Krankenhausinfektionen: OP-Hygiene praktisch umgesetzt
22.11.2010 -
Krankenhausinfektionen mit schlecht therapierbaren Erregern wie MRSA oder VRE treten zunehmend häufiger auf und damit bekommt die Hygiene im Krankenhaus eine immer größere Bedeutung. Kliniken formulieren Hygieneordnungen und verpflichten ihre Beschäftigten meist zur Einhaltung per Dienstaufgabe. Solche Hygieneordnungen für den Operationstrakt zeigen, welche im Grunde einfachen Handlungen für ein gutes Hygiene-Ergebnis relevant sein können, sofern sie nur konsequent umgesetzt werden. Maßnahmenkataloge, für deren Einhaltung zumeist die Direktoren der operierenden Fächer die Verantwortung tragen, sollen dies sicherstellen. Verantwortlich für die Verbindung der Mitarbeiter im OP- und Anästhesiebereich mit der Krankenhaushygiene sind üblicherweise die jeweiligen leitenden OP- und Anästhesiepflegekräfte und die hygienebeauftragten Ärzte.
Personalvorbereitung
Vor Betreten von OP-Abteilungen müssen sich alle Personen über die reine Seite der Personalschleuse einschleusen. Dazu sind zuvor in der unreinen Seite alle Utensilien wie Taschen, Kleidung - auch Dienstkleidung - etc. bis auf die Unterwäsche sowie Uhren und Schmuckstücke an Händen und Unterarmen abzulegen, und es muss eine hygienische Händedesinfektion erfolgen (TRBA 4.1.2.6).
Erst auf der reinen Seite der Personalschleuse ist die Bereichskleidung anzulegen. Dabei soll ein Kasack in der Hose getragen werden, die OP-Haube soll die Haare bedecken. An Mehrweg-OP-Hauben sind die gleichen Anforderungen zu stellen wie an Einwegmaterialien: Nach Kontamination mit potentiell infektiösen Materialien sind die Hauben zu wechseln und bei der Ausschleusung abzulegen. Das heißt, mehrfach verwendbare OP-Hauben sind chemothermisch oder thermisch bei mindestens 60ºC wieder aufzubereiten. Laut TRBA 250 (Biologische Arbeitsstoffe im Gesundheitswesen und der Wohlfahrtspflege, 4.1.3.2) darf Schutzkleidung von Beschäftigten nicht zur Reinigung mit nach Hause genommen werden.
Der Mund-Nasen-Schutz muss vor jeder OP, bei Verschmutzung und bei Durchfeuchtung gewechselt werden. Er soll auch nicht heruntergeklappt am Hals hängend getragen werden und muss bei Bartträgern die Barthaare vollständig bedecken.
Patientenvorbereitung - präoperative Maßnahmen
Wenn eine Haarentfernung am Patienten erforderlich ist, sollte diese erst unmittelbar vor der Operation erfolgen und nur dann, wenn es operationstechnisch erforderlich ist. Rasuren unmittelbar vor dem Eingriff sind mit einem geringeren Wundinfektionsrisiko verbunden, aber grundsätzlich gilt natürlich: Lebensrettung geht vor Infektionsschutz.
Vor dem Einschleusen des Patienten ist ihm ein Kopfschutz anzulegen. Beim Umlagern auf den OP-Tisch von der unreinen auf die reine Seite mittels automatischer Umbetthilfe ist diese nach jedem Ein- bzw. Ausschleusen einer Wischdesinfektion zu unterziehen - hier ist das Reinigungspersonal entsprechend anzuweisen.
