Aus den Kliniken

Realitätsnah simulierte Ausnahmesituation: UKM schult Mitarbeitende bei eigenen Organspende-Fortbildungen

09.12.2024 - Organspende ist kein Alltagsgeschäft – deshalb müssen alle, die auf einer Intensivstation arbeiten, wissen, wie sie abläuft und was zu tun ist.

Um ärztliches und pflegerisches Personal für diese besonderen Anforderungen zu schulen, bietet das UKM (Universitätsklinikum Münster) regelmäßig interprofessionelle und interdisziplinäre Fortbildungen an, auf denen der Ablauf einer Hirntoddiagnostik und Organspende möglichst realitätsnah gezeigt werden soll – eigens engagierte Schauspieler inklusive.

 

Es ist nur eine fiktive Situation, aber trotzdem wird der Ernst der Lage an diesem Morgen im UKM Trainingszentrum schnell deutlich: Ein Tandem aus Ärzteschaft und Pflege soll den Eltern einer Patientin vermitteln, dass ihre Tochter nach einem Unglück vermutlich hirntot ist, alle Hirnfunktionen also unumkehrbar ausgefallen sind, und ihr Herz-Kreislauf-System allein aufgrund intensivmedizinsicher Maßnahmen und durch die Unterstützung von Geräten weiterarbeitet. Um Gewissheit zu haben, dass alle Hirnfunktionen irreversibel erloschen sind, soll eine entsprechende diagnostische Untersuchung ihrer Tochter durchgeführt werden, wie sie in der Intensivmedizin in so einer Situation üblich ist. Wird dabei das sehr seltene Ereignis des „irreversiblen Hirnfunktionsausfalls“ (umgangssprachlich Hirntod) festgestellt, muss spätestens im Anschluss auch über das Thema Organspende gesprochen werden, so sieht es das Transplantationsgesetz vor.

Das ist kein einfaches Thema – auch nicht im Übungsszenario am UKM, denn die Eltern sind hier extra engagierte Schauspielerinnen und Schauspieler, die dem Behandlungsteam bei seiner schwierigen Aufgabe einiges abverlangen. Diese hingegen sind „echt“ und arbeiten auf verschiedenen Intensivstationen der Uniklinik. Sieben von ihnen haben Anfang Dezember an der Organspende-Simulation teilgenommen, die das UKM drei Mal jährlich in Zusammenarbeit mit der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) anbietet.

„Es ist wichtig, dass alle – sowohl von pflegerischer als auch ärztlicher Seite – sicher in dem Thema sind. Organspende ist ein seltenes Ereignis, aber wenn es stattfindet, muss jeder wissen, was er zu tun hat – und das kann man am besten lernen, in dem man es praktisch übt“, sagt Dorothee Lamann, Transplantations- und Organspendebeauftragte am UKM. Entsprechend umfangreich werden in der simulierten Organspende alle relevanten Bereiche betrachtet – von der Aufklärung und Spendererkennung, über die Diagnostik des irreversiblen Hirnfunktionsausfalls und die intensivmedizinischen Maßnahmen und Pflege hirntoter Patienten bis hin zu eingangs erwähnten Angehörigengesprächen, um den Willen des Verstorbenen hinsichtlich einer potenziellen Organspende zu erkunden. Darüber hinaus wird auch die Verabschiedung vor der im Operationssaal durchgeführten Organentnahme simuliert. „Das Ganze soll realitätsnah nachgestellt werden. Da kann jeder erfahren: Was macht das mit mir, was kann ich gut, was kann nicht gut und welche Fragen stellen sich mir?“, sagt Lamann.

Da der festgestellte Hirntod die Voraussetzung für eine postmortale Organspende ist, ist auch die konkrete Hirntoddiagnostik Thema der interprofessionellen und interdisziplinären Fortbildung. Prof. Markus Holling, stellvertretender Direktor der Klinik für Neurochirurgie, zeigt den Teilnehmenden den Ablauf der Untersuchung, die nur Fachärztinnen und -ärzte mit viel Erfahrung in der Behandlung von schwerst Schädel-Hirn-Verletzten nach einer exakt definierten Richtlinie vornehmen dürfen. Diese ist bindend – ein Abweichen von den vorgegebenen Untersuchungen ist also nicht erlaubt. Auch die Pflegenden sollen mit dem Verfahren vertraut sein, damit sie Angehörige gut betreuen und auf die mögliche Diagnose Hirntod vorbereiten können.

„Die Hirntoddiagnostik besteht aus drei großen Blöcken“, sagt Holling. „Im ersten Schritt wird die Voraussetzung geprüft, also u.a. ausgeschlossen, dass es aufgrund einer Intoxikation mit Giften oder durch Medikamente zu dem Bewusstseinsverlust gekommen ist. In einem zweiten Schritt wird das klinische Syndrom getestet: Werden Kontaktversuche oder Schmerzen wahrgenommen, etwa durch erhöhten Herzschlag oder erhöhten Blutdruck? Dann werden penibel die Hirnstammreflexe getestet: Gibt es Augenbewegungen? Ist der Gleichgewichtssinn aktiv? Besteht bei einem Apnoe-Test ein Atemreflex? Die Irrevisibilität als dritter Schritt wird schließlich durch eine erneute Untersuchung oder apparative Zusatzdiagnostik erbracht. Mit bildgebenden Verfahren wird dann entweder gezeigt, dass es keine Durchblutung des Gehirns mehr gibt, oder dass die Zellen keine gesteuerten elektrischen Signale mehr senden.“

Ein hochkomplexes und mitunter auch hochemotionales Thema also. Die Einblicke in die Diagnostik, die Situation der Angehörigen, die Pflege hirntoter Patientinnen und Patienten – all das ist tatsächlich kein Alltagsgeschäft, wie die Veranstaltung am UKM den Teilnehmenden zeigt. Umso wichtiger, dass sie sich mit dem Thema vertraut machen und wissen, wie eine Organspende im Fall der Fälle abläuft.

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