Ausgewählter Ort im Land der Ideen: Klinikum Bad Abbach für innovative Operationstechnik gewürdigt
22.08.2014 -
Ausgewählter Ort im Land der Ideen: Klinikum Bad Abbach für innovative Operationstechnik gewürdigt. Für ihre innovative Entwicklungsarbeit computergestützter Navigationstechnologie beim künstlichen Gelenkersatz erhielt die Orthopädische Klinik der Universität Regensburg im Asklepios Klinikum Bad Abbach die Auszeichnung „Ausgewählter Ort im Land der Ideen“.
Prof. Dr. Joachim Grifka, Direktor der Klinik, nahm die Urkunde stellvertretend für seine Mitarbeiter und die an dem Projekt beteiligten Firmen BrainLAB und DePuy am 25. Juli im Kurhaus von Bad Abbach entgegen.
Gewürdigt wurde damit konkret die Verbesserung computergestützter Operationsmethoden, besonders bei der Implantation künstlicher Kniegelenke durch VectorVision.
Das System aus dem Hause des Münchener Medizintechnikunternehmens BrainLAB war ursprünglich für komplexe und diffizile Gehirnoperationen konzipiert worden. Seit 2001 wird es in Bad Abbach auch für die Knie- und Hüftgelenke eingesetzt.
Dank der intensiven Forschungs- und Entwicklungsarbeit der Orthopädischen Klinik um Prof. Grifka und des Prothesenmaterials der Firma DePuy aus Kirkel- Limbach konnte das System stetig verbessert werden.
Heute arbeitet es effizienter und anwendungsfreundlicher denn je.
Statt wie früher anhand von CTDaten oder Röntgenbildern zu navigieren, speist sich das Navigationssystem aus dem Bildmaterial einer Infrarotkamera.
Mit ihr nimmt der Operateur während der OP eine Anzahl an Dreh- und Oberflächenpunkten des Gelenks auf.
VectorVision erstellt daraus ein dreidimensionales Modell der Patientenanatomie und plant daraufhin die optimale Ausrichtung des Implantats.
Prothesen für das komplexe Gelenk können mit einer Genauigkeit von 96 % positioniert werden und halten so weit länger als solche, die mit herkömmlichen Methoden eingesetzt wurden.
„Ein Erfolg der experimentellen Orthopädie in Deutschland“, so der Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Regensburg, Prof. Dr. Michael Nerlich.
In Bad Abbach wurden bislang mehr als 1.000 Operationen mit VectorVision durchgeführt.
Insgesamt arbeiten in Deutschland 18 Kliniken mit dem innovativen System.
Die Überlegenheit der verbesserten Operationstechnik sei durch die Studienlage eindeutig belegt, so Prof. Dr. Jochen Eulert, Direktor der Orthopädischen Universitätsklinik Würzburg und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie.
„VectorVision macht eine individuellere Planung und eine bessere Kontrolle der einzelnen Operationsschritte möglich. Fehler können schon während des Eingriffs korrigiert werden.
Dadurch werden auch Achsausrichtung und Bandstabilität des Beines verbessert.
Die Prothesen nutzen sich nicht so ab und halten entsprechend länger“, so Eulert über die entscheidenden Verbesserungen für Operateur und Patienten. Und damit liegen nicht zuletzt auch die Vorteile für das Gesundheitssystem auf der Hand.
Denn mit 36 Mio. € direkten Krankheitskosten verschlingen orthopädische Erkrankungen immerhin 16 % vom Gesamtetat und verursachen 25 % der Frühberentungen.
Nicht zuletzt wegen der demographischen Entwicklung in Deutschland würde die Gesundheitsforschung in den nächsten Jahren noch weiter an Bedeutung gewinnen, versicherte die anwesende Bundesministerin für Bildung und Forschung, Dr. Annette Schavan.
Der Bund müsse und werde dazu seinen Beitrag leisten.
Ziel sei der Transfer der Ideen in die Praxis, so wie es der Orthopädischen Klinik in Bad Abbach gelungen ist: „Wir haben hier ein exzellentes Beispiel für das gute Zusammenspiel von Forschung und Industrie, Forschung und Krankenhausversorgung (…)
Das ist Innovation, die Lebensqualität von Menschen verbessert und Ausgangspunkt für weitere Innovationen ist“, lobte sie.
Gleichzeitig würdigte die Ministerin die herausragende Zusammenarbeit privater und öffentlicher Unternehmen und Institutionen für den medizinischen Fortschritt in Deutschland und das Wohl der Menschen: „Die Zukunft liegt in strategischen Kooperationen, in Netzwerken und Institutionen, die ihre Kräfte bündeln und ihre Stärken zusammenbringen.“
Die Orthopädische Klinik der Universität Regensburg, die seit sechs Jahren in Bad Abbach angesiedelt ist, konnte sich mit dieser Arbeit im bundesweiten Wettbewerb „365 Orte im Land der Ideen“ gegen 1.200 andere Bewerber durchsetzen.
Der Wettbewerb ist Teil der unabhängigen und überparteilichen Image-Initiative „Deutschland – Land der Ideen“, die anlässlich der Fußball-Weltmeisterschaft ins Leben gerufen wurde.
Ziel ist es, sowohl die innovative Stärke des Standorts Deutschland als auch ein positives Deutschlandbild im In- und Ausland zu vermitteln.
Die Schirmherrschaft hat Bundespräsident Horst Köhler.
Bianca Lorenz, Wiesbaden
Dr. Annette Schavan: „Wo immer in Deutschland Innovationen entstehen sollen, müssen strategische Kooperationen entstehen.“