Die präoperative Hautdesinfektion des Patienten erfolgt stets von der Mitte zum Rand hin, wobei das Gebiet so groß sein sollte, dass der Schnitt evtl. noch vergrößert oder an anderer Stelle gesetzt werden kann und auch die Durchtrittsstelle für einen Drain mit berücksichtigt wird. Dabei ist die Einwirkzeit des Desinfektionsmittels unbedingt zu beachten. Wichtig ist es ebenso, dass sich keine Flüssigkeitsansammlung u. a. Patienten bildet, da sonst die Gefahr von Verbrennungen bei Einsatz der HF-Chirurgie und der Bildung von Hautnekrosen besteht.
Versorgungsschleuse
Sämtlicher medizinischer Bedarf, Apothekenbedarf usw. wird nur über reine Versorgungsschleusen angeliefert. Güter dürfen auf keinen Fall in Lager- oder Umverpackungen in den OP gelangen. Über „sterile Fahrstühle" dürfen nur sterile Güter aus der Zentralsterilisation in die Sterilflure der OP-Abteilungen transportiert werden. Aufbereitete Sterilgüter von der ZSVA kommend werden üblicherweise in Schränke auf dem Sterilflur sortiert, der ausschließlich diesen vorbehalten sein muss und nicht mit Geräten, Kisten u. Ä. vollgestellt werden darf.
Prä- und intraoperative Vorbereitung
Sterile Instrumente und Materialien werden im OP-Saal auf sterilen Tischen hergerichtet und bis zum Beginn des Eingriffs mit sterilen Tüchern abgedeckt. Sterile Lösungen sollten erst direkt vor Gebrauch angerichtet werden.
Alle Saaltüren sollen während einer OP geschlossen bleiben. Falls eine Öffnung dennoch erforderlich wird, ist eine gleichzeitige Öffnung der Türen von Vorräumen zum OP-Flur und der OP-Türen zu vermeiden. Die Schutzdruckhaltung des OP-Raumes und der laminare Luftstrom im OP-Feld durch RLT-Anlagen sind sonst nicht mehr gewährleistet.
Die Zahl der Mitarbeiter im OP-Saal sollte auf ein Minimum beschränkt und unnötiges Sprechen und hastige Bewegungen wegen ihrer Turbulenzbildung vermieden werden. Auch ist auf einen ausreichenden Sicherheitsabstand zur Sterilzone zu achten.
Personalausschleusung
Die Personalausschleusung ist nur durch Personalschleusen möglich. Andere Wege zum Verlassen der OP-Abteilung dürfen nur im Notfall genutzt werden. OP-Schuhe, -Handschuhe und -Kittel sind nur in dafür vorgesehene Behälter oder Säcke zu legen. Abfälle sind nach jeder OP in entsprechende Behälter in die Entsorgungsschleuse zu bringen, Müll und Schmutzwäsche wird über die unreine Entsorgungsschleuse entsorgt. OP-Hauben, Mund-Nasen-Schutz und Bereichskleidung werden in entsprechenden Abfall- bzw. Wäschesäcken auf der unreinen Seite entsorgt.
Nach dem Anlegen der Dienst- oder Straßenkleidung erfolgt die hygienische Händedesinfektion. Die Bereichskleidung darf nicht außerhalb des OP-Bereiches getragen werden, Ausnahmen sollten nur in Notfällen (mit geschlossenem Überkittel) erlaubt sein. Verschmutzte OP-Bereichskleidung muss vor Verlassen bzw. Betreten (wenn die Verschmutzung im Aufwachraum erfolgte) des OP-Bereiches gewechselt werden. Auf eine ordnungsgemäße Händedesinfektion ist immer vor Verlassen und Betreten des OP-Bereiches zu achten.
Postoperative Maßnahmen
Nach jeder Operation sollen die patientennahen und alle sichtbar kontaminierten Flächen sowie der begangene Fußboden des OP-Saales desinfizierend gereinigt werden. Eine vollständige desinfizierende Reinigung der gesamten Fußbodenfläche erfolgt meist erst nach Abschluss des Tagesprogramms. Dabei sind auch Schwenkarme und Ampeln regelmäßig desinfizierend zu reinigen.