Studie Blutverdünnung - Teilnehmer gesucht
18.06.2020 -
Eine Klinische Studie untersucht, ob eine Blutverdünnung Komplikationen bei COVID-19-Patienten verhindern kann.
Auch an COVID-19 erkrankte Patienten mit einem leichten Krankheitsverlauf können gefährliche Blutgerinnsel entwickeln, die Blutgefäße verstopfen. Eine klinische Studie untersucht deshalb, ob die vorbeugende Verabreichung eines gerinnungshemmenden Medikaments ungeplante Spitalaufenthalte und Todesfälle zu reduzieren vermag.
Mediziner auf der ganzen Welt berichteten in den letzten Wochen, dass COVID-19-Patienten neben den typischen Symptomen wie Fieber, Husten und Atembeschwerden auch Thrombosen erleiden können – auch bei leichten Krankheitsverläufen. Bei Covid-19-Patienten wurden insbesondere Lungenembolien beobachtet.
Lebensrettende Thromboseprophylaxe?
Am 15. Juni startete eine klinische Studie, die schweizweit untersucht, ob die Behandlung von COVID-19-Patienten verbessert werden kann, indem ihnen der gerinnungshemmende Wirkstoff Enoxaparin verabreicht wird. Die Studie wird durchgeführt von der Klinik für Angiologie am Universitätsspital Zürich und in enger Zusammenarbeit mit den anderen vier Universitätsspitälern Basel, Bern, Genf, Lausanne sowie der Tessiner Spitäler Lugano und Bellinzona. „Wir wissen, dass Blutgerinnsel eine der häufigsten Komplikationen bei COVID-19-Patienten sind, und wir wollen versuchen diese in einem frühen Stadium der Infektion zu verhindern“, sagt Prof. Nils Kucher, Direktor der Klinik für Angiologie am Universitätsspital Zürich.
Bisher werden COVID-19-Patieten, die keine Risikofaktoren für eine Thrombose aufweisen und deren Krankheitsverläufe leicht sind, keine Medikamente zur Prävention von Thrombosen verabreicht. Enoxaparin ist in der Schweiz zugelassen zur Verhinderung von Blutgerinnseln, nicht aber für COVID-19-Patienten, die wegen eines leichten Verlaufs zu Hause bleiben können. Die Studie wird rund 1.000 Teilnehmende umfassen und soll zeigen, wie wirksam und wie sicher der Wirkstoff für diese Patientengruppe ist. Da die Infektionszahlen in der Schweiz aktuell niedrig sind, wird gegenwärtig überprüft, ob diese Studie auch in interessierten Ländern der Europäischen Union (z.B. Deutschland, Italien, Belgien) stattfinden kann. Die Resultate werden voraussichtlich im Jahr 2021 vorliegen.
Studienteilnehmende gesucht
An der Studie teilnehmen können Patienten ab 50 Jahren, die innerhalb der letzten 5 Tage positiv auf das Coronavirus getestet worden und nicht hospitalisiert sind. Die Hälfte der Studienteilnehmenden verabreicht sich das Medikament täglich während 14 Tagen selbst mit einer Fertigspritze unter die Haut (Bauch oder Oberschenkel). Das Medikament kann auch durch eine im Haushalt lebende, vom Studienarzt instruierte Person gespritzt werden. Die andere Hälfte muss kein Medikament spritzen. Zu welcher Gruppe Teilnehmende gehören, wird ausgelost. Über einen Zeitraum von drei Monaten haben alle Patienten mehrere Telefonkontakte mit dem Studienteam. Die Telefonkontakte stellen sicher, dass rasch reagiert werden kann, falls es einem Studienteilnehmer schlechter gehen sollte. Ein stationärer Spitalaufenthalt ist im Normalfall nicht notwendig.