Labor & Diagnostik

Krebsdiagnostik: Abstrich mit Wattestäbchen ohne Narkose und Gewebeentnahme

13.11.2011 -

Krebsdiagnostik: Abstrich mit Wattestäbchen ohne Narkose und Gewebeentnahme. Ein sekundenschneller Abstrich mit dem Wattestäbchen und neue endoskopische Verfahren könnten die Krebsdiagnostik im HNO-Bereich revolutionieren. „Wir verfügen jetzt über neue und moderne Methoden, die einen immensen Fortschritt für die Diagnostik und Früherkennung von Krebs bedeuten“, erklärt Dr. Andreas Gerstner vom Universitätsklinikum Bonn. Die so genannten Biopsien – Gewebeentnahmen unter Vollnarkose – könnten schon bald der Vergangenheit angehören. Diese gute Nachricht für Patienten war eines der Themen, über das HNO-Ärzte anlässlich ihrer 79. Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für HNOHeilkunde, Kopf- und Halschirurgie vom 30. April bis 04. Mai in Bonn mit mehr als 2.000 Teilnehmern sprachen. Das Motto der Veranstaltung war die Früherkennung.

50.000 Patienten müssen sich jährlich in Deutschland einem bisher recht aufwändigen Verfahren unterziehen um festzustellen, ob sie beispielsweise an Kehlkopfkrebs erkrankt sind. „Das bisherige Verfahren ist für die bloße Früherkennung sehr aufwändig“, so Gerstner. „Die Operation ist zudem mit wesentlich höheren Kosten sowie einem größeren Risiko und Belastungen für die Patienten verbunden.“

Der Zellabstrich mit dem Wattestäbchen kann dies ändern. Er ist für den Hals-Nasen-Ohrenbereich ein echter Meilenstein, denn das Ergebnis liegt bereits nach wenigen Stunden vor. In anderen medizinischen Bereichen wie der Gynäkologie wird die Methode schon lange angewandt.

Die HNO-Ärzte verlangen keineswegs Massentesta: „Die Methode ist sinnvoll für Risikogruppen mit entsprechenden Schleimhautveränderungen im HNO-Bereich. Risikofaktoren sind vor allem Nikotin und Alkohol, die zusammen das Risiko auf das fast 100-fache steigern. Betroffen sind außerdem die so genannten ‹‹Blue Collar Workers››“, so Gerstner. „Blaumänner“ sind Bauarbeiter und Angestellte aus der Textilbranche, die berufsbedingt einem höheren Krebsrisiko unterliegen: Täglich können sie mit giftigen Substanzen – Teer, Asphalt oder so genannten Weichmachern – in Berührung kommen.

Zukünftig könnten neue endoskopische Verfahren die Probeentnahme sogar ganz durch eine optische Biopsie ersetzen: das reflektierte Licht gibt wie ein Fingerabdruck Auskunft über die Art des Gewebes. Bei dieser Technologie stand die Raumfahrt Pate: es handelt sich um die gleichen Prinzipien, die bei der Satelliten-gestützten Erderkundung eingesetzt werden.

Nach der Früherkennung lassen sich kleinere Karzinome einfach mit dem Laser entfernen. „Wenn man den Krebs frühzeitig erkennt, sind die Heilungschancen auch im HNOBereich sehr gut“, betont Gerstner. Etwas Geduld brauchen die Patienten allerdings noch: Bislang ist die Methode zu teuer und wird nur in den Forschungslaboren angewendet. Weitere Informationen im Internet unter www.hno.org.

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