COVID-19-Pandemie: NUM geht in die zweite Runde.
19.11.2022 - Die Universitätsmedizin Göttingen (UMG) beteiligt sich an 15 Verbundprojekten im Bereich der Corona-Forschung und perspektivisch weiterer Krankheitserreger und Gesundheitskrisen, insbesondere durch die Etablierung bundesweit nutzbarer Infrastrukturen.
Die SARS-CoV-2-Pandemie stellt durch das rasche Auftreten neuer Virusvarianten und die sich stets ändernde Immunitätslage in der Bevölkerung durch Impfung und Genesung weiterhin eine Herausforderung für die Gesellschaft und das Gesundheitssystem dar. Um dieser Situation und auch zukünftigen Krisen mit anderen Krankheitserregern bestmöglich zu begegnen, fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung das Netzwerk Universitätsmedizin (NUM) in einer zweiten Förderperiode mit 240 Millionen Euro bis Mitte 2025.
Der Bund unterstützt somit weiterhin die Vernetzungsaktivitäten der 36 deutschen Universitätskliniken untereinander sowie mit externen Einrichtungen, wie dem Robert Koch-Institut (RKI) und weiteren Akteuren des Gesundheitswesens. Im Jahr 2022 haben 15 Teilprojekte der sogenannten Infrastruktur- und Forschungslinien begonnen und befinden sich aktuell in der Arbeitsphase. Weitere Projekte sollen spätestens im Januar 2024 beginnen.
UMG an 15 Verbundprojekten beteiligt, sieben in mit-koordinierender Funktion
Die Universitätsmedizin Göttingen (UMG) beteiligt sich an allen 15 laufenden Verbundprojekten in der zweiten NUM-Förderrunde und übernimmt die Mit-Koordination von sieben dieser Vorhaben. Prof. Dr. Simone Scheithauer, Direktorin des Instituts für Krankenhaushygiene und Infektiologie der UMG, koordiniert unter anderem das Forschungsprojekt „Prepared“. Das Verbundprojekt erarbeitet die Grundlagen, um optimal vorbereitet zu sein und bestmöglich handeln zu können, in der aktuellen Pandemie, aber vor allem in zukünftigen pandemischen Situationen sowie in fortbestehenden globalen und nationalen enormen Gesundheitskrisen, zum Beispiel Infektionen durch multiresistente Erreger, aber auch in zukünftigen Herausforderungen an das Gesundheitssystem.
Darüber hinaus ist Prof. Scheithauer im Koordinationsteam von weiteren zwei Projekten vertreten: Das Infrastrukturprojekt „GenSurv“ befasst sich mit dem Mehrwert molekularer Erregerüberwachung und der optimierten Probengewinnung sowie der Bereitstellung und Nutzung von SARS-CoV-2-Daten und Sequenzierungsdaten anderer Erreger mit Relevanz für die öffentliche Gesundheit. Das mit GenSurv eng verwobene Forschungsprojekt „MolTraX“ intensiviert die Zusammenarbeit zwischen dem öffentlichen Gesundheitsdienst und der Universitätsmedizin durch Nutzung diverser Expertisen am Beispiel der molekularen Überwachung.
Prof. Dr. Dagmar Krefting, Direktorin des Instituts für Medizinische Informatik der UMG, koordiniert das Infrastrukturprojekt „Nukleus“. Durch die einsatzbereite, skalierbare und leistungsfähige Infrastruktur und die Mitwirkung von führenden Experten der Universitätsmedizin können zukünftig Studien für die wichtigsten medizinischen Fragestellungen innerhalb weniger Wochen in hoher Qualität realisiert werden und dadurch Antworten mit hoher Aussagekraft liefern.
Des Weiteren koordiniert Prof. Krefting das Forschungsprojekt „CODEX+“. Ziel des Projektes ist es, unterschiedliche Lösungen zur Erforschung und Bewältigung der Pandemie in eine gemeinsame nachhaltige Infrastruktur des bundesweiten Netzwerkes zu integrieren. Dies umfasst zum Beispiel die App-basierte Datenerhebung, die Erkennung von Hochrisikopatienten auf der Intensivstation, die Überprüfung leitliniengerechter Behandlung sowie die Überwachung des Infektionsgeschehens. Prof. Krefting ist zudem an der Koordination des ergänzenden Moduls „CODEX+ Monitor“ beteiligt. Dieses Projektmodul befasst sich mit der Überwachung der Krankenhausauslastung sowie der Frage, ob Krankenhausaufenthalte wegen oder mit SARS-CoV-2-Infektion erfolgen.
Prof. Dr. Sabine Blaschke-Steinbrecher, Ärztliche Leitung der Zentralen Notaufnahme der UMG, koordiniert das Modul CODEX+ Monitor mit. Zudem ist sie am Vorhaben „Immunebridge“ zur Ermittlung der aktuellen SARS-CoV-2-Immunität in der Bevölkerung gemeinsam mit dem Standort Bonn koordinativ tätig.
Ausgewählte Projekte im Detail
Nukleus
Etablierung und Weiterentwicklung einer nachhaltigen Infrastruktur zur bundesweiten Sammlung und Nutzung hochqualitativer klinischer Studiendaten und Bioproben zu Forschungszwecken, auch über die Corona-Pandemie hinaus.
