Schlag auf Schlag - DGHNO-KHC ruft zur Datenerhebung von feuerwerksbedingten neuro-otologischen Schädigungen auf
27.12.2024 - Die Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie startet erneut eine Datenerhebung zu neuro-otologischen Verletzungen durch Pyrotechnik im Rahmen des Deutschen Knalltrauma-Registers.
Ziel ist es, ein umfassendes Bild über die Häufigkeit und Art von neuro-otologischen Verletzungen in Deutschland rund um den Jahreswechsel zu erhalten.
Seit einigen Jahren sammelt ein Team der HNO-Universitätsklinik in Homburg gemeinsam mit der Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie (DGHNO-KHC) Daten zum Thema feuerwerksbedingter neuro-otologischer Schädigungen zum Jahreswechsel, um die Öffentlichkeit und Entscheidungsträger über die Risiken von Feuerwerk für die Gesundheit zu informieren. Auch in diesem Jahr ist bereits ein entsprechender Aufruf verschickt worden.
HNO-Ärzte sind aufgerufen, ihre Beobachtungen zu feuerwerksbedingten Verletzungen an das Team der HNO-Universitätsklinik zu melden. Die erhobenen Daten werden anonym erhoben und ausgewertet und dienen ausschließlich wissenschaftlichen Zwecken zur Einschätzung der Inzidenz von feuerwerksbedingten neuro-otologischen Schädigungen.
Geschätzt 8000 Deutsche erlitten zu Silvester 1999/2000 eine Verletzung des Innenohrs durch explodierende Feuerwerkskörper - das sogenannte "Knalltrauma". Verlässliche aktuelle Daten zur Inzidenz fehlen derzeit. Bestätigt ist jedoch, dass Feuerwerksverletzungen besonders häufig in der Altersgruppe zwischen 6 und 25 Jahren auftreten - bei Männern dreimal so oft wie bei Frauen. Professor Dr. med. Timo Stöver, Präsident der DGHNO-KHC empfiehlt, sich von Silvesterknallern fernzuhalten und sich selbst und Unbeteiligte so zu schützen. Knalltraumata können zu dauerhaften Hörschäden und Tinnitus führen und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen.
Trotz gelegentlicher Verkaufsverbote von Feuerwerkskörpern, wie beispielsweise während der Corona-Pandemie, treten diese Verletzungen immer wieder auf. "Zwei Drittel der gemeldeten Verletzten sind Zuschauer und keine Akteure. Explodierende Feuerwerkskörper erreichen bis zu 160 Dezibel Schalldruckpegel, vergleichbar mit einer abgefeuerten Pistole", erklärt Dr. med. Veronika Flockerzi, HNO-Ärztin am Universitätsklinikum Homburg, die das Deutsche Knalltrauma-Register 2021 ins Leben gerufen hat und seitdem mit Prof. Dr. med. Alessandro Bozzato betreut. Ein Knalltrauma kann bereits ab einen Schalldruckpegel von 140 Dezibel ausgelöst werden.
Seit 2021 werden im Deutschen Knalltrauma-Register neuro-otologische Verletzungen durch Pyrotechnik in ganz Deutschland gesammelt und ausgewertet. "Zwischenzeitlich überblicken wir drei Jahreswechsel, der aktuelle Jahreswechsel soll wieder erhoben werden. Die Daten aus der ersten Erhebung sind bereits publiziert und zeigen die Notwendigkeit weiterer Untersuchungen", erläutert Dr. med. Veronika Flockerzi. Ziel der aktuellen Erhebung sei es, zu ermitteln, inwieweit sich die Häufigkeit von neuro-otologischen Schädigungen seit dem Jahreswechsel 2021/22 verändert hat.
Die Ergebnisse der langfristig weiter fortgeführten Studie unter Mitwirkung der DGHNO-KHC sollen außerdem dazu beitragen, Präventionsmaßnahmen zu entwickeln und die Öffentlichkeit für die Gefahren von Feuerwerk zu sensibilisieren.
Hintergrund
Hörstörungen stehen weltweit an zweiter Stelle der Ursachen, die zu Behinderungen führen. Häufigste Ursache ist eine Funktionsstörung des Innenohrs durch Lärm. Das Knalltrauma - an Silvester durch Feuerwerkskörper verursacht - ist eine häufige Gefahrenquelle für dauerhaften Hörverlust. Experten der DGHNO-KHC fordern die Politik erneut auf, vor allem Kinder und Jugendliche vor Freizeitlärm zu schützen, anstatt wie im Jahr 2010 die deutsche Sprengstoffverordnung deutlich zu lockern: Statt 200 Gramm Sprengmasse darf eine Feuerwerksbatterie seitdem 500 Gramm beinhalten. Damit verdoppelt sich deren Sprengkraft.
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