Krankenhaus-IT: Der Kunde im Fokus
08.04.2014 -
IT-Systeme können Ärzten und Pflegepersonal enorm viel Arbeit abnehmen. Trotzdem sind viele Endkunden mit ihren Systemen nicht so richtig glücklich. Matthias Meierhofer von der MEIERHOFER AG ist der Auffassung, dass der Schlüssel zur Auflösung dieses Paradoxons in einer größeren Nähe zum Nutzer liegt. Und er sieht hier in erster Linie die IT-Anbieter in der Pflicht.
M&K: Ärzte und Pflege im Krankenhaus stöhnen, weil sie immer mehr Patienten versorgen und gleichzeitig immer h öhere Dokumentationsanforderungen erfüllen müssen. Nicht selten wird in Frustsituationen dann über die Klinik - IT geschimpft, die viel zu viel Zeit raube. Muss das so sein?
Matthias Meierhofer: Wir als Healthcare-IT-Anbieter haben hier in der Tat ein gewisses Problem. Der Branchenverband bvitg hat das vor kurzem auch zum Thema eines Branchenbarometers gemacht. Dabei zeigte sich, dass ein nicht unerheblicher Teil der Ärzte und des Pflegepersonals unzufrieden mit den IT-Lösungen ist , die sie im Alltag einsetzen müssen. Auch Kunden befragungen unterschiedlicher Hersteller kommen regelmäßig zu einem solchen Ergebnis. Das macht natürlich niemand gerne öffentlich.
M&K: Woran liegt das?
Matthias Meierhofer: Ich denke schon, dass die Branche sich da vor allem an die eigene Nase fassen muss. Wir haben als IT - Anbiet er das Problem, das s wir die eigentlichen Kunden oder Nutzer oft vie l zu wenig im Fokus haben. Ich meine damit nicht die IT-Leiter. Die kommen mit den Produkten klar. Ich rede von den eigentlichen Anwendern, also den Mitarb ei tern in der Verwaltung, den Ärz ten und dem Pflegepersonal. Wir müssen es schaffen, näher an diesen Nutzergruppen dran zu sein. Wenn es uns gelingt, mit unseren Produkten die Mitarbeiter im Krankenhaus bei ihrer täglichen Arbeit zu unterstützen, dann wird die Akzeptanz auch kommen.
M&K: Wie kann das gelingen?
Matthias Meierhofer: Das hat verschiedene Dimensionen. Ein ganz entscheidender Punkt ist natürlich die Usability. Und die erreichen wir, indem wir den Anwendern über die Schulter schauen. Das meine ich ganz wörtlich: Wer eine Software schneller machen und un nötige Bedienungsschritte beseitigen möchte, der muss eine gewisse klinische Prozessnähe haben. Wir bei MEIERHOFER haben deswegen die Vorgabe, dass jeder Mitarbeiter in der Software - Entwicklung mindestens einmal im Jahr in einem Krankenhaus hospitieren mus s, und zwar nicht in der IT-Abteilung, sondern auf den Stationen und in den Funktionsabteilungen. Das ist gar nicht so einfach zu organisieren, und für viele Mitarbeiter von uns ist das auch sehr ungewohnt. Aber ich bin überzeugt, dass das die Usability letztlich verbessert.
M&K: Das alleine wird aber nicht reichen, oder?
Matthias Meierhofer: Es ist ein Mosaikstein. Wichtig ist natürlich auch die Produktvalidierung durch die Kunden. Das ist bei uns Standard. Auch ein Review der Projektumsetzung zwölf Wochen nach Implementierung gehört dazu. Wir verkaufen ja kein Produkt von der Stange, sondern eine individuell konfigurierte Lösung. Das muss man sich dann schon mit etwas Abstand nochmal ansehen.
M&K: Welchen Beitrag leisten die eigentlichen Inhalte der Software zur Kundenzufriedenheit?
Matthias Meierhofer: Inhalte dürfen natürlich nicht vernachlässigt werden . Die Multilingualität eines Systems kann in manchen Kliniken ein zentraler Akzeptanzfaktor sein. Auch eine stärkere Rollenabhängigkeit der Oberflächen kann die Kundenzufriedenheit verbessern. Gerade bei m Pflegeprozess ist das sehr wichtig. Wer eine Pflegevisite dokumentieren will, muss nicht seitenweise andere Dokumente aufrufen können. Das verwirrt nur. Ein zweiter klinischer Prozess, der mit dem Pflegeprozess Hand in Hand geht und den wir in unserem MCC in den letzten Jahren sehr stark ausgefeilt haben, ist die Medikation. Beides können sich Besucher der conhIT 2014 bei uns am Stand im Detail ansehen.