Mikrotherapie: minimal-invasiver Einsatz am offenen Hochfeld-MRT
08.05.2011 -
Mikrotherapie: minimal-invasiver Einsatz am offenen Hochfeld-MRT. Das Spektrum der Behandlungsmethoden, die bei einer Tumorerkrankung zum Einsatz kommen, hat sich in den letzten Jahren beträchtlich erweitert. So wenden Ärzte neben den klassischen systemischen und chirurgischen zunehmend mikrotherapeutische Verfahren an. Dabei handelt es sich um lokale, minimal-invasive Eingriffe, die unter radiologischer Bildkontrolle direkt am Krankheitsherd erfolgen. Am Universitätsklinikum Magdeburg wurde im Rahmen eines Forschungs- und Entwicklungsprojektes ein offener Hochfeld-Magnetresonanztomograph (MRT) für diese Form der Krebstherapie eingesetzt. Das völlig neuartige Gerät bietet den für die Eingriffe notwendigen freien Zugang zum Patienten, eine exzellente Bildqualität und arbeitet zudem ohne ionisierende Strahlung.
Die Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg ist ein hochinnovatives medizinisches Zentrum, welches das gesamte Spektrum moderner radiologischer und nuklearmedizinischer Diagnostik und Therapie anbietet. Der in Deutschland einzigartige Zusammenschluss von Radiologie und Nuklearmedizin unter dem Dach einer Klinik ermöglicht eine interdisziplinäre Herangehensweise an die unterschiedlichsten medizinischen Fragestellungen, klinischen Probleme und Forschungsinitiativen. Ein bedeutender Schwerpunkt der Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin ist die Mikrotherapie. Sie wird heute in erster Linie zur Behandlung onkologischer Erkrankungen, aber auch bei frauenheilkundlichen, schmerztherapeutischen und gefäßbedingten Problemen eingesetzt.
Der Behandlungserfolg bei Krebserkrankungen ist durch die Weiterentwicklung von Chemotherapien und chirurgischen Techniken in den letzten Jahren verbessert worden, bleibt jedoch insbesondere in fortgeschrittenen Krankheitsstadien begrenzt. Darüber hinaus sind moderne onkologische Therapien für die Betroffenen häufig mit großen physischen und psychischen Belastungen verbunden, nicht selten schließen sich an die Behandlung längere Klinik- und Rehabilitationsaufenthalte an. Weitere Verbesserungen versprechen lokale, minimal-invasive Therapieverfahren, die in der Regel unter örtlicher Betäubung und Gabe von Beruhigungsmitteln durchgeführt werden können.
Bei dieser so genannten Mikrotherapie bringt der Arzt unter permanenter Bildkontrolle feinste Werkzeuge in den Körper des Patienten ein und platziert diese direkt im Tumor. Dort entfalten sie dann punktgenau ihre Wirkung – zum Beispiel, indem sie den Tumor bestrahlen oder durch Hitzezufuhr veröden. Erste Studienergebnisse deuten darauf hin, dass die Mikrotherapie im Zusammenspiel mit den klassischen onkologischen Verfahren die Behandlung bestimmter Patientengruppen erweitern und verbessern kann.
Bislang steuerten Ärzte minimal-invasive Eingriffe vor allem mithilfe der Sonographie oder der Computertomographie (CT). Beide Verfahren haben jedoch für die Mikrotherapie Nachteile: So ist es häufig nicht möglich, Organe und andere Weichteile sowie die therapeutischen Effekte mit der für die hochpräzisen Eingriffe notwendigen Bildqualität sichtbar zu machen.
Am Universitätsklinikum Magdeburg werden im Rahmen eines aufwändigen Entwicklungsprojektes solche Probleme durch den Einsatz eines völlig neuartigen offenen Hochfeld-Magnetresonanztomographen umgangen. „Das Gerät ist ein Meilenstein für die Mikrotherapie: Durch seine offene Bauweise bietet es Ärzten den für die Eingriffe erforderlichen freien Zugang zum Patienten“, erklärt Prof. Jens Ricke, Direktor der Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin am Universitätsklinikum Magdeburg. „Darüber hinaus stellt das neue System Weichteile in einer exzellenten Bildqualität dar und arbeitet ohne ionisierende Strahlung.“
Im Zuge des Entwicklungsprojektes, das die Klinik gemeinsam mit Philips, dem Hersteller des MRScanners ins Leben gerufen hat, soll nicht nur der Einsatz etablierter mikrotherapeutischer Verfahren an dem Gerät ermöglicht, sondern auch die Entwicklung neuer Eingriffe vorangetrieben werden. Besonderen Wert legt Ricke dabei auf einen interdisziplinären Ansatz: „Mikrotherapeutische Eingriff sind immer Teil eines ganzheitlichen, fächerübergreifenden Therapiekonzeptes. In enger Zusammenarbeit aller an der onkologischen Therapie beteiligten Fachdisziplinen wird am Universitätsklinikum Magdeburg für jeden Patienten ein individueller Behandlungsplan entwickelt und umgesetzt.“