Aus den Kliniken

Private Feiern und Treffen waren wesentliche Treiber der zweiten Corona-Welle

01.03.2022 - Wissenschaftler der Universitätsmedizin Mainz ermitteln typische Übertragungsmuster von SARS-CoV-2: Private Feiern und Treffen von Personen aus mehreren Haushalten haben wesentlich zur zweiten Welle der COVID-19-Pandemie im Herbst 2020 in Rheinland-Pfalz beigetragen.

Das hat eine Analyse ergeben, die das Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik (IMBEI) der Universitätsmedizin Mainz in Zusammenarbeit mit dem Landesuntersuchungsamt und den rheinland-pfälzischen Gesundheitsämtern durchgeführt hat. Die Wissenschaftler fanden zudem heraus, dass bei Ausbrüchen anlässlich von privaten Feiern häufig auf wichtige Hygienemaßnahmen verzichtet wurde. Die Ergebnisse der Untersuchung wurden jetzt in der Fachzeitschrift „Journal of Infection“ veröffentlicht.

Private Haushalte gehören im Rahmen der COVID-19-Pandemie laut Robert Koch-Institut (RKI) zu den häufigsten Infektionsorten. Bislang unklar war jedoch, welche Übertragungssituationen im privaten Umfeld die größte Rolle spielen. „Wir haben jetzt erstmals systematisch untersucht, welche sozialen Aktivitäten den höchsten Anteil am Infektionsgeschehen im privaten Bereich verursachen“, erläutert Univ.-Prof. Dr. Konstantin Strauch, Direktor des Instituts für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik (IMBEI) der Universitätsmedizin Mainz.

Im Mittelpunkt der Untersuchungen stand die Auswertung von sogenannten Clusterdaten. Bei einem Cluster handelt es sich um eine Anhäufung von zwei oder mehr Infektionsfällen, die in einem zeitlichen und räumlichen Zusammenhang stehen. Cluster sind für die Entwicklung des Pandemiegeschehens von großer Bedeutung, weil sie eine Vielzahl von Infektionsketten auslösen können.

Die Mainzer Wissenschaftler untersuchten Informationen, die von den rheinland-pfälzischen Gesundheitsämtern im Rahmen der Nachverfolgung erhoben wurden. Sie werteten Daten zu rund 18.700 Infektionsfällen aus, die im Zeitraum zwischen dem 17. August und dem 10. November 2020 per PCR-Test ermittelt wurden. Auf Grundlage der Daten der Gesundheitsämter konnten sie 3.642 von diesen Fällen insgesamt 911 Clustern zuordnen. Die Mehrheit der Cluster (67,3 Prozent) trat im Umfeld privater Haushalte auf.

Die Wissenschaftler stellten fest, dass bei mehr als zwei Drittel der Cluster im privaten Umfeld (68,1 Prozent) mehrere Haushalte involviert waren. Jedes sechste dieser Cluster entstand wiederum im Zusammenhang mit einer privaten Feier, wie beispielsweise anlässlich eines Geburtstags oder einer Hochzeit. Eine weitere für die Entwicklung des Infektionsgeschehens entscheidende Erkenntnis der Wissenschaftler: Bei den meisten dieser privaten Feiern wurden eine oder mehrere der drei wichtigsten präventiven Hygieneregeln – Maske tragen, Lüften, Abstand halten – nicht eingehalten. Zudem fanden die privaten Zusammenkünfte in den meisten Fällen in geschlossenen Räumen statt.

„Unsere Analyse zeigt, dass Kontakte im privaten Umfeld, bei denen die Bewohner mehrerer Haushalte zusammenkommen, ein wichtiger Treiber der COVID-19-Pandemie sind. Die Beachtung von Hygienevorkehrungen bei privaten Treffen und Feierlichkeiten könnte daher dazu beitragen, das Infektionsgeschehen einzudämmen“, betont Markus Schepers, Erstautor der Studie und Wissenschaftler in der Abteilung Biometrie am IMBEI.

Die jetzt im „Journal of Infection“ veröffentlichte Forschungsarbeit entstand im Rahmen einer Kooperation der Universitätsmedizin Mainz mit den rheinland-pfälzischen Gesundheitsämtern und dem Landesuntersuchungsamt Rheinland-Pfalz. Die Zusammenarbeit soll für weitere Untersuchungen auf dem Gebiet der angewandten Public Health-Forschung auch über die SARS-CoV-2-Pandemie hinaus fortgesetzt werden.

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