Aus den Kliniken

Unrhythmische Herzen nach exzessivem Alkoholgenuss

07.10.2024 - Die Medizin untersucht immer dezidierter die negativen Effekte von Alkohol auf Körper und Gesundheit. Was auch nicht verwundert: Alkohol ist eines der stärksten Zellgifte überhaupt.

Nun sind Mediziner des LMU Klinikums mit ihren mobilen EKG-Geräten auf Partys junger Leute ausgeschwärmt. Heraus kam seriöse Wissenschaft, die „MunichBREW II-Studie“ mit der Erkenntnis: Binge Drinking („Komasaufen“) kann selbst bei jungen gesunden Menschen mit der Entwicklung klinisch relevanter Rhythmusstörungen in erstaunlich vielen Fällen eine bedenkliche Wirkung auf das Herz haben. Die Ergebnisse wurden im „European Heart Journal“ veröffentlicht.

Schon 2015 hatte das Team der Medizinischen Klinik und Poliklinik I des LMU Klinikums beim Münchener Oktoberfest die MunichBREW I-Studie gestartet. Damals haben die Ärzte um Prof. Dr. Stefan Brunner und Priv.-Doz. Dr. Moritz Sinner exzessiven Alkoholgenuss in Verbindung mit Herzrhythmusstörungen gebracht – aber nur eine Momentaufnahme im Elektrokardiogramm (EKG) untersucht.

Nun wollten die Wissenschaftler es genauer wissen und rückten abermals mit ihrem mobilen Equipment aus. Ziel: diverse kleine Feierlichkeiten junger Leute, bei denen die Wahrscheinlichkeit hoch war, „dass viele der Partygänger mindestens 1,2 Promille erreichen würden“, sagt Stefan Brunner. Genau sie bildeten die Gruppe der Teilnehmenden der MunichBREW II-Studie, die weltweit bisher größte Untersuchung zu akutem Alkoholkonsum und EKG-Veränderungen im Langzeit-EKG über mehrere Tage.

Das Procedere

Insgesamt werteten die Forschenden die Daten von über 200 Partygängern aus, die mit Spitzenblutalkoholwerten bis 2,5 Promille klar über den Durst tranken. Insgesamt 48 Stunden lang hat das EKG ihren Herzrhythmus überwacht, wobei unterschieden wurde zwischen dem Ausgangswert (Stunde 0), der „Trinkphase“ (Stunden 1-5), der „Erholungsphase“ (Stunden 6-19) und zwei Kontrollphasen jeweils 24 Stunden nach der „Trinkphase“ beziehungsweise der „Erholungsphase“. Die akuten Alkoholwerte während der Trinkperiode wurden mehrfach ermittelt. Die EKGs wurden auf Herzfrequenz, Variabilität der Herzfrequenz, Vorhofflimmern und weitere Arten von Herzrhythmusstörungen untersucht. Die EKGs hatten dabei trotz der ausgelassenen Stimmung der Studienteilnehmenden, fast durchweg eine hohe Qualität.

Die Ergebnisse

„Klinisch relevante Arrhythmien traten bei über fünf Prozent der ansonsten gesunden Teilnehmer auf“, erklärt Moritz Sinner, „und zwar überwiegend in der Erholungsphase.“ Die Alkoholzufuhr in der Trinkphase führte zu einem immer schneller werdenden Puls mit über 100 Schlägen pro Minute. Alkohol, so scheint es, kann profund in die autonomen regulatorischen Prozesse des Herzens einzugreifen. „Unsere Studie liefert aus kardiologischer Sicht einen weiteren negativen Effekt von akutem exzessivem Alkoholkonsum auf die Gesundheit“, betont Brunner. Welche langfristen schädlichen Effekte die alkoholbedingten Rhythmusstörungen auf die Herzgesundheit haben, bleibt Gegenstand weiterer Forschung.

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