Interleukin-6 und Interleukin-8 in der Neonatologie: Lebensrettende Entscheidung – Vermeidung unnötiger Antibiotika-Therapien
29.06.2014 -
Interleukin-6 und Interleukin-8 in der Neonatologie: Lebensrettende Entscheidung – Vermeidung unnötiger Antibiotika-Therapien. Es waren die Neonatologen, die vor mehr als zehn Jahren als erste Kliniker die Zytokine Interleukin-6 (IL-6) und Interleukin-8 (IL-8) für die Früherkennung und den Ausschluss bakterieller Infektionen bei Früh- und Neugeborenen routinemäßig einsetzten.
Es sind die Neonatologen, die als erste IL-6 und IL-8 in ihren Leitlinien zur Diagnostik und Therapie der bakteriellen Infektionen bei Neugeborenen empfehlen.
Warum?
Bakterielle Infektionen tragen trotz wirksamer Antibiotika erheblich zur Mortalität und Morbidität von Neu- und Frühgeborenen bei.
Von etwa 700.000 Neugeborenen pro Jahr in Deutschland sind bis zu 7.000 Kinder lebensgefährlich bedroht.
Die rasche Progredienz der Erkrankungen zur schweren Sepsis und das hohe Meningitisrisiko sind eine Herausforderung für den Kliniker und das Labor.
Die schnellstmögliche Diagnosestellung ist notwendig, da einerseits nur eine frühzeitige Behandlung zur völligen Heilung führt, andererseits eine unnötige antibiotische Therapie nicht infizierter Kinder vermieden werden soll.
Die klinischen Zeichen einer beginnenden Infektion bei Früh- oder Neugeborenen wie Veränderungen des Hautkolorits, Störungen der Atmung, des Kreislaufes sowie neurologische und intestinale Symptome sind jedoch äußerst unspezifisch.
Eine eindeutige Eintrittspforte des Erregers lässt sich oft nicht finden.
Blutkulturen liefern häufig falsch negative oder zu spät Ergebnisse.
Nach Schätzungen der Neonatologen werden gegenwärtig bis zu 50% der auffälligen Neu- oder Frühgeborenen zunächst „unnötig“ therapiert, da die Diagnostik schwierig ist, ein Risiko für die Kinder jedoch vermieden werden muss.
In den 2/2006 überarbeiteten Leitlinien der Gesellschaft für Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin zur Diagnostik und Therapie der bakteriellen Infektionen bei Neugeborenen (Quelle: www.awmf-online.de) werden neben den bakteriologischen Untersuchungen bei Mutter und Kind, der Urindiagnostik bei Verdacht auf Harnwegsinfektion und der Lumbalpunktion bei Verdacht auf Meningitis folgende Laboruntersuchungen empfohlen:
Das Blutbild mit Differenzialblutbild (I/T-Quotient), das C-reaktives Protein (CRP) und jetzt neu Interleukin- 6 und Interleukin-8.
Zitat: „Interleukine werden im Verlauf einer bakteriellen Infektion früh im Plasma messbar und haben deshalb die höchste Sensitivität zu Beginn einer Infektion, die bereits 24 Stunden später wieder abnimmt.
Die höchste Sensitivität bei gleichzeitig hoher Spezifität im ganzen Verlauf einer Infektion hat zurzeit die Kombination von IL-6 oder IL-8 mit CRP. Procalcitonin ergibt keine besseren Informationen als das CRP.“
IL-6 ist ein unspezifischer Entzündungsmediator, der von Zellen des Immunsystems, aber auch von verschiedenen anderen Zellen, z.B. Endothelzellen, produziert wird.
Neben zahlreichen Funktionen im Immunsystem und seiner Rolle bei der Fieberentstehung induziert dieser Botenstoff auch die Bildung von CRP im Rahmen der Akut-Phase- Reaktion.
Maximalwerte des IL-6 sind bereits 1–2 Stunden nach Beginn einer Entzündungsreaktion und/oder Infektion nachweisbar, während CRP seine höchsten Werte erst nach 24–48 Stunden erreicht.
Somit ist IL-6 ein sehr früher und sensitiver Marker, der die diagnostische Lücke zwischen der beginnenden Entzündung/Infektion und dem erst nach einem Tag einsetzenden CRP-Anstieg schließt.
Die kurze Halbwertszeit des IL-6 (weniger als eine Stunde vs. 24 Stunden beim CRP) ermöglicht außerdem eine dynamische, vor allem aber frühzeitige Therapiekontrolle.
Bezüglich der Kinetik, der Sensitivität und Spezifität des IL-6 und des IL-8 sowie ihres negativen bzw. positiven Vorhersagewertes im Hinblick auf eine neonatale Infektion oder Sepsis bestehen keine nennenswerten Unterschiede.
Beide Marker sind für die frühe Diagnostik der bakteriellen Infektionen in der Neonatologie gleichermaßen gut geeignet. In den meisten deutschen Krankenhäusern wird jedoch IL-6 bevorzugt, da es sowohl im Rahmen des routinemäßigen Infektions- und Sepsismonitoring auf den Intensivstationen als auch in der Meningitisdiagnostik dem IL-8 überlegen ist.
Durch Automatisierung der Interleukinmessung auf den Immulite- Systemen der Firma DPC wurden die Ergebnisse rund um die Uhr schnell, routine- und notfallmäßig verfügbar.
Der Immulite-IL-6-Test ist WHO-kalibriert, kontrolliert und seine Validität wird in jährlichen Ringversuchen mehrfach geprüft. Quantitative Bestimmungen ermöglichen ein solides Therapiemonitoring.
Methoden- spezifische, in mehr als zehn Jahren evaluierte Bewertungsbereiche geben dem Kliniker mehr Sicherheit in seiner täglichen Entscheidung, eine adäquate Therapie zum frühestmöglichen Zeitpunkt zu beginnen und „unnötige“ Antibiotikagaben zu vermeiden.
Nebenwirkungen, Resistenzentwicklungen und eine Trennung von Mutter und Kind können reduziert und Kosten gespart werden.
Kontakt:
Dr. Doris Schmidt
DPC Biermann GmbH, Bad Nauheim
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