Medizin & Technik

Hirntumor vollständig, aber schonend entfernen

11.03.2013 -

Hirntumor vollständig, aber schonend entfernen. Eine Untersuchung mit der Kernspintomographie während der Operation eines Hirntumors trägt dazu bei, dass der Tumor radikaler, aber gleichzeitig schonend entfernt werden kann.
Dies gilt vor allem für Astrozytome (Grad II und III), an der überwiegend Erwachsene ab dem 35. Lebensjahr erkranken. Sowohl die Überlebensraten als auch der Erhalt wichtiger Hirnfunktionen wird durch den Einsatz der intraoperativen Kernspintomographie verbessert.

Diese positive Bilanz hat der Ärztliche Direktor der Neurochirurgischen Universitätsklinik Heidelberg, Prof. Dr. Andreas Unterberg, gezogen.
In der Heidelberger Klinik wurde vor gut zehn Jahren die erste intraoperative MRT in Europa durchgeführt – wenige Monate nach der Weltpremiere in Boston.
Mittlerweile konnten in Heidelberg einige 100 Patienten von diesem Verfahren profitieren, das dem Operateur aktuelle Bilddaten während der Operation liefert.
In Deutschland erkranken jährlich etwa 6.000 Menschen an einem Tumor, der vom Gehirngewebe ausgeht.
Die Tumoren lassen sich auch unter dem OP-Mikroskop nicht sicher vom gesunden Hirngewebe unterscheiden. Mit Hilfe der MRT und der Computertomographie können die Tumorgrenzen besser erkannt werden.
Diese Bilddaten fließen vor der Operation in die dreidimensionale OP-Planung ein, die als computergestützte Neuronavigation den Operateur sicher durch das Operationsfeld führt.
Zu Beginn der Operation verschiebt sich jedoch meist das Gehirn, da Gehirnflüssigkeit entweicht und der Hirndruck nachlässt. „Die MRT während der Operation kann aktuelle Bilder liefern und den OPPlan justieren", erklärt Priv.-Doz. Dr. C. Rainer Wirtz, Leitender Oberarzt der Neurochirurgischen Klinik, der das Heidelberger Konzept von Anfang an maßgeblich mitentwickelt hat.
Die zusätzliche Untersuchung birgt keine Risiken für den Patienten.
Beim Heidelberger Konzept der intraoperativen MRT wird der Patient in einem herkömmlichen neurochirurgischen Operationssaal operiert.
Zur MRT-Kontrolle wird er mit Begleitung des Anästhesisten auf einem Luftkissen-gelagerten OP-Tisch in einen benachbarten Raum gefahren, wo das Lagerungsbrett vom MRT-Scanner übernommen wird.
Die MRTUntersuchung dauert 20–45 Minuten. Der Kopf des Patienten ist dabei in einer speziell entwickelten Spule fixiert. Nach der Untersuchung wird der Patient in den OP zurückgebracht und die Operation wird fortgesetzt.
Das Bostoner Konzept der intraoperativen MRT sieht dagegen eine Installation des MR-Gerätes direkt im Operationssaal vor. Dies hat den Nachteil, dass nur OP-Instrumente verwendet können, die nicht von der Magnetkraft beeinflusst werden; außerdem ist die Bewegungsfreiheit der Operateure eingeschränkt.
Der Nutzen der intraoperativen MRT bei bestimmten Patienten ist unbestritten, die Kosten pro Patient sind jedoch relativ hoch. Den Krankenkassen entstehen im DRG-Vergütungssystem keine zusätzlichen Kosten.

Kontakte:
Prof. Dr. Andreas Unterberg
Universitätsklinikum Heidelberg
Neurochirurgische Universitätsklinik
D-Heidelberg
Tel.: 06221/566301
Andreas.unterberg@med.uni-heidelberg.de
www.klinikum.uni-heidelberg.de


Prof. Dr. Klaus Sartor
Universitätsklinikum Heidelberg
Radiologische Universitätsklinik
Abteilung für Neuroradiologie
D-Heidelberg
Tel.: 06221/567566
Klaus.sartor@med.uni-heidelberg.de
www.klinikum.uni-heidelberg.de

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