Hygiene

AlertsNet: Einmaliges Projekt in Thüringen, MRE-Infektionen zu vermeiden

30.10.2015 -

Antibiotika in der Tiermast und die häufig unnötige Verordnung von Antibiotika bei Patienten mit nichtbakteriellen Infekten lassen immer mehr multiresistente Erreger (MRE) entstehen.

Viele Menschen sind Träger solcher Keime, meist ohne es zu wissen, und tragen sie auch in die Krankenhäuser hinein. Wie der Krankenhausspiegel Thüringen mit seinem Mitte Mai veröffentlichten neuen Schwerpunktthema „Krankenhaus-Hygiene“ zeigte, ist das Niveau der Thüringer Krankenhäuser beim Infektionsschutz sehr hoch.

„Mit besonderen medizinischen und hygienischen Präventionsmaßnahmen können Infektionen durch multiresistente Erreger im Krankenhaus verhindert werden“, erläutert Dieter Berkholz, Leiter der Abteilung Gesundheit im Thüringer Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie. Von den über 140 Qualitätsmerkmalen, die im Thüringer Krankenhausspiegel veröffentlicht wurden, drehen sich 14 um das Thema Infektion. Beim Einsatz künstlicher Hüft- und Kniegelenke, der Operation von Oberschenkelhalsbrüchen, bei Kaiserschnitten sowie bei Bypass- und Herzklappen-Operationen etwa erreichen die Thüringer Krankenhäuser hervorragende und zum Teil überdurchschnittliche Werte im Bereich der Infektionsprophylaxe, wie der Krankenhausspiegel Thüringen zeigt.

Schutzmaßnahmen bei MRE-Patienten

Die wichtigste Hygienemaßnahme für das Krankenhauspersonal ist die systematische Händedesinfektion vor und nach jedem Patientenkontakt. Auch Besucher sollten diese Maßnahme beachten. Im Umgang mit MRE-Patienten gelten zusätzliche Schutzmaßnahmen. Seit 2012 gibt es in Thüringen außerdem die Verordnung über die Hygiene und Infektionsprävention in medizinischen Einrichtungen. Sie schreibt vor, dass jedes Krankenhaus eine Hygienekommission bilden und ab 2016 qualifiziertes Hygiene-Fachpersonal beschäftigen muss.

Um die Verbreitung multiresistenter Erreger zu verhindern, führen die Krankenhäuser bei bestimmten Patientengruppen selektive Aufnahme-Screenings durch. Dr. Gundula Werner, Vorstandsvorsitzende der Landeskrankenhausgesellschaft Thüringen: „Dies geschieht routinemäßig bei der Aufnahme von Patienten, die ein erhöhtes Risiko haben, MRSA-Träger zu sein.“ Der Methicillinresistente Staphylococcus aureus ist der verbreiteteste resistente Erreger.

Bundesweit einmalig: Das AlertsNet in Thüringen

In Thüringen ist zudem ein bundesweit einmaliges Projekt angesiedelt: „Seit 2011 werden im Rahmen des AlertsNet in Thüringen die Daten von Patienten zusammengeführt und analysiert, bei denen krankheitsauslösende Keime im Blut nachgewiesen worden sind“, erläutert Projektleiter Prof. Frank Brunkhorst, Leiter des Zentrums für Klinische Studien (ZKS) des Universitätsklinikums Jena. Am AlertsNet nehmen 36 Krankenhäuser und Rehabilitationseinrichtungen sowie 18 mikrobiologische Labore teil. Thüringen nimmt hier eine Vorreiterrolle ein und dient als Modell für weitere Bundesländer. Für ein abgestimmtes Vorgehen bei der Vermeidung von MRE-Infektionen haben sich in Thüringen außerdem auf Ebene der Landkreise und der kreisfreien Städte MRE-Netzwerke gebildet. An diesen nehmen u.a. Gesundheitsämter, Krankenhäuser, Alten- und Pflegeeinrichtungen, Arztpraxen, Rettungsdienste und Apotheken teil.

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