Prof. Dr. Julia Stingl: neue Ärztliche Direktorin am Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD)
15.01.2025 - Prof. Dr. Julia Stingl ist neue Ärztliche Direktorin der Abteilung für Klinische Pharmakologie und Pharmakoepidemiologie am UKHD
Die Fachärztin für Klinische Pharmakologie wird Forschung und Beratung zu individuellen und sicheren Arzneimitteltherapien weiter ausbauen. Hierfür nutzt Professorin Julia Stingl auch molekulare Daten, die es ermöglichen, potentielle Nebenwirkungen eines Medikaments für den einzelnen Patienten vorherzusagen und eine individuell zugeschnittene Therapiestrategie zu entwickeln.
Seit 1. Januar leitet Prof. Dr. Julia Stingl die Abteilung für Klinische Pharmakologie und Pharmakoepidemiologie am Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD) und wurde auf die W3-Professur für „Klinische Pharmakologie“ an der Medizinischen Fakultät Heidelberg der Universität Heidelberg berufen. Sie tritt damit die Nachfolge von Professor Dr. Walter Haefeli an, der sich nach 25 Jahren in dieser Funktion zum Jahreswechsel in den Ruhestand verabschiedet hat. Die 53-jährige Medizinerin war zuletzt Direktorin des Instituts für Klinische Pharmakologie an der Uniklinik RWTH Aachen.
„Wir begrüßen Prof. Julia Stingl herzlich in Heidelberg. Sie wird mit ihrer großen Expertise die Entwicklung neuartiger Therapien aus der Grundlagenforschung heraus über erste klinische Anwendungen am Patienten bis in die Regelversorgung begleiten“, sagt Prof. Dr. Dr. Jürgen Debus, Leitender Ärztlicher Direktor des UKHD. „Dies ist ein zukunftsweisender Schwerpunkt der Heidelberger Universitätsmedizin, zum Beispiel im Bereich der Gen- und Zelltherapien bei Krebserkrankungen und bei seltenen Erkrankungen. Wir freuen uns sehr, dass Prof. Stingl sowohl innerhalb der Kliniken des UKHD als auch für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte Beratungen zur sicheren und individuellen Arzneimitteltherapie ausbauen wird. Dies ist von enormer Bedeutung, vor allem für ältere Patientinnen und Patienten, die oft viele Medikamente einnehmen müssen.“
Die Abteilung mit mehr als 60 Mitarbeitenden ist die älteste Klinik für Klinische Pharmakologie und Pharmakoepidemiologie in Deutschland und in das Zentrum für Innere Medizin des UKHD integriert. Im Klinisch-Pharmakologischen Studienzentrum (KliPS) führt das Team um Professorin Stingl frühe Phasen von Arzneimittelstudien durch. Ein mit modernsten Analysegeräten ausgestattetes Großlabor ermöglicht pharmakologische Forschung auf internationalem Spitzenniveau.
„Wir freuen uns sehr, dass wir mit Prof.Julia Stingl eine ausgewiesene Expertin der Pharmakogenetik für die Medizinische Fakultät Heidelberg gewinnen konnten. Ihre Forschung ermöglicht es, den Einfluss genetischer Faktoren auf die Wirkung von Arzneimitteln besser zu verstehen und so individuell zugeschnittene Behandlungsansätze für Patientinnen und Patienten zu entwickeln. In Zusammenarbeit mit führenden Heidelberger Forschungsgruppen auf dem Gebiet der Genomforschung wird sie die so gewonnen Daten nutzen, um die Translation personalisierter Therapien weiter voranzubringen“, sagt Professor Dr. Michael Boutros, Dekan der Medizinischen Fakultät Heidelberg der Universität Heidelberg.
„Diese genetischen Gesundheitsdaten werden zukünftig genauso zu einer sicheren Behandlung gehören wie klassische Angaben über Alter, Gewicht und klinische Vorgeschichte eines Patienten“, sagt Professorin Julia Stingl. „In meinen Forschungsarbeiten zur Pharmakogenetik konnte ich zeigen, dass die Nebenwirkungen bei bestimmten Medikamenten um bis zu ein Drittel gesenkt werden können, wenn pharmakogenetische Besonderheiten eines Patienten in die Therapieentscheidung einfließen. Dies gilt zum Beispiel für Arzneimittel, die bei Depressionen oder Schmerzen eingesetzt werden, aber auch für Mittel in der Transplantations- und der Krebsmedizin. Diese genetischen Besonderheiten zeigen zum Beispiel an, ob ein Patient ein bestimmtes Medikament schlecht abbauen kann und helfen dabei, die passende Dosierung und Auswahl von Medikamenten zu bestimmen.“ Besonders freut sich die gebürtige Nürnbergerin auf die fächerübergreifenden Kooperationen von der Grundlagenforschung bis zur Patientenbehandlung, auch mit Partnern wie dem Deutschen Krebsforschungszentrum. „Heidelberg ist für die Translation bestens aufgestellt, hier sprudeln die Ideen für die Weiterentwicklung einer modernen Medizin. Hier möchte ich meine Erfahrungen von der ersten klinischen Studie bis ans Patientenbett einbringen.“
Dabei kommt Stingl auch ihre langjährige Erfahrung am Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte in Bonn zugute. Welche Regularien und Anforderungen es bei der Entwicklung neuer Arzneimittel zu beachten gilt, möchte sie auch Studierenden nahebringen. „Die hohe Qualität bei klinischen Studien ist enorm wichtig für die Sicherheit der Patienten und eine erfolgreiche Translation.“ Berufsgruppen-übergreifend wird Julia Stingl lehren, welche unerwünschten Wirkungen eine Therapie haben kann und woran sich Nebenwirkungen erkennen lassen. Diese klinische Wachsamkeit sei enorm wichtig. „Insbesondere neue und ungewöhnliche Beschwerden bei Patienten könnten auch eine durch Arzneimittel ausgelöste Nebenwirkung sein. Immerhin sind bei etwa sieben Prozent der Notfallpatienten in Krankenhäusern Nebenwirkungen von Medikamenten die Ursache für die Beschwerden, die zur Vorstellung im Krankenhaus geführt haben.“
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