Labor & Diagnostik

Strategien einer rationalen Labordiagnostik

29.01.2013 -

Ein zunehmender Anteil diagnostischer und therapeutischer Entscheidungen basiert auf labormedizinischen Analysen.

Mit zunehmender Zahl und Komplexität innovativer diagnostischer Parameter rückt die Forderung nach rationaler Labordiagnostik in den Vordergrund. Ursächlich hierfür ist nicht allein der vermehrte Kostendruck, sondern vielmehr die zunehmende Komplexität einer medizinisch sinnvollen labormedizinischen Diagnostik.

Definition der rationalen ­Labordiagnostik

Eine rationale labormedizinische Diagnostik stellt den Nutzen für den Patienten in den Vordergrund. Sinnvolle labormedizinische Analysen müssen geeignet sein, bestimmte diagnostische Fragestellungen mit hoher Sicherheit zu beantworten. Aus dem Resultat der Analyse muss eine wirkungsvolle diagnostische oder therapeutische Konsequenz ableitbar sein.

Ist die Bestimmung labormedizinischer Parameter ungeeignet, diagnostische oder therapeutische Fragestellungen zu beantworten, so ist diese aus medizinischen Gründen zu unterlassen. Wichtiger als ökonomische Gründe sind mögliche, unmittelbare negative Konsequenzen für den Patienten. Werden beispielsweise nicht geeignete Tumormarker im Rahmen von Vorsorgeuntersuchungen bestimmt, so besteht die Gefahr, durch ungeeignete Diagnostik nicht interpretierbare Ergebnisse zu erhalten (Abb. 1). Hierdurch wird weitere Diagnostik notwendig und der Patient unnötig belastet.

Labormedizinische Instrumente rationaler Laboratoriumsmedizin

Die Labormedizin muss strukturelle Rahmenbedingungen schaffen, um eine bedarfsgerechte, rationale Labordiagnostik zu ermöglichen. Insbesondere im Rahmen der Notfalldiagnostik müssen Proben verzögerungsfrei ins Labor transportiert und dort prozessiert werden.
Aufwendige Analysen können zur Ökonomisierung der Diagnostik üblicherweise gesammelt werden und müssen nicht jeden Tag durchgeführt werden. Es ist jedoch sicherzustellen, dass hierdurch keine präanalytischen Fehler und keine Verzögerung in der Diagnostik auftreten. Eine Verlängerung von Liegezeiten im stationären Bereich oder eine Patientengefährdung müssen ausgeschlossen werden.

Eine Schlüsselposition in der rationalen Labordiagnostik kommt den Ärzten für Laboratoriumsmedizin zu. Diese besitzen aus eigener Kenntnis unmittelbarer Patientenversorgung und labormedizinischer Diagnostik Querschnittskompentenz. Sie haben die Aufgabe das diagnostische Vorgehen der Kollegen aus der unmittelbaren Patientenversorgung mit Fachkompetenz zu hinterfragen und in Bezug auf die diagnostische Fragestellung zu optimieren. Eine persönliche Präsenz des Laborarztes im diagnostischen Prozess ist Voraussetzung, diese Beratungsaufgaben glaubhaft wahrnehmen zu können.

Jeder labormedizinische Test unterliegt zahlreichen Einflussfaktoren, die in allen Phasen der labormedizinischen Diagnostik auftreten. Das Wissen relevanter Einflussfaktoren kann aufgrund der Komplexität jedoch nicht bei jedem behandelnden Arzt vorausgesetzt werden, sodass für komplizierte diagnostische Konstellationen eine kompetente labormedizinische Beratung auch zu Bereitschaftsdienstzeiten vorzuhalten ist.

Rationale Laboratoriumsmedizin setzt hohe analytische Qualität voraus. Ein lückenloses Qualitätsmanagement ist Voraussetzung. Bei der Auswahl analytischer Methoden muss vor wirtschaftlichen Aspekten vor allem die diagnostische Aussagekraft berücksichtigt werden. Hier existieren auch bei gleichen Parametern erhebliche Unterschiede.

In der Routinediagnostik spielen sogenannte Laborprofile eine wichtige Rolle. Diese Laborprofile stellen eine Vereinfachung bei gleichzeitiger Anforderung mehrerer Laborparameter dar. So gibt es auf den meisten Stationen ein sogenanntes Aufnahmeprofil, welches die gewöhnlich notwenigen Laborparameter bei der Aufnahme von Patienten beinhaltet und bei Bedarf erweitert werden kann. Ein Vorteil ist das standardisierte Vorgehen bei der Patientenaufnahme. Ein wesentlicher Nachteil ist die häufig unreflektierte, nicht patientenindividuelle labormedizinische Diagnostik. Die Definition und regelmäßige Kontrolle von Laborprofilen muss in Abstimmung zwischen dem Einsender und dem Labormediziner erfolgen. Hierbei hat der Labormediziner die Pflicht, durch kompetente Beratung unnötige Diagnostik zu verhindern und die diagnostische Aussagekraft zu verbessern.

Die Beratung der Einsender durch einen Laborarzt bezüglich der sinnvollen Indikation bestimmter labormedizinische Parameter ist effektiv und führt nachweisbar zu einer deutlichen Reduktion der Anforderungen. Diagnostische Parameter, die aufgrund einer schlechten Aussagekraft nicht zu empfehlen sind, sind in Absprache mit den Einsendern aus dem diagnostischen Angebot zu streichen. Statistiken zu den wichtigsten und kostenintensivsten Parametern sollten den Einsendern regelmäßig zur Reflektion der diagnostischen Kosten zur Verfügung gestellt werden.

Insbesondere in der aufwendigen Diagnostik von Autoimmun- oder Schilddrüsenerkrankungen kann durch Anwendung sogenannter Suchtests ein Großteil von Spezialuntersuchungen vermieden werden, ohne dass die dia­gnostische Qualität und Sicherheit leidet.

Sinnvoll ist auch die labormedizinische Definition von Wiederbestimmungsintervallen. Bei zahlreichen dia­gnostischen Parametern ist eine kurzfristige Wiederbestimmung nicht sinnvoll. Das Extrembeispiel stellen genetische Analysen dar. Da sich das Erbgut im Laufe des Patientenlebens in der Regel nicht verändert, reicht eine einmalige Bestimmung eines genetischen Merkmals. Eine erneute Anforderung stellt in der überwiegenden Zahl der Fälle ein Versehen dar. Ein geeignetes Laborinformationssystem muss in diesem Fall Hinweise auf die Voruntersuchung liefern und eine erneute Anforderung verhindern. Es kann sinnvoll sein, den Zugang der Einsender zu Spezialdiagnostik zu festzulegen (z. B. Arzt-, Oberarzt- oder Laborarztfreigabe).

Fazit

Eine rationale labormedizinische Diagnostik stellt den diagnostischen und therapeutischen Nutzen für den Patienten in den Vordergrund und setzt eine effektive Zusammenarbeit zwischen Labormediziner und Kliniker voraus. Nur durch Kenntnis der labormedizinischen diagnostischen Möglichkeiten und der jeweiligen Einflussfaktoren ist eine optimale Diagnostik und Therapie zu erreichen.

 

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