„Mit Nukleus möchten wir eine deutschlandweit nutzbare Infrastruktur sowie spezifisches Fachwissen für die Planung, Durchführung und Auswertung von standortübergreifenden Patientenstudien bereitstellen. Ein besonderer Fokus liegt dabei darauf, den Datenschutz im Umgang mit den sensiblen Patienten-Informationen sowie die Datenqualität für die Forschung sicherzustellen“, sagt Prof. Krefting. Das Vorhaben vernetzt Universitätskliniken und Studienzentren, an denen die Patientenstudien durchgeführt und die Daten erhoben werden, mit den Forschungseinrichtungen, die die Daten für wissenschaftliche Fragestellungen nutzen.
Nukleus ist eine von fünf Infrastrukturen im Netzwerk, die aus Projekten der ersten Förderperiode hervorgegangen sind. Neben Prof. Dr. Dagmar Krefting haben die NUM-Koordinierungsstelle an der Charité – Universitätsmedizin Berlin, Prof. Dr. Jörg Janne Vehreschild von der Uniklinik Köln und Prof. Dr. Peter Heuschmann vom Universitätsklinikum Würzburg die gemeinsame Koordination des Projekts übernommen.
Prepared
Konzeptentwicklung für eine kooperative, anpassbare und nachhaltige Infrastruktur zur Pandemievorbereitung und zum Pandemiemanagement, die zukünftig eine schnelle Reaktion auf Bedrohungen für die Patientenversorgung und die Bevölkerungsgesundheit, auch über die Corona-Pandemie hinaus, ermöglicht.
In Prepared arbeiten Experten aller 36 deutschen Universitätskliniken und aus 19 außeruniversitären Einrichtungen zusammen, um Maßnahmen für ein gezieltes Pandemiemanagement in Kliniken und auf regionaler Ebene abzuleiten. Dabei werden notwendige Infrastrukturkomponenten aufgebaut und ein Konzept entworfen, auf dessen Grundlage im Krisenfall eine schnelle, eingespielte Reaktion ermöglicht werden soll. Es werden zum Beispiel Aspekte von Testen und Überwachung, Modellierung und schnellem, abgestimmten Erkenntnisgewinn, aber auch von Mitarbeiterbelastung, Patientensicherheit, Wissenstransfer sowie die zügige Ableitung von Handlungsempfehlungen und vernetzter Zusammenarbeit beleuchtet.
„Das Prepared-Konzept soll helfen, eine koordinierte Forschung und Zusammenarbeit der deutschen Universitätskliniken in Nicht-Krisensituationen zu optimieren und Strukturen definieren, die im Pandemie- und Krisenfall durch zuvor etablierte Mechanismen und Pläne eine koordinierte Aktivität der Unikliniken unterstützen“, sagt Prof. Simone Scheithauer. Institutionelle Kooperationspartner sind unter anderem das RKI in Berlin und ein internationales Expertengremium. Mittelfristig soll die so geschaffene Infrastruktur in eine NUM-Infrastruktur übergehen.
Neben Prof. Dr. Scheithauer koordiniert Prof. Dr. Jochen Schmitt vom Universitätsklinikum Dresden dieses Vorhaben.
Übersicht der Verbundprojekte mit UMG-Beteiligung:
• AKTIN@NUM – Notaufnahmeregister
• CODEX+ – datenbasierte Unterstützung
• CODEX+ Monitor – Patienten mit oder wegen SARS-CoV-2 im Krankenhaus
• COVerCHILD – Kindergesundheit
• GenSurv – molekulare Erregerüberwachung – Datenbereitstellung und Nutzung
• IMMUNEBRIDGE – SARS-CoV-2 Immunstatus in der Bevölkerung
• MolTraX – molekulare Erregerüberwachung – Kooperationsförderung zwischen Gesundheitsämtern und Universitätsmedizin
• NATON – Autopsiedaten-Plattform
• NAPKON V2 – COVID-19-Pandemie Kohorten Netz
• NUKLEUS – Studiendaten-Plattform
• NU(M)KRAINE – Immunstatus ukrainischer Flüchtlinge
• NUM-RDP – Routinedaten-Plattform
• PREPARED – Pandemievorbereitung
• RACOON – Radiologie-Plattform
• RACOON-COMBINE – bildbasierte Biomarker
Netzwerk Universitätsmedizin (NUM)
Patientnen optimal versorgen, Infektionen verhindern und Gesundheitsversorgung ausbauen – dazu möchte das im Frühjahr 2020 gegründete Netzwerk Universitätsmedizin (NUM) beitragen. Es bündelt aktuell Forschungsaktivitäten zur Bewältigung der COVID-19-Pandemie und eröffnet neue Handlungsstrategien. Gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung und koordiniert durch die Charité – Universitätsmedizin Berlin, arbeitet das Forschungsnetzwerk unter Beteiligung der 36 deutschen Standorte der Universitätsmedizin und weiterer Partner an Lösungen für eine bestmögliche Krankenversorgung und Pandemievorsorge. Ein Akzent liegt auf der klinik- und versorgungsnahen Forschung, deren Ergebnisse direkt Patienten zugutekommen, in das Krisenmanagement einfließen und zum Aufbau einer nachhaltigen, nationalen Forschungsinfrastruktur beitragen. Zur Umsetzung dieser Aufgabe werden dem NUM und den beteiligten Einrichtungen bis Mitte 2025 bis zu 390 Millionen Euro für bundesweite Kooperationsprojekte zur Verfügung gestellt. Mittelfristig ist das Ziel, die innerhalb des Netzwerks geschaffenen Strukturen und Konzepte auch für die Erforschung anderer Krankheitsbilder und somit die Förderung kooperativer Forschung auch über COVID-19 hinaus in der Universitätsmedizin zu nutzen.
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