Herzerkrankungen im Alter – Quantensprünge in der Diagnostik
02.12.2010 -
Die Behandlungsoptionen der Kardiologie werden umfangreicher. Minimalinvasive Verfahren, die Schlüsselloch-Chirurgie, nehmen Herzklappenoperationen den Schrecken. Und clevere implantierbare EKG-Rekorder erlauben immer zuverlässigere Diagnosen bei kollabierenden Patienten.
Mit den Herzklappen ist es wie mit vielen anderen Strukturen im Körper: Wird der Mensch alt, kommt es zu Verkalkungen und anderen strukturellen Veränderungen. „Weil die Zahl älterer Menschen steigt, nimmt auch die Bedeutung der Aortenklappenerkrankungen zu", betont Prof. Manfred Zehender, stellvertretender Ärztlicher Direktor der kardiologischen Klinik am Universitätsklinikum Freiburg. Rund 12.000 Mal werden Aortenklappen in Deutschland mittlerweile pro Jahr operiert, Tendenz steigend.
Noch bis vor Kurzem wurden praktisch alle diese Patienten am offenen Herzen operiert. Doch das ändert sich gerade dramatisch: „Wir beobachten eine klare Verschiebung hin zu minimalinvasiven Katheterverfahren", so Zehender, der über dieses Thema bei der Medica berichtete.
Die Vorteile des Kathetereingriffs liegen auf der Hand: Der Brustkorb muss nicht mehr geöffnet werden. Die Patienten sind sehr viel schneller wieder auf den Beinen. Bei den Katheterverfahren werden biologische Herzklappen, die an einem Stent befestigt sind, auf kleinstem Raum zusammengefaltet. Mit einem über die Beinarterien eingeführten Katheter wird dieses Konstrukt dann an den Ausgang der linken Herzkammer gebracht. Dort entfaltet sich die Gefäßprothese. „Die alte Klappe bleibt drin. Sie wird einfach an die Wand gedrückt", betont Zehender.
Moderne Technik auch für die Diagnostik
Nicht nur bei der Therapie, auch bei der Diagnostik von Herzerkrankungen hält die moderne Technik zunehmend Einzug. Gerade auch alte Menschen profitieren davon: „Ein häufiges Problem bei über 65-Jährigen ist die Synkope, der plötzliche Kollaps ohne erkennbare Ursache", betont Prof. Rolf-Michael Klein, Chefarzt für Kardiologie am Augusta-Krankenhaus der VKKD-Kliniken Düsseldorf. Bei mindestens einem Drittel dieser Patienten stecken Herz-Rhythmus-Störungen hinter dem Problem. Doch die müssen erst einmal gefunden werden. Viele Jahre lang setzte man dazu Langzeit- oder Holter-EKG ein, die von den Patienten mehrere Tage lang getragen werden mussten. Das war weder besonders komfortabel noch besonders effektiv. „Heute können wir sogenannte Loop-Rekorder unter die Haut implantieren und den Herzrhythmus damit über bis zu 36 Monate überwachen", so Klein. Kollabiert der Patient in diesem Zeitraum, wird der Rekorder abgefragt. Findet sich eine Rhythmusstörung, kann sofort eine entsprechende Therapie eingeleitet werden.
Die Loop-Rekorder sind in den neuesten Leitlinien erheblich aufgewertet worden. Bereits der Verdacht auf eine herzrhythmusbedingte Synkope rechtfertige mittlerweile den Einsatz des Geräts, betont Klein. Auch invasive Eingriffe werden dadurch eingespart: „Die elektrophysiologische Untersuchung mittels Herzkatheter ist etwas in den Hintergrund getreten." Bei etwa 70 Prozent der Patienten mit häufigen Synkopen findet das Gerät die zugrunde liegende Rhythmusstörung. „Umgekehrt können wir damit auch klar feststellen, wenn eine Synkope nicht rhythmusbedingt ist", so Klein, an dessen Klinik mittlerweile pro Monat etwa vier Loop-Rekorder eingesetzt werden.