18. Jahrestagung der European Respiratory Society: Moxifloxacin-Antibiotika gegen Pneumonie
26.05.2011 -
18. Jahrestagung der European Respiratory Society: Moxifloxacin-Antibiotika gegen Pneumonie. Bei der Behandlung der ambulant erworbenen Pneumonie (Community Acquired Pneumonia, CAP) ist eine schnelle Diagnose und ein gezielter Antibiotikaeinsatz für die Patienten überlebenswichtig. Als geeignete CAP-Therapieoption gilt das Antibiotikum Moxifloxacin. Es besitzt ein breites Wirkungsspektrum und zeichnet sich durch einen schnellen und effektiven Wirkeintritt bei guter Verträglichkeit aus.
Auf dem Symposium „Evidence based prescribing in hospitalized communi tyacquired pneumonia“, während der 18. Jahrestagung der European Respiratory Society, Anfang Oktober in Berlin, diskutierten Experten unter der Leitung von Prof. Lode, Leiter des Forschungszentrums für Medizinische Studien (RCMS-Berlin), die aktuellen klinischen Daten. In Deutschland erkranken jährlich mehrere hundert tausend Menschen an der CAP. Wird die Krankheit falsch oder zu spät behandelt, kann dies für den Betroffenen schwerwiegende gesundheitliche Komplikationen oder Mortalität zur Folge haben. Die Sterblichkeit bei stationär aufgenommenen CAP-Patienten liegt zwischen 4 bis 14 %. Aufgrund der Häufigkeit und Schwere der Krankheit ist diese von großer ökonomischer Bedeutung.
In seiner Moderation äußerte Prof. Hartmut Lode sein Unverständnis über die vor kurzem durch die Gesundheitsbehörde EMEA herbei geführten Diskussionen zur Therapie der CAP. Denn auf der Basis von zehn Jahren Therapieerfahrung mit Moxifloxacin (Avalox) und einer um fassenden Anzahl klinischer Studien gibt es kaum ein anderes Antibiotikum, das mit einer Resistenzrate von weniger als einem Prozent und millionenfach dargelegter Wirkungseffizienz Patienten mit einer Pneumonie besser helfen kann. Und dies bei guter Verträglichkeit. Zu beachten sei, wie bei jeder medizinischen Therapie, ein Indikations und Leitlinien bezogener Einsatz.
Zu einer ähnlichen Schlussfolgerung kam auch Prof. Donald Low, Department of Laboratory Medicine and Pathobiology an der University of Toronto. Auch in Kanada hat sich das Atemwegs-Chinolon Moxifloxacin innerhalb der Gruppe der Chinolone als sichere und effektive Therapieoption bei der Bekämpfung der CAP erwiesen. Vor allem ältere Patienten und solche mit weiteren Risikofaktoren profitieren davon.
In einem Appell an die therapeutische Verantwortung des Mediziners gegenüber jedem Patienten, primär ungeachtet finanzieller Aspekte, erinnerte Prof. Tobias Welte, Leiter der Abteilung Pneumologie an der Medizinischen Hochschule Hannover daran, dass es zu immer weiteren Einschränkungen in die ärztliche Therapiefreiheit komme. Er warnte vor einer noch stärkeren Abhängigkeit von den therapeutischen Vorschriften politischer Mandatsträger. Bei weiterem Fortschreiten der jetzigen Gängelungen dränge dies auf lange Sicht den Arzt als therapeutischen Entscheider immer mehr an den Rand.
Prof. Welte vertritt den Standpunkt einer Risiko stratifizierten Therapie der CAP und Berücksichtigung regionaler Resistenzsituationen. Hierzu ist eine verlässliche Diagnostik unabdingbar. Sehr hilfreich für die klinische Entscheidung ist hierbei nach seinen Worten der CRB-65 Score. Ein umfassenderes mikrobiologisches Labor und eine tiefergehende Diagnose empfehlen sich nur für Klinikpatienten. In den leichten Fällen einer CAP kommen in der ambulanten Therapie klassische Antibiotika wie beispielsweise Amoxicillin oder Doxycyclin zum Einsatz. Bei mittelschweren bis schweren Pneumoniefällen sind moderne Fluorchinolone wie etwa Moxifloxacin indiziert.
Moxifloxacin vs. hoch dosierte Kombinations-Therapie
Die MOTIV-Studie zeigte, dass eine Moxifloxacin-Monotherapie bei stationärer Behandlung vergleichbar effektiv und sicher ist wie eine hoch dosierte Kombinationstherapie mit Ceftriaxon und Levofloxacin. Die Ergebnisse wurden im Mai dieses Jahres in der Zeitschrift „Clinical infectious diseases“ veröffentlicht. Die prospektive, randomisierte Studie war doppelblind angelegt. Eine Patientengruppe (n = 291) erhielt über einen Behandlungszeitraum von 7–14 Tagen ein Mal tägl. (oral) 400 mg Moxifloxacin. Einer weiteren Gruppe (n = 278) wurde ein Mal tägl. 2 g Ceftriaxon (intravenös) + zwei Mal tägl. 500 mg Levofloxacin (sequenziell intravenös und oral) verab reicht. Die Heilungsrate war in der Moxifloxacin-Gruppe 86,9 % und in der VergleichsGruppe 89,9 % (95 % KI –8,1–2,2%). Beide Behandlungsregimes wurden von den Probanden gut vertragen, signifikante Unterschiede bezüglich Nebenwirkungen oder Letalität traten nicht auf.
Ökonomisch bedeutsame Volkskrankheit
Prof. Steven Simoens, Research Centre for Pharmaceutical Care and Pharmacoeconomics der Catholic University of Leuven, thematisierte in seinem Vortrag die wirtschaftlichen Aspekte des Einsatzes von Moxifloxacin. Im Vergleich zu anderen Antibiotikatherapien oder Kombinationsregimen ist die Therapie mit Moxifloxacin effektiv, aber darüber hinaus unter Berücksichtigung sonstiger Kosten wie etwa Liegedauer, Zusatzkosten bei Versagern, eine vergleichsweise kostensparende Behandlungsoption. Auch für Prof. Lode sollten neben den Aspekten der therapeutischen Effizienz auch pharmaökonomische Aspekte Eingang in die europäischen Therapierichtlinien finden. Auch Daten zur ungünstigen Resistenzsituation, zum Beispiel seitens der Betalaktame bei älteren Risikopatienten, sollten in die Überlegungen bei einer Aktualisierung der Leitlinien Eingang finden. Moxifloxacin wird in Deutschland unter dem Handelsnamen Avalox als Tabletten und Infusionslösung von Bayer Vital vertrieben.