Klinik für Pädiatrische Hämatologie und Onkologie besteht seit fünf Jahren
01.08.2024 - Experten-Team des Kemperhof ist erste Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche mit Krebs- und angeborenen Bluterkrankungen in der Region.
„Willst Du noch einen Kaffee?“ Gerne nimmt der Chefarzt das Angebot zur Freude seines kleinen Patienten an, der im Spielzimmer im Kemperhof eifrig für Nachschub sorgt. „Solche spielerischen Momente sind enorm wichtig für den weiteren Behandlungsverlauf“, weiß Dr. Stephan Lobitz, der seit Juli 2019 die Klinik für Pädiatrische Hämatologie & Onkologie leitet. „Dadurch schaffen wir Vertrauen und damit die Basis, um gemeinsam mit den jungen Patienten auch schwierige Phasen in der oft über einen längeren Zeitraum andauernden Therapie ihrer Erkrankung zu meistern“.
Die Kinderhämatologie und -onkologie im Kemperhof blickt auf eine lange Tradition zurück. Um diesen wichtigen Schwerpunkt weiter auszubauen, hat sich das GK- Mittelrhein vor fünf Jahren entschlossen, die Abteilung aus der Kinderklinik auszugliedern. „Neben Mainz sind wir die einzige Spezialklinik dieser Art in Rheinland-Pfalz“, hebt der Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin mit dem Schwerpunkt Pädiatrische Hämatologie und Onkologie hervor, der außerdem durch ein Zusatzstudium in London eine bundesweit einmalige Qualifikation für Seltene Bluterkrankungen erworben hat. „Wir sind sehr stolz darauf, dass sich unsere Klinik im Kemperhof bei jeglichem Verdacht auf Blut- und Krebserkrankungen als erste Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche und damit auch für die Kinderärzte der Region etabliert hat“, sagt Lobitz.
Gerade für junge Patienten ist eine wohnort- und damit familiennahe Versorgung wichtig. Dank der guten und weltweit einzigartigen Zusammenarbeit von kinderonkologischen Kliniken ist sichergestellt, dass Betroffene überall in Deutschland die gleiche Diagnostik und Therapie auf höchstem medizinischem Niveau erhalten. Das GK-Mittelrhein ist mit der Klinik für Pädiatrische Hämatologie und Onkologie als einzige nicht-universitäre Einrichtung in Deutschland zertifiziertes Mitglied von EuroBloodNet, dem Europäischen Referenznetzwerk für seltene Blutkrankheiten. „Insbesondere im Bereich der Gentherapie seltener angeborener Erkrankungen sind wir sehr aktiv. Einer unserer Patienten gehört zu den ersten in Deutschland, die durch eine Gentherapie von ihrer Thalassämie geheilt werden konnten“, betont der Chefarzt. Bei dieser angeborenen Erkrankung werden die Eiweißbausteine des Hämoglobins im falschen Mengenverhältnis produziert und die betroffenen Zellen dadurch vorzeitig abgebaut. Bei schweren Verlaufsformen benötigen Patienten ohne Therapie lebenslang alle zwei bis vier Wochen eine Bluttransfusion.
Im onkologischen Bereich konnten die Patientenzahlen in den letzten fünf Jahren mehr als verdoppelt werden, was Lobitz darauf zurückführt, dass immer mehr Patienten wohnortnah in Koblenz behandelt werden können. Sie müssen nicht mehr aus der Eifel oder dem Hunsrück bis nach Aachen, Bonn, Frankfurt, Mainz oder Homburg fahren. „Außerdem kooperieren wir eng mit den umliegenden Universitätskliniken, insbesondere mit den Kollegen in Gießen, so dass wir unseren Patienten auch Zugang zu hochmodernen Behandlungsoptionen wie der Protonentherapie bieten können.“
Darüber hinaus konnte im Kemperhof 2021 eine Tagesklinik etabliert werden, so dass ausgewählte Patienten nicht mehr im Krankenhaus übernachten müssen. In Zusammenarbeit mit dem Koblenzer Hospizverein und mit großzügiger Unterstützung der Else Schütz Stiftung aus Montabaur wurde Anfang des vergangenen Jahres außerdem ein Palliativteam gegründet, dass Kinder und Jugendliche am Lebensende zu Hause versorgt.
„Mein Team hat schon sehr viel geschafft, aber es gibt trotzdem noch genug zu tun. Wir sind alle topmotiviert, um die Versorgung unserer kleinen Patienten weiter zu verbessern“, sagt Lobitz.