Omikron-Welle schreitet voran – Höchstwerte bei Tests
18.01.2022 - Die Omikron-Welle breitet sich in Deutschland weiter rasch aus. Die Anzahl der SARS-CoV-2-Tests steigt in gleichem Maße wie die Inzidenz. In der zurückliegenden Kalenderwoche (10.01–16.01.2022) wurden in den fachärztlichen Laboren in Deutschland 1.955.439 SARS-CoV-2-PCR Untersuchungen durchgeführt, das ist der höchste Wert seit Beginn der Pandemie und ein Anstieg um 40 Prozent gegenüber der Vorwoche.
Auch die Anzahl der positiv befundeten SARS-CoV-2-PCR-Tests erreichte mit 486.319 einen neuen Rekordwert (Vorwoche 327.911). Dieses entspricht einem wiederholten Zuwachs von 48 Prozent gegenüber der ersten Januarwoche. Die Positivrate stieg ebenfalls auf nunmehr 24,9 Prozent (Vorwoche 23,4 Prozent). An der aktuellen Datenerhebung des ALM e.V. haben sich 182 Labore beteiligt. Die Auslastung der Testkapazität der Labore stieg erneut an und lag im bundesweiten Durchschnitt bei 86 Prozent (Vorwoche 64 Prozent). In vielen Regionen ist die Kapazitätsgrenze bereits erreicht oder überschritten. Die teilnehmenden Labore konnten ihre PCR-Testkapazität erneut deutlich erhöhen und geben für die laufende KW 03 mehr als 2,5 Millionen Tests an (Steigerung der Kapazität um 11 Prozent gegenüber der Vorwoche).
„Die Mitarbeitenden in den Laboren konnten den starken Anstieg an Tests erneut bewältigen. Zur Vermeidung von Überlastung appellieren wir an die notwendige konsequente Priorisierung der SARS-CoV-2-Diagnostik bereits bei der Testabnahme nach den Vorgaben der Nationalen Teststrategie“, so Dr. Michael Müller, 1. Vorsitzender der Akkreditierten Labore in der Medizin. „Wir können uns nicht aus der Pandemie heraustesten, es kommt in besonderer Weise auf das Verhalten der Menschen an. Das Impfen mit der Auffrischungsimpfung, die Beachtung der AHA-Regeln sowie die eigene Einschränkung der Kontakte sind der wesentliche Beitrag, den jede Person in dieser Situation leisten kann“, so Müller weiter.
Im Hinblick auf die begrenzten Laborkapazitäten äußert der Vorsitzende des fachärztlichen Berufsverbandes: „Für den Fall weiter steigender Testzahlen kann in den Laboren, insbesondere bei Engpässen, auch auf laborbasierte Antigentests zurückgegriffen werden. So sieht es auch die Nationale Teststrategie vor. Diese liefern ein qualitätsgesichertes und laborärztlich befundetes Ergebnis und reduzieren sinnvoll den Bedarf an PCR-Tests, die prioritär für Menschen mit Symptomen, für das Kontaktpersonenmanagement sowie den Schutz vulnerabler Gruppen notwendig sind.“ Hinzu komme die neue Regelung für die Beschäftigten in Krankenhaus, Pflege und Eingliederungshilfe, die im Falle einer Infektion nach 7 Tagen sowie 48 Stunden Symptomfreiheit mit einem negativen PCR-Testergebnis freigetestet werden können. Diese könnten somit ihre für die Versorgung der Bevölkerung kritische Arbeit in der direkten Patientenversorgung wieder aufnehmen – es entstehe jedoch unter Umständen auch ein erheblicher Zusatzbedarf an PCR-Diagnostik.
