IT & Kommunikation

Lücke zwischen KIS und PACS geschlossen: Integrationsplattform bindet externe Dokumente in Patientenakte ein

04.06.2013 -

Lücke zwischen KIS und PACS geschlossen: Integrationsplattform bindet externe Dokumente in Patientenakte ein. Als ihn im Frühjahr 2005 die Stationsärzte fragten, wo sie die mit der persönlichen Digitalkamera aufgenommenen Bilder von Wundheilungsprozessen ihrer Patienten speichern sollten, war Friedhelm Brinkmann, EDV-Leiter im Diakonie-Klinikum Stuttgart, ratlos, denn die elektronische Patientenakte des KIS eignete sich nur für Informationen in Textform. Heute lautet die Antwort von Brinkmann: „In Ensemble!“

Eine echte Versorgungslücke
Die Lücke in der IT-Versorgung, auf die die Ärzte gestoßen waren, betraf die gesamte Klinik. So wurden auf vielen Stationen und in den meisten Ambulanzen Digitalkameras eingesetzt, um kleine Operationen zu dokumentieren oder eine Verlaufskontrolle des Heilungsprozesses durchzuführen.
Diese Fotos fanden sich schließlich als Ausdrucke in der Krankenakte wieder, wo sie zwischen den vom Patienten mitgebrachten Vorbefunden auf Papier und Langzeit-EKG-Aufzeichnungen oder Endoskopie-Bildern auf CD ihr Dasein im Archiv fristeten.
Eigentlich hätte für all diese Dokumente eine Speicherung in dem für die krankenhausweite Bildkommunikation zuständigen PACS nahe gelegen.
Diese scheiterte jedoch bereits an der mangelnden Unterstützung der dafür erforderlichen DICOM- Schnittstelle durch die externen Bildquellen. Zudem hätten zusätzlich anfallende Lizenzgebühren für das PACS, auf das bisher nur wenige Ärzte Zugriff hatten, eine Ablage darin unwirtschaftlich gemacht.

Suche nach der optimalen Ablage
Im Juni 2005 ging man in Stuttgart deshalb auf die Suche nach alternativen Ablagemöglichkeiten. Nachdem keiner der Anwendungslieferanten entsprechende fertige Lösungen im Angebot hatte, wandte Brinkmann sich im August an Inter- Systems, Hersteller der vom KISHersteller Siemens eingesetzten postrelationalen Datenbank Caché.
„InterSystems war die erste Wahl für uns“, erläutert Brinkmann. „Wenn wir schon extra für uns eine Lösung entwickeln lassen mussten, wollten wir hierbei wenigstens mit bewährten Partnern zusammenarbeiten.“

Ohne Risiko zum Ziel
Erleichtert wurde die Entscheidung für InterSystems dadurch, dass der Darmstädter Anbieter das Implementationsrisiko vollständig übernahm. In einer „Proof of Concept“- Projektphase noch vor Vertragsabschluss arbeiteten jeweils ein Mitarbeiter von Anbieter- und Klinikseite zusammen daran, alle im Diakonie- Klinikum eingesetzten Systeme an die universelle Integrationsplattform Ensemble anzubinden.
„Ob auf Basis von Caché, Informix, MS-SQL oder ganz ohne Datenbank, ob über HL7- , MTS-, SQL- oder ODBC-Verbindung – nach zwei Tagen haben wir gesehen, dass wirklich alle vorhandenen Systeme problemlos einzubinden waren“, berichtet Brinkmann begeistert.
Erst im Anschluss, im September 2005, startete das eigentliche Projekt mit einer gründlichen Erfassung der Anforderungen, die die Ärzte an das neue System stellten.
In einem ersten Projektschritt wollte man den Nutzenbeweis antreten, bevor in weitere Ressourcen investiert wurde. Hierzu wurde ein kleines Entwicklungsteam gebildet, das aus nur zwei Mitarbeitern bestand – jeweils einer von InterSystems und einer vom Klinikum Stuttgart – und rasche Fortschritte erzielte.

Elektronische Patientenakte mit dem gewissen Extra
Die webbasierte Dokumenten- und Bildverwaltung, die im ersten Projektschritt entstand, wurde als Zusatzfunktion für die bestehende Stationskommunikationslösung Carecenter von Siemens realisiert. Um die Einbindung für die Benutzer so einfach wie möglich zu machen, greift die neue Lösung auf die Benutzerverwaltung der Kommunikationslösung zu.
Mit Beginn der Testphase im Oktober 2005 erhielten zunächst sechs Ärzte Zugriff auf das System. Nach und nach füllten sie es mit Bildern und gescannten Befunden aus unterschiedlichen Quellen – die Anwendung erlaubt das Hochladen von Festplatte, lokalem Netzwerk, USB-Stick, Kamera, CD und DVD.
Je mehr sich das System mit Daten füllte, umso größer wurde die Begeisterung. Wo früher langes Suchen erforderlich war, zeigte eine übersichtliche Liste für jeden Patienten alle Dokumente mit Kurzbeschreibung und Benutzer an.
Nach einigen Detailverbesserungen – etwa, um das versehentliche Löschen von Dateien zu erschweren – läuft das System seit November 2005 im Routinebetrieb. Der klinikweite Rollout fand abteilungsweise bis Februar 2006 statt.
Heute nutzen 80–90 Ärzte aller Abteilungen das System.

Fazit und Ausblick
Das Fazit ist überaus positiv, so dass EDV-Chef Brinkmann bereits weitere Integrationspläne schmiedet. „Jetzt, wo wir gesehen haben, was möglich ist, sind wir natürlich auf den Geschmack gekommen“, erläutert er die Aussichten. „Da Ensemble ja Zugriff auf sämtliche Anwendungen im Haus hat, denken wir jetzt für die Stationen an ein medizinisches Cockpit, das übersichtlich anzeigt, wo neue Informationen vorliegen – vom Laborwert bis zum Röntgenbild – und bestimmte Ereignisse sogar aktiv per Beeper oder SMS meldet.“ Davon, dass solche Szenarien durchaus keine Zukunftsmusik mehr sind, hat er sich bereits in Gesprächen mit amerikanischen Anwendern überzeugt.

www.diakonie-klinik.de/
www.InterSystems.de

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