Selbsttätiges Reinigungsverfahren schützt HF-Instrumente
25.08.2020 -
Instrumente der Elektro- und Hochfrequenz-Chirurgie sind nach ihrem Einsatz oft mit eingebrannten organischen Verkrustungen verunreinigt.
Ein zum Verfahrenspatent angemeldetes Zwei-Komponenten-System löst die Verschmutzungen selbsttätig und kann die Zahl der Aufbereitungszyklen dadurch erhöhen. Instrumente zur Elektro- und Hochfrequenzchirurgie
gehören zum Alltag nahezu jeder operativen Fachabteilung. Ihr Einsatz wird in den kommenden Jahren noch weiter steigen. Denn die hochfrequenzchirurgisch assistierte Blutstillung, Gewebedurchtrennung oder -versiegelung ist insbesondere in den Wachstumsdisziplinen minimalinvasive Chirurgie sowie Herz- und Gefäßchirurgie wichtig.
Mit steigendem Instrumenteneinsatz wachsen auch der Personalaufwand für die Aufbereitung und die Investitionskosten. Intensives manuelles Bürsten oder der Einsatz eines Steamers waren bislang die einzigen Methoden, die Kontaminationen zu entfernen – auf Kosten des Investitionsguts, des Personaleinsatzes und der Arbeitssicherheit. Ein neuer zum Verfahrenspatent angemeldeter Zwei-Komponenten-Reiniger Perfektan Duo Effect (Dr. Schumacher, Malsfeld) entfernt jegliche organische Verkrustungen und karbonisierten Beläge selbsttätig. Der Reiniger kombiniert eine oxidative und eine hochalkalische Komponente. Der dabei freigesetzte Aktivsauerstoff reinigt effizient und schonend – ohne manuelles Zutun.
Wirtschaftliche Alternative
Der Lebenszyklus eines Instrumentes hängt von vielen Faktoren ab: So kann die Qualität der verwendeten Werkstoffe, die manuelle Belastung während des chirurgischen Eingriffs und die Materialabnutzung durch Reinigungsverfahren wie Bürsten, Reiben und Schleifen die Lebensdauer von Instrumenten beeinträchtigen.
Wie stark HF-Instrumente durch unterschiedliche Reinigungsverfahren abnutzen und verschleißen können, wurde in Belastungstests unter Laborbedingungen ermittelt. Die Tests verglichen die selbsttätige Reinigung von Perfektan Duo Effect mit den herkömmlichen manuellen Aufbereitungszyklen in der Aufbereitungseinheit für Medizinprodukte (AEMP).
Sowohl beim Materialverschleiß als auch bei der sichtbaren Materialabnutzung zeigte der Zwei-Komponenten-Reiniger eine Vergleichbarkeit beziehungsweise sogar Überlegenheit gegenüber manuellen Verfahren. Je nach Instrumentenart ist mit dem Aktivsauerstoff-Verfahren eine 1,5-fache bis 3-fache Anzahl an Aufbereitungszyklen möglich. Mit dem Spezialreiniger lässt sich demnach der Stressfaktor Reinigung für die Instrumente reduzieren. Davon profitieren insbesondere hochwertige Instrumente wie bipolare Pinzetten und Scheren. Aber auch bei Messerelektroden bietet das Produktkonzept eine wirtschaftliche und nachhaltige Alternative zu Einmalinstrumenten. Erste Rückmeldungen von Kliniken zeigen, dass so manches Instrument, das für die Entsorgung freigegeben wurde, nach einer Aufbereitung mit dem Reinigungssystem erneut in den Einsatz gelangen konnte.
Vollständiger Reinigungseffekt
Neben der Materialverträglichkeit wurde die Reinigungsleistung des Zwei-Komponenten-Reinigers in vergleichenden Tests mit verschmutzten Messer- und Kugelelektroden in einem externen Labor begutachtet. Dazu stellte die AEMP eines Klinikums eine Vielzahl im OP eingesetzter Elektroden zur Verfügung, die mehrere Tests durchliefen. Dabei wurden gleichartig verschmutzte Messer- und Kugelelektroden einmal einer Behandlung in 3 % Wasserstoffperoxid-Lösung unterzogen und im Vergleich dazu mit dem neuen Zwei-Komponenten-Reiniger aufbereitet. Trotz einer Einwirkzeit von 70 Minuten war der Reinigungseffekt der 3%igen Wasserstoffperoxid-Lösung unzureichend. Bei Perfektan Duo Effect stellte sich dagegen bereits nach dem Einlegen der Instrumente sofort ein sichtbarer Reinigungseffekt ein, der nach spätestens 40 bis 60 Minuten vollständig abgeschlossen war.
Dr. Winfried Michels, Leiter des externen Prüflabors DWM, Warburg, bewertet das Produktkonzept daher als „eine effiziente und materialschonende Vorreinigung. Das Tauchbadverfahren führt zu einem vollständigen Reinigungserfolg ohne manuelles Zutun. Dadurch kann die personalintensive manuelle Reinigung durch Bürsten, Reiben und Schleifen entfallen.“
Erhöhter Personalschutz
Weitere wichtige Effekte erzielt das neue Produktkonzept beim Personalschutz und -einsatz. So reduziert sich die Gefahr, dass potentiell infektiöses Material in der Umgebung verteilt wird, da manuelles Bürsten komplett entfällt. Das deutlich reduzierte Handling mit verschmutzten Instrumenten führt auch dazu, dass die Verletzungsrisiken abnehmen. Darüber hinaus trägt der Einsatz des Reinigers dazu bei, Ungenauigkeiten bei der Aufbereitung vorzubeugen. Die manuelle Aufbereitung hat den Nachteil, dass Mitarbeiter – besonders unter Zeitdruck – nicht immer die gleichen guten Aufbereitungsergebnisse erzielen können. Dagegen ermöglicht der selbsttätige chemische Reinigungsprozess des Zwei-Komponenten-Reinigers gleichbleibend gute Ergebnisse.
Damit wird auch ein effizienterer Personaleinsatz möglich. Bei einem für große Kliniken typischen Aufkommen von 200 bis 300 Elektroden wöchentlich können durch die Verwendung des Zwei-Komponenten-Reinigers beispielsweise mehr als zwölf Arbeitsstunden für die Aufbereitung eingespart werden.