Labore als Teil der gesamten Patientenversorgung schützen
Der stellvertretende Vorsitzende des ALM e.V., Prof. Dr. Jan Kramer, gibt zu bedenken: „Wir in den fachärztlichen Laboren sichern nicht nur die Versorgung mit SARS-CoV-2-Diagnostik, sondern stellen trotz Pandemie auch alle anderen relevanten Untersuchungen zur Versorgung der Bevölkerung mit medizinisch-ärztlicher Labordiagnostik sicher. Ohne fachärztliche Labordiagnostik ist in den meisten Fällen keine Diagnose und Behandlung akuter und chronischer Erkrankungen möglich“, so der Internist und Facharzt für Laboratoriumsmedizin. „Wir hätten uns von der Gesundheitsministerkonferenz am gestrigen Montag auch klare Empfehlungen für die Priorisierung der SARS-CoV-2-Tests – insbesondere bei der Testabnahme – nach der Nationalen Teststrategie für die fachärztlichen Labore als eine wichtige Maßnahme zur Unterstützung gewünscht. Dazu wäre beispielsweise der Hinweis auf die Beachtung der begrenzten Laborkapazitäten und die Aufrechterhaltung der generellen Versorgung mit Labordiagnostik durch Vermeidung einer Dauerüberlastung der Labore hilfreich gewesen. Wir brauchen jetzt Lösungen zur Vermeidung der Überlastung der Labore.“
Laborkapazitäten sind nicht beliebig steigerbar
Nach dem Ende der Feiertage sowie der Ferien kommen die Labore in vielen Regionen an die Belastungsgrenzen. Die Kritik an angeblich ‚mangelnden Kapazitäten‘ bei PCR-Tests kann Evangelos Kotsopoulos, Vorstandsmitglied im ALM e.V., nicht teilen: „Die Labore haben die bundesweiten Testkapazitäten allein in der letzten Woche um 250.000 steigern können, das sind 11 Prozent gegenüber der Vorwoche, was einen erheblichen Kraftakt darstellt. Seit Ende Oktober haben wir die Kapazität in Eigeninitiative sogar um rund 40 Prozent gesteigert. Wir sind bemüht, diese Anstrengungen fortzusetzen, doch die Kapazitäten sind und bleiben endlich.“ Der Arbeitsmarkt für dringend benötigte Fachkräfte sei quasi leergefegt, ähnlich wie beim Pflegepersonal in Krankenhäusern und Senioreneinrichtungen. „Die Anschaffung zusätzlicher Geräte zur Erhöhung der Kapazitäten kommt nur bedingt in Frage und benötigt häufig einen mehrwöchigen Vorlauf. Zur Bedienung und tatsächlichen Nutzung der Kapazität braucht es jedoch vor allem unsere hochqualifizierten Fachkräfte – und auch vor diesen macht die Omikron-Welle nicht halt“, so Kotsopoulos weiter.
Mitarbeitende in den Laboren leisten Großartiges
„Nach dem Marathon der vergangenen zwei Jahre kommt nun noch ein 3.000-Meter-Hindernislauf unter ‚Omikron-Bedingungen‘ hinzu, den unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zusätzlich bewältigen müssen“, sagt Nina Beikert, Vorständin des Laborverbandes im Hinblick auf die aktuelle Belastung in den Laboren. „Für das unglaubliche Engagement im Kampf gegen das Virus gebührt den Kolleginnen und Kollegen in unseren Laboren ganz besonderer Dank! Seit nunmehr fast zwei Jahren leisten sie Großartiges, und das mit schier unermüdlichem Einsatz auch an den Wochenenden, in Nachtschichten und an Feiertagen“, so Beikert weiter.
Appell an die Vernunft
Der Vorstand des ALM e.V. wiederholt erneut: „Wir alle müssen uns konsequent an die wichtigen Grundregeln zur Infektionsvermeidung halten: Kontakte reduzieren, Abstand halten, Hygiene beachten, Alltagsmaske tragen, Lüften in Innenräumen“, betont der 1. Vorsitzende Dr. Michael Müller. „Alle, die noch nicht geimpft sind oder denen die Booster-Impfung noch fehlt, sind aufgerufen, dies schnellstens nachzuholen. Damit schützen wir nicht nur uns selbst und andere, sondern tragen auch zum Schutz der wichtigen Infrastruktur bei.“