Medizin & Technik

Kongress: Orthopäden zweifeln an Nutzen von Bandscheiben-OP

21.07.2011 -

Kongress: Orthopäden zweifeln an Nutzen von Bandscheiben-OP. Wirbelsäulen-Operationen sind auch bei Fachleuten umstritten – so das Ergebnis kürzlicher Kongresse.

„Kurzfristig können Operationen bei Bandscheibenvorfällen an der Lendenwirbelsäulen helfen, mittel- und langfristig sind die Ergebnisse von operierten und nicht operierten Patienten gleich“, sagte Prof. Dr. med. Peter Wehling vom Zentrum für Molekulare Orthopädie in Düsseldorf nach Auswertung von circa 1.200 Publikationen. Zu diesem Schluss kommt z. B. die weltweit größte klinische Studie bei 1.244 Bandscheibenpatienten. „Die verschiedenen Studien machen deutlich, dass es beim Bandscheibenvorfall keine Standardtherapie gibt. Vielmehr ist ein individuell auf jeden Patienten abgestimmtes Behandlungskonzept auf Basis einer gründlichen Diagnostik gefragt“, sagte Wehling.

Ein Therapie-Mix führt zum Erfolg

Bei Verdacht auf einen Bandscheibenvorfall sind eine gründliche Diagnostik mit MRT (Magnetresonanz- Tomografie) und eine genaue Schmerzmessung erforderlich. „Durch das Verständnis des Schmerzes kann eine fundierte Entscheidung für die voraussichtlich optimale Therapie gemeinsam mit dem Patienten getroffen werden“, erklärte Wehling. Eine Operation sei immer dann notwendig, wenn eine akute Blasen-Mastdarm-Störung oder schwere Nervenausfälle vorliegen. Ansonsten führt eine Kombination aus medikamentöser Therapie, Physiotherapie und Akupunktur zur Besserung. „Bei der nicht operativen Behandlung hat die Injektionstherapie an der Nervenwurzel einen hohen Stellenwert“, betonte Wehling. Zur Schmerzlinderung, die im Vordergrund steht, können verschiedene schmerz- und entzündungshemmende Medikamente (z. B. Diclofenac, Kortison) sowie körpereigene Proteine, wie die Orthokin-Therapie, eingesetzt werden. Bei der Orthokin-Therapie werden aus dem Blut des Patienten entzündungsund schmerzhemmende Proteine gewonnen und an die betroffenen Nerven injiziert.

Hierbei handelt es sich unter anderem um das Protein Interleukin-1- Rezeptorantagonist. Das körpereigene Serum lindert die Schmerzen nachhaltig und stoppt die Entzündung der Nerven. Damit tritt eine deutliche Besserung der Rückenschmerzen ein. Die Wirksamkeit und Sicherheit der Orthokin-Rückentherapie ist durch eine klinische Studie an der Ruhruniversität Bochum belegt, die kürzlich in der Fachzeitschrift „Spine“ veröffentlicht wurde.

Rückenschmerzen – eine Volkskrankheit

Mindestens einmal im Leben leidet fast jeder Deutsche unter Rückenschmerzen. Rund 30.000 Betroffenen pro Jahr werden die kaputten Bandscheiben sogar entfernt.

Das Kreuz mit dem Kreuz kann je nach Alter verschiedene Gründe haben. Im mittleren Alter sind häufig Bandscheibenvorfälle die Ursache des Leidens. Besonders häufig sind Männer im Alter von 35 bis 45 Jahren betroffen. Älteren Menschen machen oft Veränderungen der Wirbelsäule und Abnutzungserscheinungen zu schaffen. Auch Fehlhaltungen, genetische Faktoren oder seelische Belastungen spielen eine Rolle. Gemeinsam ist vielen Rückenleiden, dass Bandscheibe oder Knochen auf die empfindlichen Nerven drücken, die zwischen den Wirbeln austreten. Schmerzen und manchmal Gefühlsstörungen der betroffenen Bereiche sind die Folgen.

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