Aus den Kliniken

Forschungsgruppe „RNA im Fokus“ erhält Millionenförderung der DFG

13.12.2022 - Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert die neue Forschungsgruppe „RNA im Fokus“ mit circa sieben Millionen Euro. Ziel des Projekts ist, das Zusammenspiel von Ribonukleinsäuren (RNAs) und Proteinen bei der Entstehung von Krebs zu entschlüsseln.

Dass Krebs durch Fehler in der Genregulation hervorgerufen werden kann und RNAs dabei eine wichtige Rolle spielen, ist in der Forschung bekannt, wenig jedoch über die dafür zugrundeliegenden Mechanismen. Krebs ist aktuell die zweithäufigste Todesursache in Deutschland. Dementsprechend groß ist der Bedarf an innovativen Behandlungskonzepten. Sieben der zehn Projekte starten in Halle (Saale).

Um von der verschlüsselten Erbinformation zum Genprodukt zu kommen, wird die DNA zunächst in Moleküle übersetzt, die dieser sehr ähnlich sind – die RNAs. Werden die als ‚kodierte Baupläne‘ in den Proteinfabriken der Zellen ausgelesen, spricht man von Genexpression. Neben kodierenden RNAs gibt es allerdings auch eine Vielzahl nicht-kodierender RNAs und RNA-bindender Proteine, die den Prozess regulieren. In einem komplexen Zusammenspiel steuern sie die Genexpression. Kommt es beim Menschen dabei zu Fehlern oder einer Deregulierung, kann Krebs entstehen.

„Technische Entwicklungen befeuern die Entdeckung nicht-kodierender RNAs und RNA-bindender Proteine, also der Elemente, die wichtige Prozesse in unseren Zellen regulieren“, erläutert Prof. Dr. Stefan Hüttelmaier, Sprecher der Forschungsgruppe und Leiter des Instituts für Molekulare Medizin an der Medizinischen Fakultät der MLU. Aktuell setzen Therapien meistens bei proteinkodierenden Genen an. Auf Zellebene sind jedoch auch zahlreiche Prozesse des nicht-kodierenden RNA-Kosmos an der Entstehung von Krebs beteiligt. „Diese zu erforschen und funktional zu charakterisieren bietet ein großes Potenzial für die Etablierung neuer Behandlungskonzepte bei Krebserkrankungen“, so Hüttelmaier.

Die Projektgruppen sollen mit der Förderung auch ein neues Messgerät erhalten, um das Forschungsvorhaben zu unterstützen. „Der ‚Monolith X‘ eröffnet neue Methoden für die Analyse der Interaktion von Proteinen und deren Bindungspartnern sowie insbesondere für die präklinische Entwicklung und Verbesserung potentieller Therapeutika“, erklärt Hüttelmaier. Das Gerät wird in der Core Facility Imaging unter Leitung von Dr. Nadine Bley am Institut für Molekulare Medizin den Betrieb aufnehmen und allen Forschern an der Martin-Luther-Universität zugänglich sein. ‚RNA im Fokus‘ ergänzt damit auch Forschung des DFG-geförderten Graduiertenkollegs 2467 „Intrinsisch ungeordnete Proteine – Molekulare Prinzipien, zelluläre Funktionen und Krankheiten“ an der Naturwissenschaftlichen Fakultät I und stärkt den Forschungsschwerpunkt der Medizinischen Fakultät in der präklinischen Tumorbiologie und Onkologie, der im DFG-geförderten Graduiertenkolleg 2751 „Entzündliche Einflüsse als Modulatoren der frühen Pankreaskarzinogenese (InCuPanC)„ bearbeitet wird.

„Die DFG hat mit ihrem Gutachten bestätigt, dass der Forschungsstandort Halle gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen aus Frankfurt und Leipzig die Kompetenz für hochrangige präklinische Forschung im Feld der biomedizinischen RNA- und Tumorbiologie besitzt. Die Untersuchungen des Zusammenspiels von RNA und der Entstehung von Krebs versprechen eine neue Basis in der Therapie“, erklärt Prof. Dr. Heike Kielstein, Dekanin der Medizinischen Fakultät der MLU.

Die DFG fördert über vier Jahre insgesamt zehn Projekte. Die Goethe-Universität Frankfurt führt zwei Forschungsprojekte durch, ein Projekt findet an der Universität Leipzig statt. Mit circa sechs Millionen Euro fließt der Großteil der Fördersumme in sechs Forschungsprojekte und das Koordinierungsprojekt der Medizinischen Fakultät der MLU, wovon zwei Forschungsprojekte gemeinsam mit dem Institut für Pharmazie und dem Institut für Physik durchgeführt werden. Verbunden mit der Förderung entstehen in Halle 15 neue Stellen, davon acht für Promovierende und sechs für promovierte Mitarbeiter. Nach Ablauf der vier Jahre ist eine Verlängerung der DFG-Förderung möglich.

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