UKL: Prof. Nils Nicolay leitet die Klinik für Strahlentherapie
23.09.2022 - Prof. Dr. Dr. Nils Nicolay leitet seit 1. September 2022 die Klinik für Strahlentherapie am Universitätsklinikum Leipzig.
Er tritt damit die Nachfolge des langjährigen Direktors Prof. Dr. Rolf-Dieter Kortmann an, der im März nach 18 Jahren an der Klinikspitze in den Ruhestand gegangen ist. Der 42-jährige Radioonkologe wechselt vom Universitätsklinikum Freiburg nach Leipzig.
Prof. Nils Nicolay war zuletzt als leitender Oberarzt und stellvertretender Direktor an der Klinik für Strahlenheilkunde am Universitätsklinikum Freiburg tätig, nach mehreren Jahren an der Klinik für Radioonkologie und Strahlentherapie am Universitätsklinikum Heidelberg, wo er auch am Deutschen Krebsforschungszentrum forschte. Seine Facharztausbildung absolvierte der gebürtige Baden-Württemberger in Heidelberg sowie an der Universität Oxford, wo er nebenbei nochmals in der Strahlenbiologie promovierte.
Am UKL übernimmt er nun eine der großen Kliniken für Strahlentherapie in Deutschland, die über 42 Betten verfügt. „Ich freue mich sehr auf die Arbeit hier und darauf, meine Erfahrungen aus der Arbeit an drei großen strahlenmedizinischen Kliniken jetzt am UKL einbringen zu können“, sagt der Experte für Strahlenmedizin. Als Querschnittsfach sei die Radioonkologie, wie die Strahlenmedizin auch genannt wird, an der Behandlung faktisch aller Krebserkrankungen beteiligt und daher in engem Austausch mit sehr vielen anderen Kliniken und Instituten. „Unser Fach ist neben einer Operation die zentrale Säule für die lokale Tumorbehandlung und entsprechend sehr breit aufgestellt“, so Nicolay. Der Schwerpunkt seiner klinischen Tätigkeit liegt dabei auf der strahlentherapeutischen Versorgung von Hirn- und Kopf-Hals-Tumoren. Auch wenn die Strahlenmedizin mit vielen komplexen und hochmodernen Geräten wie Linearbeschleunigern arbeitet, will Prof. Nicolay sein Fach nicht als „Apparatemedizin“ missverstanden sehen. „Bei allem technischen Fortschritt, den es gibt, ist es für uns am wichtigsten, den Menschen und seine individuelle Erkrankung bestmöglich und umfänglich zu betreuen“. Manche der jährlich 2000 neuen Patienten an der Leipziger Klinik kämen nur zu ambulanten Bestrahlungsterminen, andere werden stationär in der Klinik behandelt. Die Bestrahlungsdauer variiert von Patient zu Patient stark. Die Strahlentherapie bietet von radiochirurgischen Eingriffen in einer Sitzung auch viele Behandlungen, die sechs bis acht Wochen dauern und die Patienten regelmäßig in die Klinik führen. Oft jahrelange Nachsorgekontrollen schließen sich an. „Für diese Aufgaben sind unsere aktuellen Räume, auch wenn unsere Stationen in einem sehr schönen Altbau untergebracht sind, nicht mehr optimal geeignet“, beschreibt Prof. Nicolay.
Er freue sich daher sehr, dass die Klinik in das neu entstehenden Haus 7.2. einziehen werde. „Spätestens dann sieht man dann auch den Räumen an, dass wir eine moderne Klinik sind – voll digital, unterstützt von künstlicher Intelligenz und künftig auch mit Angeboten zur digitalen und mobilen Versorgung und Nachsorge“, blickt der neue Klinikdirektor in die nahe Zukunft. Die digitalen Möglichkeiten der radioonkologischen Patientenbetreuung sind Teil seiner Forschungsschwerpunkte. „Wir übergeben nach der Therapie unsere Patienten häufig wieder in die Hände der betreuenden Haus- oder Fachärzte, was sehr gut ist. Doch damit fehlen uns wichtige Verlaufsdaten – wie geht es ihnen nach Wochen, Monaten, Jahren? Gibt es neue Beschwerden? Mit der App-basierten Nachsorge, die wir gern erproben möchten, könnten wir hier besser begleiten und auch Alarmsignale erkennen und darauf reagieren“, erklärt Nicolay.
Neben den technischen Möglichkeiten einer besseren Therapie beschäftigen ihn auch konkrete Fragen zum Schutz von gesundem Gewebe vor Strahlenschäden bis hin zur Wiederherstellung geschädigter Zellen. Das sei auch wichtig mit Blick auf die steigende Zahl älterer und vulnerabler Patienten. „Die Erkrankten werden immer älter und reagieren damit deutlich empfindlicher auf unsere Behandlungsmethoden“, so Nicolay. „Hier müssen wir nach Lösungen suchen, wie wir diesen Patienten individuellere und personalisierte Therapien anbieten können, ohne zu schaden.“
Im Zuge dieser Fragestellungen forscht Prof. Nils Nicolay auch an einem sehr weit von seinem klinischen Alltag entfernten Thema, nämlich der Frage nach dem Schutz vor und der wirksamen Behandlung von Strahlenschäden bei Weltraummissionen. Hintergrund sind die geplanten Langstreckenflüge zu weit entfernten Planeten wie dem Mars. „Außerhalb unseres Orbits sind die Astronauten einer intensiven Strahlung ausgesetzt“, so der Experte. „Wenn wir so weit fliegen wollen, müssen wir Antworten darauf finden, wie wir Raumfahrer davor schützen oder auftretende Schäden unterwegs beheben können“.
Bis es soweit ist, fordert der Alltag an seiner neuen Wirkungsstätte die Aufmerksamkeit des Vaters zweier Kinder. „Ich freue mich sehr darauf, viele neue Kollegen am UKL kennenzulernen und auch, mit unseren zuweisenden Ärzten in Leipzig und Umgebung ins Gespräch zu kommen“, so Nicolay.