New European Surgical Academy: Von Laparotomie über Laparoskopie zur Narbenlosen Chirurgie
28.09.2012 -
New European Surgical Academy: Von Laparotomie über Laparoskopie zur Narbenlosen Chirurgie. Die New European Surgical Academy (NESA) wurde 2004 mit dem Ziel gegründet, chirurgische Operationsverfahren zu re-evaluieren, zu optimieren und, wenn nötig, zu modifizieren sowie neue OP-Techniken einzuführen. Kein Operationsschritt sollte als Tabu gelten und Tradition soll kein Argument bei OP-Verfahren sein.
Eine weitere Aufgabe der in Berlin angesiedelten Akademie liegt in der Förderung des internationalen Wissenstransfers in Zusammenarbeit mit internationalen Organisationen wie der WHO. Mitglieder der NESA sind international renommierte Allgemeinchirurgen, Gynäkologen, Urologen, Otolaryngologen und Anästhesisten aus 30 Ländern. Die NESA, deren Arbeitsbasis die evidence based Chirurgie ist, hält jährliche interdisziplinäre chirurgische Konferenzen ab (www.nesa-days.com). Das 19. Jahrhundert war die Ära der abdominalen Chirurgie. Die erste erfolgreiche Laparotomie wurde 1807 von Ephraim McDowell in Kentucky mit einem Längsschnitt und ohne Anästhesie durchgeführt. Ende des 19. Jahrhunderts etablierte Johannes Pfannenstiel den Querschnitt. Ein gutes Beispiel, wie stark Traditionen die Chirurgie bestimmen, ist die Tatsache, dass Jahrzehntelang diese Querschnitt-Methode für Kaiserschnitte angewandt wurde. Die erste Studie aber, die Längsund Querschnitt verglich, wurde erst 1971 durchgeführt (Mowat und Bonar). Das 20. Jahrhundert war die Ära der Endoskopie. 1901 führte Dr. Georg Kelling (1866–1945) die erste Laparoskopie bei einem Hund durch. Fast parallel hat Johann Mikulicz (1850–1905) die erste erfolgreiche Gastroskopie in der chirurgischen Klinik von Billroth in Wien durchgeführt. Die Entwicklung von Anästhesie, Optik und Mechanik ermöglichte die Verfeinerung der Instrumente und somit der endoskopischen Methoden, so wie es durch Kurt Semm in Deutschland im Bereich der endoskopischen gynäkologischen Chirurgie geschah. Heutzutage gibt es zu fast allen gynäkologischen, chirurgischen und urologischen Operationen eine endoskopische Alternative.
Wir glauben, dass die Chirurgie im 21. Jahrhundert geprägt sein wird durch die Robotik und die Benutzung der natürlichen Körperöffnungen als Pforte statt – wie bisher – der Bauchwand. In diesem Sinne hat die NESA die erste europäische Arbeitsgruppe für Natural Orifice Surgery und Scarless Operation (NOS/SLO) gegründet: Die Vision transoraler, transvaginaler bzw. transanaler OPs basiert auf der Annahme, dass durch die NOS der intraoperative Verlauf mit weniger Komplikationen verbunden sein wird, da die Einführung des Instrumentariums parallel zu den großen Blutgefäßen verläuft und nicht – wie bei der herkömmlichen laparoskopischen Technik – senkrecht. Der intraabdominale Druck kann verringert werden, und deshalb ist es nicht unwahrscheinlich, dass mehrere dieser Operationen mit Periduralanästhesie durchgeführt werden können. Die postoperative Morbidität kann ebenfalls weiter minimiert werden, da keine Hautwunde entsteht und somit kein Wundschmerz. Hinzu kommt der kosmetische Aspekt. Während sich die transanale endoskopische Mikrochirurgie (TEM) bei benignen und bestimmten malignen Rektumtumoren in der Klinik schon durchgesetzt hat, befinden sich heute die transorale und transvaginale Chirurgie noch im experimentellen Stadium. Mit Hilfe herkömmlicher Endoskope wurden solche Eingriffe wie Tubenligatur, Peritoneoskopie, Leberbiopsie, Gastrojejunostomie, Cholezystektomie und Splenektomie bereits experimentell und auch teilweise bei Menschen erfolgreich durchgeführt. Eine der Herausforderungen für die NOS besteht darin, geeignete Instrumente zu entwickeln. Moderne videoendoskopische Systeme und feinere Instrumente werden eine exzellente Exposition des Situs mit der Möglichkeit einer subtileren Präparation, und somit einer erheblichen Traumareduktion des operativen Eingriffes ermöglichen.
In diesem Sinne hat die NESA bereits den Trans-Douglas Endoscopical Device (TED) für transvaginale OPs entwickelt. Die Vision ist, dass zukünftig alle intraabdominalen Operationen bei der Frau mit diesem Instrument transvaginal durchgeführt werden können. Eingriffe, wie Cholezystektomie, Nephrektomien und Operationen wie die von Harry Reich in den USA entwickelte laparoskopisch assistierte Vaginalhysterektomie, wird zukünftig durch kombinierte TED-Nutzung mit vaginalem Zugang durchgeführt. Das hat eine große ergonomische Bedeutung, da die Umlagerung der Patientin sich dadurch erübrigt. Ein weiterer Vorteil der TED ist, dass die Vaginalwand keine Narben erzeugt. Die Entwicklung dieser Methoden erfordert Interdisziplinarität. Der Gynäkologe wird den Zugang für den Chirurgen schaffen, wenn er transvaginal operiert, und der Gastroenterologe wird den Zugang zur Bauchhöhle transgastrisch schaffen. Ein weiteres Thema der Arbeitsgruppe ist die Scarless Operation. Mitglieder der NESA haben bereits transumbilical Herniorrhaphien sowie transaxillar bimamillär Thyreoidektomie durchgeführt.