beseitigt. Am Schluss durchläuft das Produkt ohne Verzögerung den Produktionsprozess in optimaler Zeit.

Ähnliche Prinzipien werden morgen auch die Patientenbehandlung im Krankenhaus bestimmen. Der Patient selbst wird zum Mittelpunkt des Ablaufes gemacht. Es gilt, die Patientenbehandlung so zu optimieren, dass keine unnötigen Verzögerungen oder Wartezeiten entstehen. Das bedeutet natürlich auch, dass vor allen Dingen die bisherige Autonomie der einzelnen Krankenhausabteilungen zugunsten der Gesamtoptimierung reduziert, ja zum großen Teil sogar beseitigt werden muss. Für den Patienten wird damit der Aufenthalt deutlich verkürzt, aber auch die Kosten der Behandlung können entsprechend abgesenkt werden. Denn ähnlich wie der Wohlstand unserer heutigen Industriegesellschaft auf den hochmodernen und z.T. automatisierten Fertigungsprozessen beruht, wird auch das Krankenhaus ohne eine entsprechende Umstellung seiner Leistungsprozesse nicht zu vertretbaren Preisen die Bevölkerung mit entsprechenden hochwertigen Behandlungsleistungen versorgen können.

Das Krankenhaus von morgen erfährt also eine deutliche Umstellung. Schon heute aber beginnen viele Krankenhäuser ihre Leistungsprozesse intern so abzustimmen und zu integrieren, dass der Patient als bestimmende Größe gesehen wird. Es geht darum, das Krankenhaus selbst zu verändern, dass Behandlungsprozesse ohne Unterbrechung ablaufen und damit auch die Kosten der Behandlung deutlich abgesenkt werden können.

Dies führt zu einer hohen Spezialisierung. Sowohl das Personal als auch die Ausstattung der Krankenhäuser werden sich auf engere Tätigkeitsfelder spezialisieren müssen, dafür aber die Zahl der Behandlungen entsprechend erhöhen. Eine Konsequenz davon ist, dass die Fixkosten, d.h. die vorgehaltene Infrastruktur, deutlich intensiver genutzt werden kann und so die Fallkosten auch abgesenkt werden können, was letztlich der ökonomische Vorteil der Industrialisierung ist.

Vision: integriertes Gesundheitsunternehmen

Die Phase der industriellen Produktion wird abgelöst werden von einem Krankenhaus, das sich um den vorstationären, stationären und nachstationären Behandlungsprozess als Ganzes kümmert. Der krankenhausinternen Optimierung folgt also die Optimierung des gesamten Behandlungsprozesses, bei dem das Krankenhaus nur ein Teil davon ist. Das Krankenhaus wächst damit in die Rolle eines Generalunternehmers hinein, der sowohl die prästationäre als auch die poststationäre Behandlung des Patienten gleich mit organisiert. Dadurch können die Leistungsprozesse betriebsübergreifend abgestimmt und intensiviert werden, und zudem würde es dadurch gelingen, die Kosten der Behandlung ein Stück zu stabilisieren oder abzusenken.

Nun sind für ein solches integriertes Gesundheitsunternehmen private, unternehmerische Strukturen unabdingbar. Von daher gehen wir davon aus, dass die Krankenhausversorgung weiter und zunehmend schneller privatisiert wird. Dabei zählen zu den Privaten nicht nur gewinnorientierte, sondern auch frei-gemeinnützige Krankenhäuser. Gerade Letztere haben den großen Vorteil, dass sie erwirtschaftete Überschüsse wieder voll in das Unternehmen zurückfließen lassen können, also keine Kapitalgeber bedienen müssen. Das muss nicht heißen, dass die Kommunen ihre Krankenhäuser an Private abgeben müssen, sie können auch ihre Krankenhäuser in eigener Hand privatisieren und ihnen eine Rechtsform geben, bei der sie möglichst wenig vom kommunalpolitischen Geschehen beeinträchtigt werden. Hier könnten Stiftungen, aber auch kommunale Aktiengesellschaften eine Lösung darstellen. Beide Wege werden in Deutschland bisher nicht bzw. nur als Ausnahmen begangen.

Am Horizont: globale Krankenhauskonzerne

Da die medizinische Wissenschaft und auch die Medizintechnik sich mehr und mehr globalisieren, werden auch Krankenhausunternehmen nationale Grenzen überschreiten. Die Medizintechnik und die medizinischen Therapieverfahren erzwingen eine Optimierung, die wenig Rücksicht auf nationale Besonderheiten nimmt und stärker von globalen Trends geprägt wird. Eine dieser globalen Trends ist, dass die medizinischen Wissenschaften mehr und mehr schonendere Behandlungen und Methoden zur Früherkennung von Krankheiten anbieten. Beides wird aber zu einer globalen Entwicklung, d.h., der gesamte globale Forschungs- und Entwicklungsstand steht quasi jedem Land auch zur Verfügung, und globale Krankenhauskonzerne werden dies realisieren helfen.

Kontakt

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