Leukozyten-Transfusion: Neuer Therapieansatz bei schweren Infektionen
31.01.2011 -
Leukozyten-Transfusion: Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert mit rund einer Millionen Euro ein bundesweites Forschungsprojekt zur Behandlung von schweren Infektionen, wie sie z.B. bei Krebspatienten nach Behandlung mit einer Chemotherapie auftreten können. Nicht selten werden gerade bei Kindern die hervorragenden Heilungschancen einer Krebserkrankung durch tödlich verlaufende Infektionen aufgehoben. Unter Leitung des Kölner Hämatologen Priv.-Doz. Dr. Kai Hübel, Oberarzt an der Klinik I für Innere Medizin der Uniklinik Köln werden Krebspatienten mit Infektionen, die auf eine Antibiotikatherapie nicht ansprechen, mit Transfusionen von weißen Blutkörperchen behandelt. Hiervon versprechen sich die Wissenschaftler eine Unterstützung der körpereigenen Abwehr. Erste vorläufige Ergebnisse zeigen eine viel versprechende Wirkung.
Während die Transfusion von roten Blutkörperchen und von Blutplättchen zur klinischen Routine zählt, wird die Transfusion von weißen Blutkörperchen, die für die Infektabwehr zuständig sind, bisher kaum durchgeführt. Problematisch waren bisher besonders das Gewinnen der Leukozyten (weiße Blutkörperchen) sowie der zeitliche Ablauf der Transfusionen. Im Rahmen des Forschungsprojektes erhalten freiwillige Spender zunächst einen Wachstumsfaktor, der die Bildung der Leukozyten anregt. Anschließend werden die Leukozyten durch eine Blutwäsche (Apherese) gewonnen. Die Transfusion erfolgt dann im zweitägigen Rhythmus bei Kindern und Erwachsenen, die schwere Infektionen nach Chemotherapie entwickelt haben und nicht ausreichend eigene Abwehrzellen besitzen.
„Einerseits hat die zunehmende Intensivierung von Chemotherapien sowie die steigende Anzahl an Knochenmarktransplantation gerade bei jungen Krebspatienten zu einer deutlich steigenden Heilungsrate geführt“, erläutert Hübel. „Andererseits steigt mit diesen Therapieverfahren auch die Häufigkeit lebensbedrohlicher Infektionen. Gerade hier soll unser Projekt die Sterblichkeit drastisch senken“. Ausschlaggebend für den Einsatz der Transfusionen sei dabei nicht eine nachgewiesene Infektion. Bereits ein Infektionsverdacht wie anhaltendes Fieber genüge. Patienten sollten erst gar nicht in eine bedrohliche Situation gebracht werden. Bei erfolgreicher Durchführung der Leukozyten-Transfusionen verspricht sich der Wissenschaftler eine Etablierung der Methode nicht nur im Rahmen der Krebstherapie. Die Studie läuft in einem randomisierten Verfahren (Transfusion gegen Beobachtung) zunächst an den Universitätskliniken Köln, Gießen- Marburg, Kiel, Hannover, Frankfurt, Regensburg und Dresden.
Die erste Förderperiode ist auf drei Jahre angelegt. Die Forschergruppe besteht aus Hämatologen, Infektiologen, Pädiatern und Transfusionsmedizinern unter Leitung des Kölner Wissenschaftlers. Priv.- Doz. Dr. Kai Hübel hat sich in den vergangenen Jahren intensiv mit der Methodik der Gewinnung von Leukozyten bei Spendern sowie mit der Durchführung von Leukozyten- Transfusionen beschäftigt. Hierfür erhielt er u. a. ein zweijähriges Stipendium der Deutschen Krebshilfe für einen Forschungsaufenthalt in den USA.