Tarifeinigung für Klinikärzte: höhere Gehälter und Ost-West-Angleichung
01.07.2011 -
Tarifeinigung für Klinikärzte: höhere Gehälter und Ost-West-Angleichung. Der Tarifkonflikt der Klinikärzte ist beigelegt. Nach einem 26- stündigem Verhandlungsmarathon haben sich die Ärztegewerkschaft Marburger Bund (MB) und die Vereinigung kommunaler Arbeitgeberverbände auf eine Erhöhung der Ärztegehälter geeinigt. Demnach steigen die Einkommen der kommunalen Klinikärzte in zwei Stufen um insgesamt rund 8 %. Darüber hinaus sei der Forderung des MB entsprochen und eine umgehende Anpassung der Ostgehälter an das Westniveau vereinbart worden. „Der Marburger Bund hat mit diesem arztspezifischen Tarifabschluss einen Erfolg für die 55.000 kommunalen Krankenhausärzte erzielt“, erklärte der Verhandlungsführer der Ärztegewerkschaft Lutz Hammerschlag. Zeitnah werde nun die Große Tarifkommission der Gewerkschaft die Tarifeinigung analysieren und über eine offizielle Annahme beraten.
Die Einigung bei den Einkommenserhöhungen bezeichnete Hammerschlag als „schwierigen Kompromiss“, bei dem der MB seine ursprüngliche Forderung herunterschrauben musste. Die Gehälter der Klinikärzte sollen in diesem Jahr rückwirkend zum 1. April um durchschnittlich rund 4 % steigen. Zum 1. Januar 2009 steige das Gehalt um weitere 3,8 %. Als Erfolg bezeichnete Hammerschlag hingegen, dass der Marburger Bund den Versuch der Arbeitgeber habe abwehren können, die Arbeitszeit der Mediziner von 40 auf 41,5 Wochenstunden zu erhöhen. „Der Berufsgruppe, die im öffentlichen Dienst ohnehin mit Abstand die längsten Arbeitszeiten habe, wollen, können und dürfen wir keine weitere Belastung zumuten“, so Hammerschlag.
Er bezeichnete es zudem als „Herzensanliegen“, die umgehende Abschaffung der unterschiedlichen Vergütung im Osten und Westen der Republik erreicht zu haben. „18 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung war es mehr als überfällig, die unsägliche Sozialmauer zwischen Ost und West niederzureißen“, so Hammerschlag. Die große politische Ungerechtigkeit, ostdeutsche Klinikärzte mit einem Abschlag zu bestrafen, habe im erheblichen Maße zur Ärzteflucht aus den neuen Bundesländern in den Westen der Republik und ins Ausland beigetragen.
Ein weiteres wichtiges Element dieser Tarifeinigung sei zudem der Einstieg in eine neue Struktur der Entgelttabelle. Ab dem 1. Januar 2009 würden beispielsweise Fachärzte der vierten Entgeltstufe nicht mehr wie bisher erst nach 60 Monaten, sondern bereits nach 24 Monaten in die nächst höhere Entgeltstufe aufsteigen. Der Marburger Bund konnte sich zudem mit seiner ablehnenden Haltung gegen die von den Arbeitgebern geforderte Einführung einer leistungsorientierten Vergütung durchsetzen.